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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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irgendwann zurückkäme. So kam es mir vor.«
    Ich sagte:
»Ich probier's jetzt noch ein letztes Mal: Du hast mich abserviert, weil du das
wolltest. Ich behaupte nicht, dass es völlig überraschend kam, und ich sage
auch nicht, dass ich es nicht verdient hätte. Aber ich sage, dass Rose Daly,
zumal du schließlich nicht mal wusstest, dass es sie je gegeben hat, absolut
nichts damit zu tun hatte.«
    »Doch, sie
hatte damit zu tun, Frank. Sie hatte. Du hast dich auf unsere Ehe in dem
sicheren Gefühl eingelassen, dass sie unmöglich halten würde. Ich habe lange
gebraucht, um das zu erkennen. Aber als ich es endlich verstanden hatte, kam es
mir ziemlich sinnlos vor weiterzumachen.«
    Sie sah so
schön aus, und so müde. Ihre Haut begann allmählich zu erschlaffen und wurde
dünner, und im grellen Küchenlicht waren ihre Augenfältchen zu erkennen. Ich
dachte an Rosie, rund und fest und üppig wie ein reifer Pfirsich, und daran,
dass sie nie die Chance bekommen hatte, anders hübsch zu sein als makellos
hübsch. Ich hoffte, Dermot begriff, wie schön Olivias Falten waren.
    Ich hatte
bloß eine lauschige kleine Kabbelei mit ihr führen wollen. Aber irgendwo am
Horizont baute sich mehr und mehr ein Streit auf, vor dem selbst das
Schlimmste, was Olivia und ich uns je angetan hatten, zu harmlos verspielten
Nichtigkeiten verblassen würde. Jedes Fitzelchen Zorn, das ich aufbringen
konnte, wurde in diesen gewaltigen Strudel hineingesogen. Ich konnte den
Gedanken an einen ausgewachsenen tiefen und bedeutsamen Krach mit Liv nicht
ertragen. »Weißt du was?«, sagte ich. »Ich geh jetzt besser rauf und hole
Holly. Sonst führ ich mich bestimmt weiter wie ein gehässiger Saftsack auf,
bis wir uns mordsmäßig in die Haare kriegen und ich dir schlechte Laune mache
und dein Date ruiniere. Das hab ich letzte Woche schon gemacht. Ich will nicht
vorhersehbar werden.«
    Olivia
lachte, ein verblüfftes, explosives Schnauben. »Überraschung«, sagte ich. »Ich
bin doch kein absolutes Arschloch.«
    »Das weiß
ich. Ich hab dich nie für eins gehalten.« Ich sah sie an, zog eine skeptische
Augenbraue hoch und wollte mich von dem Hocker hieven, aber sie hielt mich auf.
»Ich hole sie. Sie wird nicht wollen, dass du sie im Bad störst.«
    »Was? Seit
wann das denn?«
    Ein
leises, halb trauriges Lächeln glitt über Olivias Lippen. »Sie wird älter,
Frank. Selbst mich lässt sie nicht mehr ins Bad, wenn sie noch nicht angezogen
ist. Vor ein paar Wochen hab ich die Tür aufgemacht, weil ich irgendwas holen
wollte, und sie hat aufgekreischt wie eine Wilde und mir einen wütenden Vortrag
über das Bedürfnis nach Privatsphäre gehalten. Ich garantiere dir, wenn du auch
nur in ihre Nähe kommst, fliegen die Fetzen.«
    »Mein
Gott«, sagte ich. Ich dachte daran, wie Holly mich mit zwei Jahren angesprungen
hatte, wenn sie gerade aus der Wanne kam, pitschnass und ausgelassen kichernd,
wenn ich ihre zarten Rippen kitzelte. »Geh bloß schnell rauf und hol sie, ehe
sie Achselhaare kriegt oder sonst was.«
    Liv hätte
fast wieder gelacht. Früher hatte ich sie dauernd zum Lachen gebracht;
heutzutage wäre zweimal an einem Abend fast ein Rekord gewesen. »Dauert nicht
lange.«
    »Lass dir
Zeit. Ich muss nirgendwohin, wo ich lieber wäre.«
    Auf dem
Weg aus der Küche sagte sie fast widerwillig: »Die Kaffeemaschine ist an, falls
du eine Tasse möchtest. Du siehst müde aus.«
    Dann zog
sie die Tür mit einem festen leisen Klicken hinter sich zu, um mir zu
signalisieren, dass ich schön bleiben sollte, wo ich war, nur für den Fall,
dass Dermo kam und ich beschloss, ihm in der Unterhose die Tür aufzumachen.
Ich stand vom Hocker auf und machte mir einen doppelten Espresso. Mir war
durchaus bewusst, dass an dem, was Liv gesagt hatte, einiges dran war. Manches
davon war interessant, einiges wichtig und das ein oder andere ausgesprochen
paradox. Doch das alles konnte warten, bis ich mir überlegt hatte, was um alles
in der finsteren bösartigen Welt ich mit Shay machen wollte und es dann gemacht
hatte.
    Ich hörte
oben das Badewasser auslaufen und Hollys Geplapper mit gelegentlichen
Kommentaren von Olivia. Auf einmal wollte ich, so unvermutet und drängend, dass
es mich fast umgehauen hätte, nach oben rennen, die beiden in die Arme schließen
und mit ihnen auf Livs und mein Doppelbett fallen, so wie ich das an
Sonntagnachmittagen oft gemacht hatte. Ich wollte kichernd und lachend dort
bleiben, während Dermo an der Haustür klingelte und sich in

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