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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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antwortete die Frau verdrießlich. »Der Rücken tut mir weh.«
    »Ich reibe ihn Ihnen ein.«
    »Hilft nichts. Was haben Sie immer in meinem Schrank herumzustöbern? Stimmt etwas nicht?«
    Jill versuchte, ihren Magen wieder hinunterzuschlucken. »Mäuse«, antwortete sie.
    »>Mäuse    Jill riß das Gerät ab, stopfte es in die Tasche und sprang zu Boden. »Nicht doch, Mrs. Fritschlie - ich habe nur nachgesehen, ob Mäuselöcher da sind. Aber es sind keine da.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher. Jetzt wollen wir Ihren Rücken einreiben. Beugen Sie sich vor.«
    Jill entschloß sich, es mit dem leeren Zimmer zu riskieren, das Teil von K-12, der Suite des Mannes vom Mars, war. Es blieb ihr nicht mehr viel Zeit, bevor sie abgelöst wurde. Also holte sie den Hauptschlüssel.
    Doch sie fand das Zimmer offen und von zwei weiteren Marines bevölkert; die Wache war verdoppelt worden. Einer der Männer sah zu ihr hin, als sie die Tür öffnete. »Suchen Sie jemanden?«
    »Nein. Setzt euch nicht auf das Bett, Jungs«, entgegnete sie scharf. »Wenn ihr Stühle braucht, werden wir welche kommen lassen.« Der Mann stand widerstrebend auf; Jill ging und versuchte, ihr Zittern zu verbergen.
    Bei Dienstschluß trug sie die Wanze immer noch in der Tasche. Sie wollte sie Caxton zurückgeben. Also zog sie sich etwas anderes an, steckte die Wanze in ihre Tasche und ging aufs Dach. Einmal in der Luft und auf dem Weg zu Bens Wohnung, atmete sie freier. Sie rief ihn auf dem Flug an.
    »Hier Caxton.«
    »Jill, Ben. Ich möchte dich besuchen. Bist du allein?«
    Er antwortete langsam: »Das halte ich nicht für besonders klug.«
    »Ben, ich muß. Ich bin schon unterwegs.«
    »Okay, wenn es nicht anders geht.«
    »Welche Begeisterung!«
    »Hör zu, Schatz, nicht etwa, daß ich.«
    »Bis dann!« Sie schaltete ab, beruhigte sich und nahm sich vor, es nicht an Ben auszulassen - sie spielten außerhalb ihrer eigenen Liga. Zumindest sie tat es. Sie hätte die Finger von der Politik lassen sollen.
    Jill fühlte sich besser, als sie sich in seine Arme schmiegte. Ben war ein so lieber Kerl, vielleicht sollte sie ihn doch heiraten. Als sie etwas sagen wollte, legte er ihr die Hand über den Mund und flüsterte: »Nichts sagen. Möglich, daß ich abgehört werde.«
    Sie nickte, holte den Recorder hervor, gab ihn ihm. Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe, aber er bemerkte nichts dazu. Statt dessen reichte er ihr ein Exemplar der Post vom Nachmittag.
    »Hast du die Zeitung schon gelesen?« fragte er mit natürlicher Stimme. »Du könntest einen Blick hineinwerfen, während ich abwasche.«
    »Danke.« Sie griff danach, und er zeigte auf einen Artikel. Dann ging er und nahm den Recorder mit. Der Artikel war von Ben.
    DAS KRÄHENNEST von Ben Caxton
    Jeder weiß, daß Gefängnisse und Krankenhäuser eins gemeinsam haben: Es kann sehr schwierig sein, hinauszukommen. In mancher Beziehung ist ein Gefangener weniger abgeschnitten als ein Patient; ein Gefangener kann nach seinem Rechtsanwalt schicken, einen unparteiischen Zeugen verlangen, einen Haftprüfungstermin beantragen und auf einer öffentlichen Gerichtsverhandlung seines Falls bestehen.
    Aber es braucht nur auf Befehl eines der Medizinmänner unseres komischen Stammes ein Schild KEIN BESUCH aufgehängt zu werden, um einen Krankenhauspatienten gründlicher in Vergessenheit geraten zu lassen, als es dem Mann mit der eisernen Maske geschehen ist.
    Sicher, die nächsten Verwandten des Patienten kann man nicht draußen lassen - aber der Mann vom Mars hat offenbar keine. Die Crew der unglücklichen Envoy besaß wenige Familienbande auf der Erde. Wenn der Mann mit der eisernen Maske - Verzeihung, ich meine den >Mann vom Mars< - irgendwelche Angehörigen besitzt, die seine Interessen wahrnehmen, sind ein paar tausend Reporter unfähig gewesen, sie aufzuspüren.
    Wer spricht für den Mann vom Mars? Wer hat bewaffnete Posten um ihn aufgestellt? Was hat er für eine fürchterliche Krankheit, daß niemand einen Blick auf ihn werfen, geschweige denn ihm eine Frage stellen darf? Ich wende mich an Sie, Herr Generalsekretär. Die Erklärungen >körperliche Schwäche< und >g-Ermüdung< ziehen nicht mehr. Wenn das die Antwort wäre, würde eine neunzig Pfund wiegende Krankenschwester den gleichen Zweck erfüllen wie bewaffnete Posten.
    Könnte diese Krankheit finanzieller Natur sein? Oder (drücken wir es milde aus) politischer?
    *
    Es kam noch mehr von der Art.

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