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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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keiner von uns der Tatsache, dass die Leiche von Rose Daly
versteckt wurde, sonderlich Beachtung geschenkt, oder? Wir haben darüber
nachgedacht, wo sie versteckt wurde, welche
Implikationen das hat, aber nicht über die Tatsache, dass sie überhaupt
versteckt wurde. Und ich denke, das hätte uns etwas verraten können. Es sind
sich doch alle einig, dass das Verbrechen offenbar nicht geplant war, oder?
Unser Täter ist einfach durchgedreht?«
    »So
sieht's aus.«
    »Demnach
muss er doch völlig fertig gewesen sein, als ihm klar wurde, was er getan
hatte. Ich jedenfalls wäre aus dem Haus abgehauen, so schnell ich nur kann.
Aber unser Bursche hat die Kaltblütigkeit, dazubleiben, ein Versteck zu suchen,
einen schweren Körper unter einer schweren Betonplatte zu verstecken ... Das
war zeitaufwendig und anstrengend, sehr anstrengend. Er musste die Leiche
verstecken. Unbedingt. Warum? Warum konnte er sie nicht einfach liegen lassen,
bis irgendwer sie am nächsten Tag findet?«
    Er würde
es noch zum Profiler bringen. Ich sagte: »Verraten Sie's mir.«
    Stephen
hatte sich über den Tisch vorgebeugt, starrte mir in die Augen, war ganz in die
Geschichte eingetaucht. »Weil er wusste, dass irgendwer da draußen ihn entweder
mit Rose oder mit dem Haus in Verbindung bringen konnte. So muss es gewesen
sein. Falls ihre Leiche am nächsten Tag gefunden worden wäre, hätte irgendwer
gesagt: >Moment mal, ich hab doch letzte Nacht gesehen, wie Soundso in Haus
Nummer sechzehn gegangen ist<, oder >Ich glaube, Soundso wollte sich mit
Rose Daly treffen<. Er konnte nicht zulassen, dass sie gefunden wird.«
    »Klingt
ziemlich einleuchtend.«
    »Also
müssen wir bloß diese Verbindung finden. Wir glauben Imeldas Geschichte nicht,
aber irgendwer hat eine andere ganz ähnliche Geschichte, nur mit dem
Unterschied, dass sie wahr ist. Wahrscheinlich denkt die betreffende Person gar
nicht mehr daran, weil ihr nicht klar ist, wie wichtig sie ist, aber wenn wir
ihrem Gedächtnis ein bisschen auf die Sprünge helfen würden ... Ich würde
zuerst mit den Leuten reden, die Rose am nächsten standen - ihrer Schwester,
ihren besten Freundinnen -, und mit den Leuten, die auf der Seite von Faithful
Place mit den geraden Hausnummern wohnten. In Ihrer Aussage steht, dass Sie
gehört haben, wie jemand durch die Gärten ging. Also hätte er aus einem der
rückwärtigen Fenster gesehen werden können.«
    Wenn er
noch ein paar Tage länger in dieser Richtung ermittelte, würde er tatsächlich
etwas rausbekommen. Er sah so hoffnungsvoll aus, und es tat mir in der Seele
leid, dass ich den armen Jungen jetzt ausbremsen würde — als würde ich einen
jungen Golden Retriever treten, der mir gerade sein schönstes Kauspielzeug
angeschleppt hatte -, aber es ging nicht anders. Ich sagte: »Gut kombiniert,
Detective. Das passt alles sehr schön zusammen. Und jetzt lassen Sie's gut
sein.«
    Verständnisloser
Blick. »Was ...? Wie meinen Sie das?«
    »Stephen.
Was meinen Sie, warum ich Ihnen heute die SMS geschickt habe? Ich wusste, dass
Sie die Telefonnachweise noch nicht haben konnten, ich wusste bereits von
Imelda Tierney, ich war mir ziemlich sicher, dass Sie sich gemeldet hätten,
wenn irgendwas Wichtiges passiert wäre. Also, was dachten Sie, warum ich mich
mit Ihnen treffen wollte?«
    »Ah, ich
hab vermutet ... wir würden uns gegenseitig auf den neusten Stand bringen.«
    »Könnte
man so sagen. Und jetzt hören Sie zu: Ab sofort lassen wir den Fall auf sich
beruhen. Ich mache einfach nur Urlaub, und Sie widmen sich wieder Ihren
Aufgaben als Schreibkraft. Viel Spaß.«
    Stephens
Kaffeetasse knallte auf den Tisch. »Was? Wieso?«
    »Haben Sie
je von Ihrer Mutter den Spruch gehört: >Weil ich es sage!    »Sie sind
nicht meine Mutter. Was zum Teufel -« Dann brach er mitten im Satz ab, weil ihm
ein Licht aufging. »Sie haben was rausgefunden«, sagte er, »hab ich recht?
Letztes Mal, als Sie wie von der Tarantel gestochen hier weg sind: Da ist Ihnen
irgendwas klargeworden. Und dieser Sache sind Sie ein paar Tage nachgegangen,
und jetzt —«
    Ich
schüttelte den Kopf. »Schon wieder so eine hübsche Theorie, aber nein. Ich
hätte es toll gefunden, wenn sich dieser Fall durch einen genialen Geistesblitz
wie von allein gelöst hätte, aber ich muss Ihnen leider sagen, dass das sehr
viel seltener passiert, als Sie vielleicht meinen.«
    »— und
jetzt, wo Sie die Lösung haben, behalten Sie sie für sich. Tschüss, Stephen,
vielen Dank, dass Sie mitgespielt haben,

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