Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
Vom Netzwerk:
fand Frauen (einschließlich, ohne jeden Zweifel, Patricia Paiwonski) durchaus sexuell stimulierend, aber es stimulierte ihn nicht, daß er sie sah. Geruch und Berührung zählten mehr - und darin war er quasimenschlich, quasimarsianisch. Der entsprechende marsianische Reflex (so wenig subtil wie ein Niesen) wurde von diesen Sinnen ausgelöst, konnte jedoch nur in der Paarungszeit aktiviert werden. Für einen Marsianer war >Sex< so romantisch wie intravenöse Ernährung.
    Wenn er sich ihre Bilder wegdachte, fiel Mike eines deutlicher auf: Patricia hatte ihr eigenes Gesichts, in Schönheit gestaltet durch ihr Leben. Sie besaß, er sah es mit Staunen, noch mehr ihr eigenes Gesicht, als Jill es hatte. Das verstärkte sein Gefühl für Pat, das er noch nicht Liebe nannte. Statt dessen verwendete er ein geringeres, marsianisches Konzept.
    Sie hatte auch ihren eigenen Geruch und ihre eigene Stimme. Ihre Stimme klang heiser; er hörte sie gern, auch wenn er ihre Bedeutung nicht grokte. In ihren Geruch mischte sich eine Spur von bitterem Moschus, was von ihrem Umgang mit Schlangen herrührte. Mike liebte ihre Schlangen und konnte mit den giftigen umgehen - nicht nur, indem er seinen Zeitsinn streckte, um ihrem Zubeißen auszuweichen. Sie grokten mit ihm; er genoß ihre unschuldig erbarmungslosen Gedanken - sie erinnerten ihn an zu Hause. Mike war der einzige andere Mensch, der Honey Bun so anfassen konnte, daß es der Boa constrictor Vergnügen bereitete. Sie ließ es apathisch zu, daß andere sie berührten - aber Mike akzeptierte sie als Ersatz für Pat.
    Mike ließ die Bilder von neuem erscheinen.
    Jill fragte sich, warum Tante Patty sich hatte tätowieren lassen. Sie würde richtig hübsch aussehen - wenn sie kein lebender Comicstrip wäre. Aber sie liebte Patty selbst, nicht die Art, wie Patty aussah - und Patty hatte dadurch ein regelmäßiges Einkommen - bis sie so alt wurde, daß die Gimpel nicht mehr dafür bezahlen würden, sie zu sehen, auch wenn diese Bilder von Rembrandt wären. Sie hoffte, Patty legte recht viel auf die hohe Kante - und dann fiel ihr ein, daß Tante Patty jetzt ein Wasserbruder war und Mikes unendliches Vermögen teilte. Das machte ihr warm ums Herz.
    »Nun?« wiederholte Mrs. Paiwonski. »Was seht ihr? Wie alt bin ich, Michael?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Rate! Ich bin schon nicht beleidigt.«
    »Das kann ich nicht, Pat.«
    »Ach, mach schon!«
    »Patty«, mischte Jill sich ein, »er kann es wirklich nicht. Er hat nicht gelernt, das Alter zu schätzen - du weißt, wie kurze Zeit er erst auf der Erde ist. Und Mike denkt in marsianischen Jahren und marsianischer Mathematik. Wenn es um Zeit oder Zahlen geht, springe ich für ihn ein.«
    »Gut. dann schätze du, Liebes. Sei ehrlich!«
    Jill musterte Pattys schlanke Gestalt, aber auch ihre Hände, ihren Hals und ihre Augen - dann zog sie trotz der Ehrlichkeit, die man einem Wasserbruder schuldig ist, fünf Jahre ab. »Hmm, dreißig, plus oder minus ein Jahr.«
    Mrs. Paiwonski stieß ein triumphierendes Lachen aus. »Das ist einer der Vorteile des wahren Glaubens, meine Liebe! Jill - Schätzchen, ich bin fast fünfzig. Ich verrate aber nicht, wie nah dran. Ich habe aufgehört zu zählen.«
    »So siehst du nicht aus!«
    »Ich weiß. Das bewirkt die Glückseligkeit, Liebes. Nach meinem ersten Kind achtete ich nicht mehr auf meine Figur - ich wurde dick und breit. Ich sah aus wie ein Faß. Man mußte das Wort >Fett< für mich neu definieren. Mein Bauch sah aus wie im siebten Monat. Meine Brüste hingen und ich habe sie niemals liften lassen. Du kannst es sehen - sicher, ein guter Chirurg hinterläßt keine Narben. aber bei mir würde es auffallen, Liebes; es würde Löcher in zwei Bilder hacken.
    Dann sah ich das Licht! Ich mache keine Gymnastik, ich halte keine Diät ein - ich esse wie ein Scheunendrescher. Glückseligkeit, Liebes. Vollkommene Glückseligkeit im Herrn durch die Hilfe von Erzengel Foster.«
    »Es ist erstaunlich«, sagte Jill und meinte es auch so. Sie kannte eine Reihe von Frauen, die sich gut gehalten hatten (sie selbst hatte sich das auch vorgenommen). aber in jedem Fall nur unter erheblichem Aufwand. Tante Patty hatte in der Zeit, in der sie sie kannte, ganz bestimmt weder Diät gehalten noch Gymnastik getrieben, und Jill wußte, was beim Brustliften weggeschnitten wurde. An diese Tätowierungen war nie ein Messer gekommen.
    Mike nahm an, Pat habe gelernt, ihren Körper so zu denken, wie sie ihn wünschte, ob sie es nun Foster

Weitere Kostenlose Bücher