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French 75: Ein Rostock-Krimi

French 75: Ein Rostock-Krimi

Titel: French 75: Ein Rostock-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard R. Roesch
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dass es sich hier um den Serienkiller handelt, dem Sie den Namen Meistermörder gegeben haben, können wir zu diesem Zeitpunkt nicht ausschließen. Die Rostocker Kripo sowie das BKA bitten Sie, noch ein wenig Geduld zu haben. Es kann gut sein, dass wir hier den meistgesuchten Verbrecher Deutschlands dingfest gemacht haben. Wir arbeiten schnell, erfolgreich und präzise in Mecklenburg-Vorpommern! Bei uns können sich Einwohner und Urlauber jederzeit sicher fühlen!«
    »Wer ist der Mann? Osteuropäer? Ist er ein Ausländer?«
    »Nein, er hat einen deutschen Ausweis. Er wurde aber in der damaligen Sowjetunion geboren.«
    Plötzlich streckte Pawels sich und sagte mit aufgerissenen Augen in die laufenden Kameras: »Ich bin Privatdetektiv. Die Tote war meine Klientin. Ich wollte der Polizei meine Hilfe anbieten. Ich bin Vater von zwei Kindern und habe im letzten Jahr ordnungsgemäß meine Steuern gezahlt. Rostock ist meine Heimat. Bürgerrechte werden hier mit Füßen getreten! – Wie damals beim Rostocker Pogrom!«
    Dann wurde sein Kopf nach unten gedrückt, ehe er sich auf der Rückbank eines Polizeiwagens wieder fand. Die Menschenmenge machte dem Polizeiauto, dessen Blaulicht eingeschaltet war, nur zögernd Platz. Viele Fäuste schlugen gegen die schusssicheren Glasscheiben. Pawel versuchte sich über seine Situation klar zu werden. Das Erste, was er begriff, war, dass er wirklich kein Alibi hatte. Susanne konnte nicht bezeugen, dass er neben ihr gelegen hatte. Ihm wurde schlecht.
    Kreideweiß war er, als der Wagen auf das Gelände des Kriminalkommissariates einbog, das von außen so ungefährlich wirkte. Vor dem Kino in der Waldemarstraße stehend, hatte er sich das alte Backsteingebäude oft angesehen, während er rauchte. Als er kurz darauf in eine Zelle gestoßen wurde, konnte er das Kino sehen. Aber er hatte nichts zu rauchen.

IX.
     
    Die Rostocker Kriminalpolizei startete in den beiden folgenden Tagen eine einzigartige Aktion. Noch niemals zuvor war in Deutschland eine solche Massenbefragung durchgeführt worden. Die heimischen Kriminalisten wurden von Beamten des LKA und ausnahmsweise sogar des BKA unterstützt. Außerdem wurde um Amtshilfe bei ausländischen Stellen gebeten, weil der Verwandten- und Bekanntenkreis von Tina Schneider viel größer war und weiter reichte als zunächst angenommen. Stundenlang wurden alle Menschen verhört, die mit Tina Schneider zu tun gehabt hatten. Die Antworten wurden sofort verglichen und ausgewertet.
    Verhöre fanden außer in Rostock in Hamburg, Berlin, München, Zürich und Prag statt. Tina Schneider hatte zudem Freunde in Südfrankreich und Portugal gehabt. Via Internet wurden unzählige Datenabgleiche vorgenommen. Dabei kamen sieben Fälle von Steuerhinterziehung ans Licht und ein Missbrauch im familiären Umfeld. Jedoch fanden sich keinerlei Hinweise auf das Mordmotiv. Alle Befragungen hatten das gleiche Ergebnis: null Komma nichts.
    Kein Tatmotiv. Und niemand kannte einen Pawel Höchst.
    Heinze, der stellvertretende Leiter der Kripo Rostock, der die Leitung der rasch eingerichteten Sonderkommission übernommen hatte, sah seinen erschöpften Kollegen in die Gesichter. Neununddreißig Stunden lang hatte jeder von ihnen verhört, nachgefragt, provoziert und entlassen. Jetzt saßen sie alle um den nierenförmigen Tisch des Konferenzzimmers und sahen sich mit geröteten Augen an. Hohe Papierstapel lagen vor ihnen, über viele Blätter war Kaffee verschüttet worden.
    Müde sagte Kommissar Treidler, der der Dienstälteste im Raum war: »Ein Satz mit x, das war wohl nix.«
    Niemand lachte oder grinste auch nur.
    Kommissarin Siebert, die Verbindungsfrau vom BKA, schüttelte den Kopf: »Das geht doch auf keine Kuhhaut! Die Tür war abgeschlossen, sie ist nicht gewaltsam geöffnet worden. Das Opfer hat den Täter freiwillig in die Wohnung gelassen, nachts um halb zwei! Sie müssen sich gekannt haben. Und wenn sie sich gekannt haben, dann hat Tina Schneider irgendwann mit irgendwem über diesen Mann gesprochen.«
    »Sollte man glauben.«
    »Hat sie aber nicht. – Nicht ein Hinweis!«
    »Muss sie aber.«
    Die Kripobeamten redeten durcheinander, kurze Sätze ohne Ausrufezeichen. Sie wussten nicht mehr weiter, und auch ihr Vorgesetzter schwieg. Er dachte an Kriminaldirektor Richardt, den Leiter der Rostocker Kripo, der noch zwei Tage im Urlaub war. Heinz hatte gehofft, dies könnte sein großer Fall werden. Er könnte auf der Karriereleiter einen wichtigen Schritt tun und die

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