Fremder in einer fremden Welt
Gott kann sich nicht selbst entfliehen, Er kann Seine totale Verantwortung nicht abwerfen - Er muß für immer Seinem Willen unterworfen bleiben. Der Islam wird immer bestehen - Er kann den Schwarzen Peter nicht weitergeben. Er bleibt bei Ihm - und mir. und dir. und Mike.«
Jubal stieß einen Seufzer aus. »Stinky, Theologie verdirbt mir immer die Laune. Wo ist Becky? Kann sie die Arbeit an diesem Wörterbuch nicht einfach sausen lassen und einen alten Freund begrüßen? Ich habe sie seit über zwanzig Jahren nicht mehr gesehen; das ist zu lange.«
»Du wirst sie sehen. Aber sie kann ihre Arbeit jetzt nicht unterbrechen, sie diktiert. Laß es mich erklären. Bis jetzt habe ich einen Teil jedes Tages in Rapport mit Mike verbracht - nur ein paar Augenblicke, wenn man auch das Gefühl hat, es sei ein Acht-Stunden-Tag gewesen. Dann habe ich sofort alles, was er mir vermittelt hatte, auf Band diktiert. Von diesen Bändern haben andere, die in marsianischer Phonetik ausgebildet sind - nicht unbedingt Fortgeschrittene -, Abschriften gemacht. Dann hat Maryam sie auf einer speziellen Schreibmaschine getippt, und Mike oder ich - besser, Mike tut es, aber seine Zeit ist äußerst knapp - haben den Text von Hand korrigiert.
Aber jetzt grokt Mike, daß er Maryam und mich wegschicken wird, um die Arbeit zu beenden - oder, genauer ausgedrückt, er hat gegrokt, daß wir eine solche Notwendigkeit groken werden. Deshalb stellt Mike Bänder für Monate und Jahre fertig, damit ich sie mitnehmen und in phonetische Schrift umsetzen kann. Außerdem haben wir Stapel von Mikes Vorlesungen - auf marsianisch -, die geschrieben werden müssen, wenn das Lexikon fertig ist. Wir konnten sie zunächst nur mit Mikes Hilfe verstehen. Später werden sie dann unter Verwendung des Wörterbuches gedruckt.
Ich bin zu der Annahme gezwungen, daß Maryam und ich bald abreisen werden, weil Mike, überlastet, wie er ist, die Methode geändert hat. Acht Schlafzimmer hier sind mit Bandgeräten ausgestattet. Diejenigen, die damit umgehen können - Patty, Jill, ich selbst, Maryam, unsere Freundin Allie und noch ein paar andere -, wechseln sich in diesen Räumen ab. Mike versetzt uns in Trance und gießt in ein paar Augenblicken, die einem wie Stunden vorkommen, Sprache in uns hinein - Definitionen, Idiome, Konzepte. Dann diktieren wir es sofort, solange es noch frisch ist. Aber das kann nicht jeder. Man braucht eine deutliche Aussprache und die Fähigkeit, einen Trance-Rapport herzustellen und die Ergebnisse von sich zu geben. Sam zum Beispiel hat alles bis auf die Aussprache - er bringt es, Gott weiß, wie, fertig, Marsianisch mit Bronx- Akzent zu sprechen. Wir können ihn nicht einsetzen, es würde endlose Errata hervorrufen. Darum tut Allie es - das Diktieren. Sie ist in der SemiTrance, die für eine eidetische Erinnerung notwendig ist, und wenn man sie unterbricht, wird sie vergessen, was sie noch nicht aufgezeichnet hat.«
»Ich groke«, stimmte Jubal zu, »obwohl mich das Bild von Becky Vesey als marsianische Adeptin ein wenig erschüttert.
Immerhin, sie war eine der besten Mentalistinnen im Showgeschäft. Sie konnte Gedanken lesen, daß es einem Gimpel vor Angst die Schuhe auszog. und das Geld aus der Brieftasche. Stinky, wenn ihr weggehen wollt, um eure Arbeit in Ruhe und Frieden zu Ende zu führen, warum kommt ihr dann nicht nach Hause? In dem neuen Flügel ist viel Platz.«
»Das werden wir vielleicht tun. Es ist Zeit, zu warten.«
»Süßer«, meinte Miriam ernst, »das wäre eine wundervolle Lösung - wenn Mike uns aus dem Nest wirft.« »Wenn wir groken, daß wir das Nest verlassen sollen, meinst du.«
»Das ist dasselbe.«
»Du sprichst richtig, meine Liebste. Wann wird hier eigentlich gegessen? Ich habe einen höchst unmarsianischen Kohldampf. Im Nest war der Service besser.«
»Du kannst von Patty nicht erwarten, daß sie an deinem verfluchten Lexikon arbeitet, dafür sorgt, daß jeder es gemütlich hat, Besorgungen für Mike macht und dazu noch in dem Augenblick, wo du Hunger bekommst, Essen auf den Tisch bringt, mein Liebster. Jubal, Stinky wird niemals zum Priester aufsteigen - er ist der Sklave seines Magens.«
»Nun, das bin ich auch.«
»Ihr Mädchen könntet Patty helfen«, regte ihr Gatte an.
»Das ist ein undurchdachter Wink. Du weißt, daß wir alles tun, was sie uns tun läßt - und Tony läßt kaum einmal jemanden in seine Küche.« Sie stand auf. »Komm, Jubal, sehen wir nach, was auf dem Herd ist! Tony wird sich
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