Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
French 75: Ein Rostock-Krimi

French 75: Ein Rostock-Krimi

Titel: French 75: Ein Rostock-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard R. Roesch
Vom Netzwerk:
da nicht pünktlich bin, beginnt sofort eine Suche. Wir sind alle ein wenig durch den Wind. Wegen des Meistermörders.«
    »Fahren Sie. Ich stelle die Fragen, Sie antworten, und in zehn Minuten bin ich wieder weg.«
    »Ach, Herr Höchst, lassen Sie doch Ihre Pistole stecken! So verzweifelt können Sie doch gar nicht sein.«
    Pawel nickte und steckte die Waffe wieder ins Halfter. Er wusste, der Mann spielte nur den Geschlagenen, aber das war ihm im Moment egal. Er schwieg, während der Beamte das Viertel verließ und auf die Schnellstraße Am Vögenteich einbog. Auf Höhe des futuristischen Gebäudes der Stadtsparkasse sagte Pawel: »Mir geht es um eine Sache. Um etwas Bestimmtes festzustellen, war ich am Tatort, als dieser verrückte Soldat mich verprügelt hat, aber Schwamm drüber. Wir sind alle durch den Wind, wie Sie sehr richtig sagten.«
    »Um eine Sache also.«
    »Ja, sagen Sie mir einfach, was Ihre Kollegen alles im Briefkasten des Opfers gefunden haben. Vom Tag des Mordes bis zu dem Tag, an dem ich dort war.«
    »Im Briefkasten?«
    »Ja.«
    »Was hat das mit dem Fall zu tun?«
    »Sagen Sie es mir einfach.«
    »Briefkasten! Wenn Sie etwas wissen, Herr Höchst, Sie wissen, dass Sie uns das dann sagen müssen, damit wir es auch wissen.«
    »Ich weiß, aber ich kann Ihnen keine Spekulationen weitergeben. Wenn es sich als wahr erweist, dann sind Sie der Erste, der es von mir hört. Aber ich muss die Sache erst überprüfen.«
    »Sie haben eine Spur, die wir nicht kennen?«
    »Ja.«
    »Briefe? Erpressung? – Quatsch!«
    »Keine Erpressung.«
    »Was dann?«
    »Wissen Sie, in Nordrussland haben wir nicht so eine große Achtung vor Polizeibeamten wie Sie hier in Deutschland. Wissen Sie, in Nordrussland sind gerade die Polizeibeamten sich ihres Lebens oft nicht sicher.«
    »Wollen Sie etwa …«
    »Antworten Sie endlich, Sie Schwätzer. Was war im Briefkasten?«
    Der stellvertretende Polizeichef drückte auf das Handy in der fest installierten Halterung und wenig später fragte eine Stimme über die Außensprechanlage: »Ja, Chef?«
    »Drehmel, fahren Sie sofort den PC hoch, schauen Sie in die Akten, lesen Sie mir die Liste vor: Was fand sich alles im Briefkasten von Tina Schneider? – Keine Fragen, jetzt!«
    »Moment, Chef. Von null auf hundert in sieben Sekunden, zum Glück haben wir die neuen Geräte. So, Ordner öffnen, Datei öffnen, Liste, Liste, Liste, ach hier, Liste Briefkasten. Es wurden gefunden: Tageszeitung ›Norddeutsche Neuste Nachrichten‹ von Dienstag und Mittwoch. Zwei Monatsrechnungen von O2. Zwei Prospekte. Sonst nichts.«
    »Was wurde nach dem Tod des Opfers noch in den Kasten geworfen. Briefe? Irgendwas?«
    »Danach nichts weiter. Der Witwer hat keinen Schlüssel, wir haben den einzigen. Der Kasten war nicht ramponiert oder aufgebrochen, Chef.«
    Pawel hielt dem stellvertretenden Polizeichef einen Zettel vor die Augen: Prospekte? Welche?
    »Drehmel, was für Prospekte?«
    »Einer von der AOK, einer vom Jugendherbergsverein, stimmt was nicht damit? Sollen wir sämtliche Jugendherbergen abklappern? Glauben Sie, der Meistermörder mietet sich dort ein? Vielleicht als Fahrradtourist? – Könnte sein, Chef.«
    Pawel winkte ab, und Heinze antwortete: »Drehmel, unternehmen Sie nichts, ich bin gleich da. Wiederhören.«
    »Auf Wiederhören«, war noch zu hören, dann war die Leitung unterbrochen.
    »Und? Zufrieden?«, fragte der Polizist.
    Pawel nickte. Sein Gesicht wirkte hochkonzentriert, fand Heinze. Nach einigen Minuten sagte der Detektiv: »Halten Sie hier! Vergessen Sie, dass ich in Ihrem Auto war! Das wirft kein gutes Licht auf Sie als Chef!«
    »Das kann ich nicht. Wir werden Sie zur erneuten Befragung vorladen«, sagte der Beamte, als Pawel den Wagen verließ. »Wir sind hier nicht in Nordrussland, Pawel Höchst.«
    Der Detektiv steckte noch einmal den Kopf ins Auto und sagte: »Geben Sie mir achtundvierzig Stunden! Nicht weniger!«
    »Auch nicht mehr! Dann werden Sie mir Rede und Antwort stehen, Höchst. Sonst sind Sie Ihre Lizenz los.«
    Pawel nickte: »Ich bin auf Ihrer Seite, keine Sorge. Aber ich will meinen Teil vom Kuchen.«
    »Verstehe«, sagte der Beamte, legte den Gang ein und fuhr so schnell los, dass Pawel die Beifahrertür nur noch mit den Fingerspitzen zuschlagen konnte. Er richtete sich auf und sah sich das riesige Gebäude der Stadtsparkasse an. Nichts als Glas und Stahl. Nische um Nische wurde nach und nach erleuchtet. Überall hängten Frauen und Männer ihre

Weitere Kostenlose Bücher