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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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aber jetzt Abmarsch, zurück ins
Glied. Vielleicht sollte ich mich ja geschmeichelt fühlen, dass Sie befürchten,
ich könnte von allein drauf kommen.«
    Ich seufzte,
lehnte mich zurück und massierte meinen Nacken. »Junge. Falls es Ihnen nichts
ausmacht, sich von jemandem, der schon viel länger im Job ist als Sie, einen
guten Rat anzuhören, lassen Sie mich Ihnen ein kleines Geheimnis verraten: Die
einfachste Erklärung ist fast immer auch die richtige Erklärung. Es gibt keine
Vertuschung, keine große Verschwörung, und die Regierung hat Ihnen keinen Chip
hinterm Ohr einpflanzen lassen. Das Einzige, was ich in den letzten Tagen
rausgefunden habe, ist, dass es für Sie und mich an der Zeit ist, den Fall als
erledigt zu betrachten.«
    Stephen
starrte mich an, als wäre mir plötzlich ein zweiter Kopf gewachsen. »Moment
mal. Was ist aus unserer Verantwortung gegenüber
den Opfern geworden? Was ist aus >Wir zwei sind die letzte Hoffnung der
beiden< geworden?«
    Ich sagte:
»Es bringt nichts mehr, mein Junge. Das ist daraus geworden. Rocky Kennedy hat
recht: Sein Fall ist niet- und nagelfest. Wenn ich der Staatsanwalt wäre, würde
ich ihm im Handumdrehen meinen Segen geben. Er würde seine ganze schöne Theorie
niemals in die Tonne hauen und noch mal von vorne anfangen, selbst wenn der
Erzengel Gabriel vom Himmel herabstiege und ihm sagen würde, dass er
falschliegt. Und wenn bei Kevins Telefonverbindungen irgendwas Seltsames
auftaucht oder wenn Sie und ich finden, dass Imeldas Geschichte zum Himmel
stinkt, was soll's? Es spielt keine Rolle mehr, was von jetzt bis Dienstag noch
passiert: Der Fall ist abgeschlossen.«
    »Und Sie
finden das okay?«
    »Nein, mein
Lieber, finde ich nicht. Ich finde das kein bisschen okay. Aber ich bin
erwachsen. Wenn ich mich schon heldenhaft in die Schusslinie werfe, dann nur,
wenn ich damit auch tatsächlich etwas bewirken kann. Ich setze mich nicht für
aussichtslose Fälle ein, wie romantisch sie auch sein mögen, weil das sinnlos
ist. Genauso wie es sinnlos wäre, wenn Sie degradiert und zu irgendeinem
Schreibtischjob in der Provinz verdonnert würden, nur weil herauskommt, dass
Sie mir heimlich nutzlose Informationen zugespielt haben.«
    Der Junge
hatte ein hitziges Temperament: Er hatte eine Faust auf dem Tisch geballt und
sah aus, als würde er sie mir am liebsten ins Gesicht schlagen. »Das ist meine
Entscheidung. Ich bin schon groß und durchaus in der Lage, auf mich selbst aufzupassen.«
    Ich
lachte. »Machen Sie sich nichts vor: Es geht mir nicht darum, Sie zu schützen.
Ich würde Sie bedenkenlos dazu überreden, Ihre Karriere bis in alle Ewigkeit
oder bis nächsten Dienstag aufs Spiel zu setzen, wenn ich auch nur eine Sekunde
lang daran glauben würde, dass es irgendwas bringen könnte. Aber das glaube ich
nicht.«
    »Sie wollten
mich hier dabeihaben, Sie haben mich praktisch mit reingezerrt, und jetzt bin ich dabei, und das bleibe ich auch. Ich lasse nicht zu,
dass Sie alle paar Tage Ihre Meinung ändern: Hol das Stöckchen, Stephen,
bring's her, Stephen, hol das Stöckchen, Stephen ... Ich bin nicht Ihr
Stiefelputzer, und auch nicht der von Detective Kennedy.«
    »Doch«,
sagte ich, »das sind Sie. Ich werde Sie im Auge behalten, Freundchen, und wenn
ich auch nur ansatzweise mitkriege, dass Sie weiterhin Ihre Nase in Dinge
stecken, die Sie nichts angehen, marschiere ich mit dem Obduktionsbericht und
den Fingerabdruckergebnissen zu Detective Kennedy und sage ihm, wo ich die
herhabe. Dann ist er schlecht auf Sie zu sprechen, und ich bin schlecht auf Sie
zu sprechen, und Sie landen höchstwahrscheinlich hinter irgendeinem
Schreibtisch am Arsch der Welt. Deshalb sage ich Ihnen noch mal: Finger weg.
Haben Sie mich verstanden?«
    Stephen
war zu baff und zu jung, um sein Gesicht unter Kontrolle zu halten. Er starrte
mich mit einer unverhüllten, lodernden Mischung aus Zorn, Fassungslosigkeit und
Ekel an.
    Genau
darauf hatte ich es angelegt - je wütender er auf mich war, desto weniger würde
er von den zahlreichen bösen Konsequenzen betroffen sein, die sich anbahnten
-, aber trotzdem versetzte es mir einen Stich. »Mann«, sagte er kopfschüttelnd.
»Ich begreife Sie nicht. Beim besten Willen nicht.«
    Ich sagte:
»Wie wahr«, und wollte mein Portemonnaie zücken.
    »Und ich
muss mir von Ihnen auch nicht den Kaffee spendieren lassen. Ich kann für mich
selbst zahlen.«
    Wenn ich
sein Ego zu stark malträtierte, würde er vielleicht weiter an dem Fall
dranbleiben, nur um sich

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