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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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machen? Oder für zehn Millionen, steuerfrei?«
    »Natürlich nicht.«
    (»Michael, grokst du das?«)
    (»Beinahe in ganzer Fülle, Jill. Es ist Zeit, zu warten.«)
    »Siehst du, Liebes? Ich wußte, daß in diesem Wasser Liebe war. Ihr seid Sucher, dem Licht sehr nahe. Aber da ihr beiden, aus der Liebe, die in euch ist, >Wasser geteilt habt und zueinandergewachsen seid<, wie Michael sagt, kann ich euch Dinge erzählen, über die ich normalerweise mit einem Sucher nicht sprechen dürfte.«
    *
    Reverend Foster - ob selbsternannt oder von Gott ernannt, hing davon ab, welchen Autor man zitierte - hatte für den Puls seiner Zeit einen Riecher, der weitaus empfindsamer war als der eines geschickten Schaustellers beim Gimpelfang. Die als >Amerika< bekannte Zivilisation hatte während ihrer ganzen Geschichte eine gespaltene Persönlichkeit. Ihre Gesetze waren puritanisch, heimlich benahm sie sich obszön im Stil des Rabelais, ihre wichtigsten Religionen waren apollinisch, ihre Erweckungen fast dionysisch. Im 20. Jahrhundert (terranische christliche Ära) wurde der Sex nirgendwo auf der Erde so rigoros unterdrückt - und nirgendwo bestand ein so lebhaftes Interesse daran.
    Foster hatte mit jedem großen Religionsführer des Planeten zwei Eigenschaften gemeinsam: Er war eine außerordentlich charismatische Persönlichkeit (>Hypnotiseur< war das Wort, das seine Verleumder dafür verwendeten - neben anderen, weniger schönen), und sexuell war er nicht weit von der menschlichen Norm entfernt. Auf der Erde waren die großen Religionsführer immer entweder zölibatär - oder das genaue Gegenteil. (Große Führer, die wirklichen Erneuerer - nicht unbedingt hohe Beamte oder Bewahrer.) Foster war nicht zölibatär.
    Ebensowenig waren das seine Ehefrauen und Priesterinnen - die Wiedergeburt unter der Neuen Offenbarung schloß ein Ritual ein, das später von Valentine Michael Smith als ideal für das Zusammenwachsen gegrokt wurde.
    In der terranischen Geschichte hatten viele Kulte die gleiche Technik gebraucht - allerdings in Amerika vor Fosters Zeit nicht in größerem Rahmen. Foster wurde mehr als einmal aus einer Stadt vertrieben, bevor er eine Methode perfektionierte, die ihm erlaubte, seinen Kult zu verbreiten. Er machte Anleihen bei den Freimaurern, dem Katholizismus, der kommunistischen Partei und der Madison Avenue ebenso, wie er bei der Zusammenstellung seiner Neuen Offenbarung Gedanken aus früheren Schriften entlehnte. Über das alles kam der Zuckerguß einer Rückkehr zur urtümlichen Christenheit. Er gründete eine Äußere Kirche, die jeder besuchen durfte. Ein Mensch konnte viele Jahre lang ein >Sucher< bleiben, was eine Menge Vorteile für die Kirche mit sich brachte. Dann gab es eine Mittlere Kirche, die dem Anschein nach >Die Kirche der Neuen Offenbarung< darstellte, die Gemeinschaft der glücklichen Geretteten, die den Zehnten bezahlten, alle Vorteile wahrnahmen, die ihnen die sich immer weiter ausdehnenden geschäftlichen Verflechtungen der Kirche boten, und sie mit Glückseligkeit, Glückseligkeit, Glückseligkeit! zu einem endlosen Volksfest hochjubelten. Ihre Sünden waren ihnen vergeben - und sehr wenig war sündhaft, solange sie ihre Kirche unterstützten, ehrlich im Umgang mit ihren Mit-Fosteriten waren, Sünder verdammten und glücklich blieben. Die Neue Offenbarung ermutigte Lüsternheit nicht ausdrücklich, aber sie wurde recht mystisch, wenn sie auf das Sexualverhalten zu sprechen kam.
    Die Mittlere Kirche stellte den Stoßtrupp. Foster entlieh sich einen Trick von den Wobblies des frühen 20. Jahrhunderts. Wenn eine Gemeinde versuchte, die Fosteriten-Bewegung zu unterdrücken, strömten in dieser Stadt Fosteriten zusammen, bis Gefängnisse und Polizei ihrer nicht mehr Herr wurden. Polizisten bekamen Rippen eingetreten, und Gefängnisse wurden zertrümmert.
    Wenn ein öffentlicher Ankläger voreilig genug war, ein Verfahren zu eröffnen, erwies es sich als unmöglich, es durchzuführen. Foster (der es unter Beschuß gelernt hatte) sorgte dafür, daß Anklagen zu Verfolgungen nach dem Buchstaben des Gesetzes wurden. Niemals wurde ein Fosterit vom Obersten Gerichtshof - oder später vom Hohen Gerichtshof - wegen Fosteritentums verurteilt.
    Innerhalb der nach außen sichtbaren Kirche befand sich die Innere Kirche - ein harter Kern von einsatzfreudigen Mitgliedern, aus denen sich die Priesterschaft, die Laienführer, sämtliche Schlüsselbewahrer und politischen Strategen zusammensetzten. Sie waren

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