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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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warum mir nie in den Sinn gekommen war, dass Rosie
tot sein könnte. Das Feuer in ihr, wenn sie so zornig war: Man hätte mit einer
bloßen Berührung ein Streichholz an ihrer Haut entzünden können, man hätte
Weihnachtsbäume erleuchten können, man hätte sie aus dem Weltraum sehen können.
Dass all das ins Nichts verschwunden sein sollte, für immer und ewig, das war
unvorstellbar.
    Danny
Matches würde, wenn ich ihn nett darum bat, den Fahrradladen abfackeln und
sämtliche Beweise kunstvoll so arrangieren, dass sie geradewegs auf Shay
hindeuteten. Außerdem kannte ich etliche Typen, neben denen Danny wirkte wie
ein Weichei und die zuverlässig und mit jedwedem Schmerzmaß, das ich in
Auftrag gab, dafür sorgen würden, dass kein einziges Körperteil von Shay je
wieder auftauchte.
    Das
Problem war nur, dass ich weder Danny Matches haben wollte noch die
Bolzenschusstruppe noch sonst irgendwer Und Rocky kam schon gar nicht in
Frage: Falls er Kevin wirklich so sehr als seinen bösen Buben brauchte, konnte
er ihn haben - Olivia hatte recht, nichts, was irgendwer sagte, konnte Kev
jetzt noch irgendwas anhaben, und Gerechtigkeit war auf meiner
Weihnachtswunschliste ganz nach unten gerutscht. Das Einzige auf der Welt, was
ich wirklich wollte, war Shay. Jedes Mal wenn ich über die Liffey blickte, sah
ich ihn an seinem Fenster, irgendwo in diesem Lichtergewirr, wie er rauchte und
über den Fluss zurückstarrte und darauf wartete, dass ich zu ihm kam. Ich hatte
noch keine Frau, nicht mal Rosie, so sehr gewollt, wie ich ihn wollte.
     
    Freitagnachmittag
simste ich Stephen: Selber Ort, selbe Zeit. Es
regnete, schwerer Graupelregen, der alles durchdrang, was man anhatte, und
einem die Kälte in die Knochen trieb. Das Cosmo war voll
mit nassen, müden Menschen, die Einkaufstüten zählten und hofften, wenn sie
lange genug blieben, würde ihnen irgendwann warm werden. Diesmal bestellte ich
Kaffee. Ich wusste schon, dass unser Treffen nicht lange dauern würde.
    Stephen
schien nicht recht zu wissen, was er hier sollte, aber er war zu höflich, um zu
fragen. Stattdessen sagte er: »Kevins Telefonverbindungen liegen noch nicht
vor.«
    »Dachte
ich mir. Wissen Sie, wann die Ermittlungen abgeschlossen werden?«
    »Uns ist
gesagt worden, wahrscheinlich Dienstag. Detective Kennedy meint ... na ja. Er
denkt, wir haben genug Beweise. Ab jetzt erledigen wir nur noch Papierkram.«
    Ich sagte:
»Ich nehme an, Sie haben von der reizenden Imelda Tierney gehört.«
    »Ah. Ja.«
    »Detective
Kennedy hält ihre Geschichte für das letzte fehlende Puzzleteilchen, das tadellos
passt. Jetzt will er alles hübsch verpacken, ein Schleifchen drumbinden und
damit zum Staatsanwalt marschieren. Hab ich recht?«
    »Mehr oder
weniger, ja.«
    »Und was
denken Sie?«
    Stephen
fuhr sich durchs Haar, wonach es in alle Richtungen stand. »Ich denke«, sagte
er, »nach dem, was Detective Kennedy gesagt hat - und korrigieren Sie mich,
falls ich mich irre -, muss Imelda Tierney einen Heidenzorn auf Sie haben.«
    »Ich bin
im Augenblick nicht ihr liebster Freund, nein.«
    »Sie
kennen sie, auch wenn das lange her ist. Würde sie, wenn sie stinkwütend ist,
so was erfinden?«
    »Ohne mit
der Wimper zu zucken, würde ich sagen. Aber ich bin ja auch befangen.«
    Stephen
schüttelte den Kopf. »Damit würde ich mir das vielleicht erklären, wenn ich
nicht immer noch das Problem mit den Fingerabdrücken hätte. Solange Imelda
Tierney nicht erklären kann, warum der Abschiedsbrief abgewischt wurde, wiegt
das meiner Meinung nach schwerer als ihre Geschichte. Leute lügen, Beweise
nicht.«
    Der Junge
war zehnmal mehr wert als Rocky und wahrscheinlich auch zehnmal mehr als ich.
Ich sagte: »Mir gefällt Ihre Art zu denken, Detective. Leider steht nicht zu
erwarten, dass Detective Kennedy in absehbarer Zukunft ebenso denken wird.«
    »Es sei
denn, wir können ihm eine Theorie präsentieren, die so überzeugend ist, dass er
sie nicht einfach abtun kann.« Er legte immer noch ein schüchternes kleines
Zögern in das »wir«, wie ein Teenager, der von seiner ersten Freundin spricht.
Die Zusammenarbeit mit mir war für ihn eine große Sache. »Also hab ich mich
darauf konzentriert. Ich hab mir den Fall immer wieder durch den Kopf gehen
lassen, nach irgendwas gesucht, was wir vielleicht übersehen haben, und gestern
Abend ist mir was aufgefallen.«
    »Ach ja?
Was denn?«
    »Okay.«
Stephen holte tief Luft: Er hatte das einstudiert, wollte mich beeindrucken.
»Bislang hat doch

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