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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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mal die
Rolling Stones mehr trauen würden, meine Braut anzubaggern.« Ich ließ meinen
Bizeps spielen.
    »Würdest
du mitmachen?«
    »Darf ich
dann die Groupies vortesten?«
    »Ferkel«,
sagte Rosie heiter. »Darfst du nicht. Nur wenn ich mit den Rockstars ins Bett
darf. Aber im Ernst: Würdest du das machen? Als Roadie arbeiten oder so?«
    Sie meinte
es ernst, sie wollte es wissen. »Und ob ich das machen würde. Sofort. Hört sich
doch super an: reisen, gute Musik hören, sich nie langweilen ... Aber da wird
bestimmt nie was draus.«
    »Wieso
nicht?«
    »Na, hör
mal. Wie viele Bands in Dublin können einen Roadie bezahlen? Meinst du, die
etwa?« Ich nickte Richtung Lipstick On Mars, die aussahen, als könnten sie sich
nicht mal das Busticket nach Hause leisten, ganz zu schweigen von irgendwelchen
Mitarbeitern. »Ich garantiere dir, wenn die einen Roadie haben, dann ist es der
kleine Bruder von irgendwem, und der verstaut die Drums hinten im Van von
irgendeinem Dad.«
    Rosie
nickte. »Bei der Beleuchtung ist das auch so. Da gibt's nur wenige Jobs, und
die gehen an Leute, die schon Erfahrung haben. Es gibt keine Kurse, die man
belegen kann, keine Lehre, nichts - hab ich alles schon gecheckt.«
    »Dachte
ich mir.«
    »Also mal
angenommen, du wolltest wirklich deinen Fuß in die Tür kriegen, ja? Koste es,
was es wolle. Wo würdest du anfangen?«
    Ich zuckte
die Achseln. »Hier jedenfalls nicht. London, vielleicht Liverpool. Auf jeden
Fall England. Du müsstest eine Band finden, die es sich leisten kann, dich
wenigstens zu ernähren, während du angelernt wirst, und dich dann nach oben
arbeiten.«
    »Genauso
seh ich das auch.« Rosie nippte an ihrem Wein, lehnte sich nach hinten in die
Mauernische und beobachtete die Band. Dann sagte sie ganz sachlich: »Also, lass
uns nach England gehen.«
    Zuerst
dachte ich, ich hätte mich verhört. Ich starrte sie an. Als sie nicht mit der
Wimper zuckte, sagte ich: »Ist das dein Ernst?«
    »Ja.«
    »Gott«,
sagte ich. »Dein voller Ernst? Kein Witz?«
    »Ich mein
das todernst. Warum nicht?« Ich fühlte mich, als hätte sie in mir ein ganzes
Lager mit Feuerwerkskörpern angezündet. Das fette Abschlussriff des Drummers
rollte durch meine Knochen wie eine wunderbare Kette von Explosionen, und ich
konnte kaum noch geradeaus sehen. Ich sagte - mehr brachte ich nicht heraus:
»Dein Dad würde an die Decke gehen.«
    »Ja, würde
er. Na und? Der geht sowieso an die Decke, wenn er rausfindet, dass wir immer
noch zusammen sind. Wenigstens müssen wir uns das dann nicht mehr anhören.
Noch ein guter Grund, nach England zu gehen: je weiter weg, desto besser.«
    »Klar«,
sagte ich. »Stimmt. Jesses. Wie würden wir ... ? Wir haben kein Geld. Wir
brauchten einen ganzen Batzen für den Anfang — für die Fähre und für eine
Wohnung und ... Jesses.«
    Rosie ließ
ein Bein baumeln und sah mich unverwandt an, doch dann musste sie grinsen. »Das
weiß ich doch, du Dummkopf. Ich meine ja nicht, dass wir heute Abend abhauen.
Wir müssten erst ordentlich was zusammensparen.«
    »Das dauert
Monate.«
    »Hast du
irgendwas Besseres zu tun?«
    Vielleicht
lag es am Wein; es fühlte sich an, als würde der Raum um mich herum aufplatzen,
die Wände in Farben erblühen, die ich nie zuvor gesehen hatte, der Boden von
meinem Herzschlag vibrieren. Die Band legte ein bombastisches Finale hin, bei
dem der Sänger sich das Mikro gegen die Stirn schlug und das Publikum schier
durchdrehte. Ich klatschte automatisch. Als es wieder ruhiger wurde und alle
inklusive Band zur Bar strömten, sagte ich: »Du meinst das wirklich ernst,
nicht?«
    »Sag ich
doch die ganze Zeit.«
    »Rosie«,
sagte ich. Ich stellte mein Glas ab und trat näher an sie ran, Nase an Nase,
ihre Knie rechts und links von mir. »Hast du darüber nachgedacht? Ich meine,
hast du es richtig bis zu Ende gedacht?«
    Sie trank
noch einen Schluck Wein und nickte. »Klar. Ich denke schon seit Monaten darüber
nach.«
    »Ich hatte keine Ahnung. Du hast nie was gesagt.«
    »Ich wollte erst sicher sein. Jetzt bin ich sicher.«
    »Wieso?«
    Sie sagte:
»Der Job bei Guinness. Danach hab ich mich entschieden. Solange ich hier bin,
wird mein Dad versuchen, mich da unterzubringen, und irgendwann werde ich
nachgeben und den Job nehmen - weil er ja recht hat, Francis, es ist eine
Riesenchance, andere würden sich die Finger danach lecken. Aber wenn ich
einmal drin bin, komm ich da nie wieder raus.«
    Ich sagte:
»Und wenn wir rüberfahren, kommen wir nicht

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