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French 75: Ein Rostock-Krimi

French 75: Ein Rostock-Krimi

Titel: French 75: Ein Rostock-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard R. Roesch
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Position des ewigen Stellvertreters endlich hinter sich lassen. Doch damit lag er ja wohl falsch. Wie es immer so war! Bevor man einen Schritt nach vorne tat, musste man zwei zurück machen. Heinze hob den Blick und sah seine Mitarbeiter der Reihe nach an, ehe er zugab: »Kollegen, ich weiß auch nicht mehr weiter. Wir haben Steuergelder in Höhe von fast hunderttausend Euro verbraucht. Ergebnis: null! Richardt wird mir dafür den Kopf abreißen, ich schätze, ich werde bald den Verkehr regeln.«
    Eine Pause entstand, bis Kommissarin Siebert ihr Unverständnis wieder in Worte packte: »Wer war dieser Bekannte oder Verwandte von Tina Schneider? Was, verdammt noch einmal, haben wir übersehen? Nicht mal der Exmann wusste etwas!«
    »War es am Ende doch der Meistermörder? Haben die Medien recht? Der hat doch schon vierzehn andere Frauen ermordet. Aber den findet ja nicht einmal das BKA mit seiner Ermittlungseinheit.«
    »Unwahrscheinlich, warum ausgerechnet Tina Schneider aus Rostock? Das ergibt doch keinen Sinn«, sagte Kommissarin Siebert, ohne auf die Spitze gegen ihre Zugehörigkeit zum BKA einzugehen.
    »Das haben sich doch die Kollegen der anderen Dienststellen auch gefragt: Warum ausgerechnet bei uns? Dieser Serienkiller hat immer Frauen getötet, die er nicht kannte. Und ohne Mordmotiv. Wie bei uns.«
    »Mit Mordmotiv, nur, dass wir alle keinen blassen Schimmer haben, was diesen Kerl antreibt! Es gibt immer ein Motiv.« Sieberts Stimme klang gepresst.
    »Das stimmt.« Heinze versuchte, die Anspannung zu mildern. »Die Morde in Grimma, Pasewalk, Köln, Jever, Rothenburg, Breeskow, Jena, Nürnberg, Augsburg, Wien, Schöppingen, Schreyahn, Cismar und München wurden genauso wie unser Mord begangen. Schnitt durch die Kehle, im privaten Umfeld der Opfer, kein erkennbares Motiv, aber immer war man sich sicher, dass Mörder und Opfer sich kannten.«
    »Wir haben etwas übersehen! Irgendwer hat gelogen. Das kann gar nicht anders sein.«
    »Und Agatha Christie wüsste auch, wer«, sagte Heinze, und diesmal lächelten wenigstens ein paar der Beamten. »Feierabend für heute.«
    Pawel Höchst saß immer noch in Untersuchungshaft und wartete auf seine Entlassung. Er hatte beschlossen, nicht mit den Polizisten zu sprechen, auch wenn er kein Alibi hatte.
    Keines zu haben, hieß doch noch lange nicht, eines zu brauchen. In der heutigen Zeit wurde es sowieso immer unwahrscheinlicher, dass Leute nachvollziehbare Alibis hatten. Es gab immer mehr Singles und immer mehr Menschen, die alleine arbeiteten. Pawel glaubte ohnehin, die Suche nach einem Alibi würde bald ganz aus der Polizeiarbeit verschwinden. Wozu noch Leute befragen, wenn es DNA gab?
    Er fühlte sich wie an Bord eines Fischtrawlers. Auch Seeleute waren Gefangene. Gefangene ohne Freigang. Pawel sah aus dem Fenster, fast zwei Tage war er nun schon in dieser Zelle. Wenigstens war das Essen gut. Er stand von der Pritsche auf, stellte sich mit dem Rücken gegen die Wand, streckte die Arme aus und suchte blind zwei der Gitterstäbe. Als er sie gefunden hatte, hielt er sich an ihnen fest und hob die Beine soweit er konnte. Viele Male. Danach absolvierte er sechzig Liegestütze, unterbrochen von langen Pausen. Zeit war gerade nicht sein Problem. Er sah auf die Uhr, in einer Stunde mussten sie ihn sowieso laufen lassen. Dann waren achtundvierzig Stunden vorüber. Anklage oder Freilassung. Der Privatdetektiv begann damit, Kniebeugen zu machen.
    Er war nicht verwundert, als die Zellentür kurz darauf geöffnet wurde. Heinze, der stellvertretende Leiter selbst, kam zu ihm rein, reichte ihm wortlos Jackett, Schlips, Gürtel und Schuhbänder. Auch sein Handy bekam er zurück. Dreizehn Anrufe, immerhin, Pawel fädelte in aller Ruhe die Schnürsenkel in die Schuhe. Zu sagen gab es nichts, meinte er.
    »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte der Beamte nach einer Weile.
    Pawel richtete den Schlips und nickte.
    »Wir hatten endlich Zeit, Ihr Alibi zu überprüfen. Sie waren zur Tatzeit wirklich zu Hause. Im Bett. – Wie jeder anständige Kerl.«
    »Tatsächlich?«, fragte Pawel. Wie konnte er denn plötzlich ein Alibi haben? Von wem? Was passierte hier? Er zog sich den Gürtel in die Hose und sagte ins Blaue hinein: »Ist doch schön, wenn man Freunde hat.«
    »Wieso Freunde?«, fragte Heinze müde. »Sehen Sie Ihre Ehefrau nur als Freund? Schätze, das wird ihr nicht sonderlich gefallen.«
    Susanne? Susanne hatte? Sie hatte nicht geschlafen? Pawel zuckte zusammen. Sie hatte

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