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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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Bett
aneinandergekuschelt. Wahrscheinlich musste er in aller Herrgottsfrühe zur Arbeit
und Geschäftsleuten ihr Frühstück mit den gebratenen Bananen servieren. Mir
froren allmählich die Füße ein. Der Mond hing tief über den Dächern,
verschwommen und schmutzig hinter einem Wolkenschleier.
    Um Punkt
elf Uhr steckte Matt Daly den Kopf in die Küche, schaute sich einmal gründlich
um, überprüfte, dass die Kühlschranktür geschlossen war, und schaltete das
Licht aus. Eine Minute später ging in einem der oberen Zimmer eine Lampe an,
und da war Nora, löste ihr Haargummi mit einer Hand und hielt sich die andere
vor den gähnenden Mund. Sie schüttelte ihre Locken aus und griff nach oben, um
die Vorhänge zu schließen.
    Ehe sie
sich ihr Nachthemd anziehen konnte, in dem sie sich vielleicht so verletzlich
fühlte, dass sie Daddy alarmieren würde, wenn sie einen Eindringling vermutete,
warf ich ein Kieselsteinchen gegen ihr Fenster. Ich hörte es leise gegen die
Scheibe prallen, aber nichts geschah. Nora hatte das Geräusch anscheinend den
Vögeln zugeschrieben, dem Wind, dem nächtlichen Haus. Ich warf noch ein
Steinchen, etwas fester.
    Ihre Lampe
ging aus. Der Vorhang bewegte sich, nur ein paar argwöhnische Zentimeter. Ich
knipste meine Taschenlampe an, richtete sie auf mein Gesicht und winkte. Ich
ließ ihr einen Moment Zeit, um mich zu erkennen, dann hob ich einen Finger an
die Lippen und signalisierte ihr, sie sollte runterkommen.
    Gleich
darauf ging Noras Lampe wieder an. Sie zog einen Vorhang zurück und wedelte mit
einer Hand, aber das konnte alles bedeuten, Verschwinde oder Warte. Ich winkte erneut, dringlicher,
lächelte dabei beruhigend und hoffte, das Licht der Taschenlampe würde es nicht
in ein irres Jack-Nicholson-Grinsen verwandeln. Sie griff sich ins Haar, wurde
ungeduldig; dann — einfallsreich wie ihre Schwester — beugte sie sich über das
Fensterbrett, hauchte gegen die Scheibe und schrieb mit einem Finger: WARTE.
Sie schrieb es sogar rückwärts, alle Achtung, damit ich es leichter lesen konnte.
Ich hielt einen Daumen hoch, schaltete die Taschenlampe aus und wartete.
    Keine
Ahnung, was das Zubettgehritual der Dalys umfasste, jedenfalls war es schon
fast Mitternacht, als die Hintertür aufging und Nora halb auf Zehenspitzen in
den Garten gelaufen kam. Sie hatte sich einen langen Wollmantel über Rock und
Pullover gezogen, und sie war außer Atem, eine Hand an die Brust gedrückt.
»Gott, die Tür! Ich musste mit aller Kraft ziehen, um sie überhaupt
aufzukriegen, und dann ist sie mir aus der Hand gerutscht und zugeknallt, klang
wie ein Autounfall, hast du das nicht gehört? Ich bin fast in Ohnmacht
gefallen —«
    Ich
grinste und rutschte auf der Bank beiseite. »Hab keinen Mucks gehört. Du bist
die geborene Ausbrecherin. Setz dich.«
    Sie blieb,
wo sie war, rang nach Atem und betrachtete mich mit unsteten, misstrauischen
Augen. »Ich kann nur ganz kurz bleiben. Ich bin bloß rausgekommen, um zu sehen
... ich weiß nicht. Wie es dir geht. Ob mit dir alles in Ordnung ist.«
    »Jetzt, wo
du da bist, geht's mir besser. Aber du siehst aus, als hättest du fast einen
Herzinfarkt gekriegt.«
    Das wurde
mit einem zögerlichen Lächeln quittiert. »Hab ich auch, ja. Ich dachte schon,
mein Dad kommt jeden Moment runter ... Ich fühl mich, als wäre ich sechzehn
und gerade die Regenrinne runtergeklettert.«
    Und
wirklich, mit ihrem für die Nacht frisch gewaschenen Gesicht und dem
ungebändigten Haar sah sie in dem dunklen winterlich traurigen Garten kaum
älter aus. Ich sagte: »Hast du so deine wilden Jugendjahre verbracht? Du kleine
Rebellin, du.«
    »Ich? Von
wegen, keine Chance; nicht bei meinem Dad. Ich war ein braves Mädchen. So
Sachen hab ich nie gemacht. Mir immer nur von meinen Freundinnen erzählen
lassen.«
    »Wenn das
so ist«, sagte ich, »hast du alles Recht der Welt, so viel nachzuholen, wie du
nur kannst. Fang doch mal hiermit an.« Ich zog meine Zigaretten heraus, machte
die Packung auf und hielt sie ihr schwungvoll hin. »Fluppe?«
    Nora
beäugte die Packung skeptisch. »Ich rauche nicht.«
    »Du sollst
ja auch gar nicht damit anfangen. Heute Nacht zählt nicht. Heute Nacht bist du
sechzehn und eine freche kleine Rebellin. Ich wünschte nur, ich hätte auch noch
eine Flasche billigen Cider mitgebracht.«
    Nach einem
Moment sah ich, wie sich ihre Mundwinkel langsam wieder nach oben zogen. »Warum
nicht«, sagte sie, ließ sich neben mir auf die Bank fallen und nahm eine

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