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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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Liebe
und großen Plänen; es war eine wütende Rosie. Ein Herbstabend, als wir siebzehn
waren, Carmel und Shay und ich rauchend auf den Stufen vorm Haus - damals
rauchte Carmel noch, und während des Schuljahrs, wenn ich nicht jobbte und mir
keine Zigaretten leisten konnte, ließ sie mich welche von ihr schnorren. Die
Luft roch nach Torfrauch und Nebel und Guinness, und Shay pfiff leise und
tonlos »Take Me up to Monto« vor sich hin. Dann fing die Schreierei an.
    Es war Mr
Daly, und er war fuchsteufelswild. Es war längst nicht alles zu verstehen, aber
sinngemäß ging es darum, dass er sich nicht unter seinem eigenen Dach auf der
Nase herumtanzen lassen würde und dass jemand gleich rechts und links ein paar
hinter die Ohren bekommen würde, wenn sie nicht aufpasste. Meine Innereien
verwandelten sich in einen einzigen festen Eisklumpen.
    Shay
sagte: »Ich wette ein Pfund, dass er seine Alte mit irgendeinem jungen Typen
beim Bumsen erwischt hat.«
    Carmel
schnalzte mit der Zunge. »Sei nicht so versaut.«
    Ich sagte
bemüht lässig: »Die Wette gilt.« Wir waren seit knapp über einem Jahr zusammen,
Rosie und ich. Unsere Freunde wussten Bescheid, aber wir taten bemüht
beiläufig, wollten nicht, dass es sich überall herumsprach: Wir amüsieren uns
bloß, albern bloß rum, nichts Ernstes. Mir kam das von Woche zu Woche schwachsinniger
vor, aber Rosie meinte, ihr Dad wäre bestimmt entsetzt, und sie sagte das sehr
überzeugend. Ein Teil von mir hatte das ganze letzte Jahr über auf diesen
Abend gewartet wie auf einen Schlag ins Gesicht.
    »Du hast
doch gar kein Pfund.«
    »Werd ich
auch nicht brauchen.«
    Schon
gingen die ersten Fenster auf - bei den Dalys gab es seltener Krach als in
praktisch jedem anderen Haus am Place, daher war das ein Skandal erster Güte.
Rosie schrie: »Du kapierst überhaupt nichts!«
    Ich nahm
einen letzten Zug von meiner Zigarette, bis runter zum Filter. »Das macht dann
ein Pfund«, sagte ich zu Shay.
    »Kriegst
du, wenn ich meinen nächsten Lohn kriege.«
    Rosie kam
aus Nummer 3 gestürzt. Sie knallte die Tür so laut zu, dass die neugierigen
Hühner zurück in ihre Ställe flohen, um sich dort genüsslich und ungestört
ihrem Schock hinzugeben, und kam auf uns zu. An dem grauen Herbsttag sah ihr
Haar aus, als würde es gleich die Luft in Brand setzen und den ganzen Faithful
Place zersprengen.
    Shay
sagte: »Tag, Rosie. Siehst mal wieder super aus.«
    »Und du
siehst mal wieder zum Kotzen aus. Francis, kann ich dich mal kurz sprechen?«
    Shay stieß
einen Pfiff aus, Carmel klappte der Unterkiefer runter. Ich sagte: »Ja, klar«,
und stand auf. »Lass uns ein Stück spazieren gehen, ja?« Das Letzte, was ich
hörte, als wir auf die Smith's Street bogen, war Shays dreckige Lache.
    Rosie
hatte die Hände tief in die Taschen ihrer Jeansjacke geschoben, und sie ging so
schnell, dass ich kaum mitkam. Sie sagte kurz und bündig: »Mein Dad hat's rausgefunden.«
    Ich war
darauf gefasst gewesen, aber mir rutschte trotzdem das Herz in die Hose.
»Scheiße. Hab ich mir schon gedacht. Wie denn?«
    »Als wir
im Neary waren. Ich hätte wissen sollen,
dass es da nicht sicher ist. Meine Cousine Shirley und ihre Freundinnen gehen
da öfter hin, und ihr Mundwerk ist so groß wie eine Kirchentür. Die dumme Kuh
hat uns gesehen. Sie hat's ihrer Ma erzählt, ihre Ma hat's meiner Ma erzählt,
und meine Ma hat's natürlich meinem Dad erzählt.«
    »Und der
ist ausgerastet.«
    Rosie fuhr
aus der Haut. »Dieses Miststück, dieses blöde Miststück, wenn ich Shirley das
nächste Mal sehe, knall ich ihr eine - er hat mir überhaupt nicht zugehört, ich
hätte genauso gut mit der Wand reden können -«
    »Rosie,
beruhig dich —«
    »Er hat
gesagt, ich sollte bloß nicht irgendwann schwanger und sitzengelassen und
voller blauer Flecken angekrochen kommen und ihm was vorjammern, Gott, Frank,
ich hätte ihn umbringen können, ehrlich -«
    »Und was
machst du dann hier? Weiß er, dass -?«
    Rosie
sagte: »Ja, weiß er. Er hat mich losgeschickt, ich soll mit dir Schluss
machen.«
    Ich merkte
nicht mal, dass ich mitten auf dem Bürgersteig stehen geblieben war, bis sie
sich umdrehte, um nachzusehen, wo ich blieb. »Mach ich doch nicht, du Dummkopf!
Denkst du ernsthaft, ich würde dich verlassen, weil mein Dad das will? Bist du
verrückt?«
    »Herrgott!«,
sagte ich. Mein Herz kletterte langsam wieder dahin, wo es hingehörte. »Willst
du, dass ich einen Herzinfarkt kriege? Ich dachte schon ... Mann.«
    »Francis.«
Sie

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