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French 75: Ein Rostock-Krimi

French 75: Ein Rostock-Krimi

Titel: French 75: Ein Rostock-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard R. Roesch
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verwinkelten Bauten ab. Aus den vielen Hochhäusern kamen immer mehr neugierige Bewohner. Niemand achtete auf Pawel Höchst, der sich durch die Menschenmengen drängte.
    »Wie damals mit die ganzen Fitschies«, hörte er einen alten Mann sagen, den er überholte. »Das gibt wieder Ärger! Wenn, dann richtig!«
    Hier war Pawel vor zwölf Stunden schon einmal gewesen. Vor diesem Klingelschild hatte er schon einmal gestanden. Er war diese Stufen schon einmal hochgestiegen. Das alles begriff er jetzt erst so richtig. Pawel wollte in die Wohnung von Tina, aber ein Uniformierter versperrte ihm den Weg: »Woher kommen Sie? Haben Sie unten die Sperre durchbrochen? Sind Sie ein Nachbar? Woher kommen Sie? Wer sind Sie? Weisen Sie sich aus!«
    »Melden Sie mich dem Verantwortlichen.«
    »Ihr Name? Wer sind Sie?«
    »Pawel Höchst, Detektiv. Sie war meine Klientin.«
    Der Uniformierte sah Pawel an, als habe er gesagt, er wolle auf Pinguine schießen. »Ihre Klientin? Und dann ist sie tot? – Unterlassene Hilfeleistung? Vier bis zehn Jahre Gefängnis!«
    Pawel schüttelte genervt den Kopf. »Reden Sie keinen Quatsch. Melden Sie mich, ich kann helfen.«
    Wenig später stand er vor dem stellvertretenden Chef des Rostocker Kriminalkommissariats. Heinze warf einen Blick auf Pawels Ausweis, sah ihm streng in die Augen und sagte: »Pawel Höchst? Den Namen habe ich gerade schon gehört. Wir haben Ihre DNA! Sie sind bei uns wegen Körperverletzung gespeichert. Sie haben mit dem Opfer Kaffee getrunken. Warum kommen Sie an den Tatort zurück?«
    »Ich komme nicht zurück, das heißt, doch, ich komme zurück. Hören Sie, ich kann helfen! – Lassen Sie mich einen Blick ins Zimmer werfen.«
    »Helfen? Woher wissen Sie, dass die Tat im Schlafzimmer geschah? Sie wollen doch eher Spuren verwischen. Was haben Sie hier vergessen?«
    »Gar nichts. – Ich habe ›Zimmer‹ gesagt, nicht ›Schlafzimmer‹!«
    »Und woher wissen Sie, dass der Mord in einem Zimmer geschah?«
    »Das weiß ich nicht. Woher soll ich das wissen?«
    »Weil Sie es eben gesagt haben! Antworten Sie! Weichen Sie nicht mit Gegenfragen aus, das macht Sie nur noch mehr verdächtig!«
    Pawel sah dem stellvertretenden Dienststellenleiter hart in die Augen und wiederholte: »Sie war meine Klientin, ich nehme das hier persönlich. Ich will euch helfen.«
    »Helfen! – Wo waren Sie vor zwei Stunden?«
    »Im Bett.«
    »Das ist kein Alibi! Sie haben also kein Alibi? Habe ich das richtig verstanden?«
    »Gar nichts haben Sie verstanden. Sie haben verstanden, was Sie verstehen wollten. Lassen Sie mich den Tatort inspizieren, ich kann helfen!«
    »Nichts da. Pawel Höchst, ich nehme Sie wegen des Verdachts fest, Tina Schneider ermordet zu haben. Sie werden jetzt aufs Präsidium gebracht, wo Sie zu allen Vorwürfen Stellung nehmen können. Ich muss Sie aber warnen: Alles, was Sie sagen, kann und wird gegen Sie verwendet werden.«
    »Bist du bescheuert?«
    »Kommissar! Nehmen Sie den Mann fest und bringen Sie ihn weg. – Sorgen Sie dafür, dass die Medien gute Bilder bekommen. Die Welt soll sehen, dass wir hier in Rostock schnell arbeiten, schnell und erfolgreich!«
    »Ihr Schweine! – Das ruiniert meinen Ruf!«
    Für seine letzten Worte bekam Pawel vom abführenden Kommissar einen Nierenschwinger, ehe ihm die Handschellen anlegt wurden. Pawel wähnte sich in einem schlechten Krimi und fluchte. Er wurde die Treppe hinuntergestoßen, wobei er ein paar Mal gegen die Wand prallte. Er spürte, dass seine Stirn aufgeschabt war. Als er unten ankam, blutete eine der Augenbrauen, während Dutzende von Blitzlichtern auf ihn abgefeuert wurden. Fernsehkameras blendeten auf. Mikrofone schossen auf ihn zu. Pawel versuchte, sein Gesicht zu verstecken, was ihm aber nicht gelang. Fragen prasselten auf die beiden Männer ein.
    »Kommissar, wer ist der Mann?«
    »Ein Verdächtiger?«
    »Ein Nachbar?«
    »Wie haben Sie ihn so schnell festgenommen?«
    »Kommissar, ein paar Worte, bitte!«
    »Mein lieben Vertreter der Presse und der Medien«, sagte der Polizeibeamte. »Wir haben um vier Uhr siebenunddreißig, exakt zwei Stunden und zwanzig Minuten nach der Tat, den vermutlichen Täter festgenommen. Wie alle zwanghaft agierenden Verbrecher, kam auch dieser hier an den Ort seines abscheulichen Verbrechens zurück, um sich an den Nachwirkungen seiner Tat zu ergötzen. Wir werden in wenigen Stunden das Verhör beendet haben und können Ihnen dann mehr zu den Umständen der Tat sagen. Die Möglichkeit,

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