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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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>wiedergeboren<, über die Sünde hinausgewachsen, des Himmels sicher und die einzigen Zelebranten der Inneren Mysterien.
    Foster wählte diese Leute mit großer Sorgfalt aus, und zwar höchstpersönlich, bis die Bewegung zu groß wurde. Er suchte nach Männern, die wie er, und nach Frauen, die wie seine Priesterinnen-Gattinnen waren, dynamisch, völlig überzeugt, hartschädelig und von Eifersucht in ihrer menschlichsten Bedeutung frei (oder geeignet, davon befreit zu werden, sobald sie von Schuldgefühlen und Unsicherheit gereinigt waren). Sie alle mußten sich zu Satyrn und Nymphen entwickeln können, denn die geheime Kirche war der dionysische Kult, an dem es Amerika fehlte und für den es einen enormen potentiellen Markt gab.
    Er war äußerst vorsichtig. Wenn Kandidaten verheiratet waren, mußten beide Ehegatten beitreten. Unverheiratete Kandidaten mußten sexuell attraktiv und aggressiv sein - und er prägte seinen Priestern die Notwendigkeit ein, daß die männlichen Mitglieder den weiblichen an Zahl gleich sein oder sie übertreffen müßten. Nirgendwo steht verzeichnet, Foster habe frühere ähnliche Kulte in Amerika studiert - aber er wußte oder spürte, woran die meisten gescheitert waren: Die besitzergreifende Sinnlichkeit ihrer Priester hatte zu Eifersucht geführt. Diesen Fehler vermied Foster. Kein einziges Mal behielt er eine Frau für sich, selbst die nicht, die er heiratete.
    Auch war er nicht zu eifrig darin, seine Kerntruppe zu erweitern. Die Mittlere Kirche hatte vieles anzubieten, um die milderen Begierden der Massen zu befriedigen. Wenn eine Wiedererweckung zwei Paare hervorbrachte, die der >himmlichen Heirat< fähig waren, reichte ihm das. War niemand geeignet, ließ er die Saat wachsen und schickte ein routiniertes Priester-Paar, die Leute anzuleiten.
    So weit wie möglich prüfte er Kandidaten-Paare selbst, zusammen mit einer Priesterin. Da ein solches Paar bereits >gerettet< war, was die Mittlere Kirche betraf, war sein Risiko gering - bei der Frau gleich Null, und den Mann sah er sich genau an. Dann erst überließ er ihn der Priesterin. Bevor sie >gerettet< wurde, war Patricia Paiwonski jung, verheiratet und >sehr glücklich< gewesen. Sie hatte ein Kind, sie blickte zu ihrem viel älteren Mann auf und bewunderte ihn. George Paiwonski war ein großzügiger, zärtlicher Mann mit nur einer einzigen Schwäche - aber diese Schwäche war die Ursache, daß er nach einem langen Tag oft zu betrunken war, um seine Zärtlichkeit zu zeigen. Trotzdem war seine Tätowiernadel immer präzise und sein Blick scharf. Patty hielt sich für eine glückliche Frau - sicher, George wurde gelegentlich zu einer Kundin zärtlich - sehr zärtlich, wenn es früh am Tag war - und natürlich erfordert das Tätowieren Abgeschlossenheit, besonders bei Damen. Patty war tolerant; als George mehr und mehr der Flasche verfiel, verabredete sie sich manchmal mit einem Kunden.
    Aber es fehlte ihr etwas in ihrem Leben, und die Lücke schloß sich nicht einmal dann, als ein dankbarer Kunde ihr eine Schlange schenkte - er gehe zur See, sagte er, und könne sie nicht behalten. Patricia liebte Tiere und kannte keine Scheu vor Schlangen; sie brachte die Schlange in ihrem Schaufenster unter, und George malte ein herrliches vierfarbiges Bild für den Hintergrund: »Bitte nicht auf mich treten!« Dieses Design errang große Beliebtheit.
    Patricia legte sich weitere Schlangen zu, und sie waren ihr ein Trost. Aber sie war die Tochter eines Mannes aus Ulster und eines Mädchens aus Cork; der bewaffnete Frieden zwischen ihren Eltern hatte sie ohne eine Religion gelassen.
    Sie war bereits eine >Sucherin<, als Foster in San Pedro predigte. Es war ihr gelungen, George zu überreden, daß er sie ein paarmal am Sonntag begleitete, aber er hatte das Licht nicht gesehen.
    Foster brachte ihnen das Licht, sie legten ihre Beichte zusammen ab. Als Foster sechs Monate später zurückkam, zeigten die Paiwonskis einen solchen Eifer, daß er ihnen seine persönliche Aufmerksamkeit widmete.
    »Ich habe von dem Tag an, als George das Licht sah, nie auch nur eine Minute Kummer gehabt«, berichtete sie Mike und Jill. »Er trank immer noch - aber nur in der Kirche und niemals zuviel. Als unser heiliger Führer zurückkehrte, hatte George sein Großes Projekt begonnen. Natürlich wollten wir es Foster zeigen.« Mrs. Paiwonski zögerte. »Kinder, ich dürfte euch das nicht erzählen.«
    »Dann laß es bleiben!« antwortete Jill mit Nachdruck.

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