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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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lagen wir ungefähr gleichauf. Der blonde Grünschnabel an seiner Seite
überraschte mich nicht. Während die meisten Detectives im Morddezernat einen Partner
haben, bevorzugte Rocky natürlich einen Handlanger.
    Rocky ist
knapp über eins achtzig, zwei, drei Zentimeter größer als ich, aber er hat eine
Haltung wie ein kleiner Mann: Brust raus, Schultern nach hinten, Hals sehr
gerade. Er hat ziemlich dunkles Haar, eine schmale Statur, eine kräftige
Kinnpartie und ein Talent, auf die Sorte Frauen anziehend zu wirken, die
Statussymbole werden wollen, wenn sie mal groß sind, und nicht die Beine haben,
um sich einen Rugbyspieler zu schnappen. Ich weiß auch, ohne dass es mir jemand
erzählt hat, dass seine Eltern Stoffservietten benutzen statt welche aus Papier
und lieber auf Essen verzichten würden als auf Gardinen. Rocky pflegt zwar die
Sprache der Mittelschicht, aber etwas an der Art, wie er einen Anzug trägt, verrät
seine Herkunft.
    Auf den
Stufen von Nummer 16 drehte er sich um und ließ ein zweites Mal den Blick über
die Straße schweifen, um einen ersten Eindruck zu bekommen, womit er es hier zu
tun hatte. Er entdeckte mich, keine Frage, doch seine Augen glitten über mich
hinweg, als hätte er mich noch nie gesehen. Einer der vielen Vorteile beim
Undercover besteht darin, dass Kollegen aus anderen Abteilungen nie genau
durchschauen, wann du im Einsatz bist oder wann du, sagen wir, mit den Jungs
tatsächlich um die Häuser ziehst, daher lassen sie dich meist schon
vorsichtshalber in Ruhe. Wenn sie den falschen Schluss zögen und deine Tarnung
auffliegen ließen, würden sie auf der Arbeit derartig zur Sau gemacht, dass die
Lästereien, die sie sich obendrein auf ewig im Pub anhören müssten, nichts dagegen
wären.
    Als Rocky
und sein Grünschnabel im dunklen Eingang verschwanden, sagte ich: »Wartet
hier.«
    Shay
fragte: »Gefällt mir dein Ton?«
    »Ich hoffe
es für dich. Ich bin bald wieder da.«
    »Lass gut
sein«, sagte Kevin zu Shay, ohne aufzublicken. »Er macht seine Arbeit.«
    »Er redet
wie ein Scheißbulle.«
    »Ach nee«,
sagte Kevin, dem endlich der Geduldsfaden riss. Er hatte einen langen Tag
gehabt, brudermäßig. »Fein beobachtet. Verdammt nochmal.« Er sprang von der
Treppe, drängte sich durch eine Schar Hearnes in Richtung Straßenende und
verschwand. Shay zuckte die Achseln. Ich überließ ihn sich selbst und ging los,
um den Koffer zu holen.
    Kevin war
nirgends zu sehen, mein Wagen war noch unversehrt, und als ich zurück zu
Nummer 11 kam, hatte sich auch Shay verzogen, wohin auch immer Shay sich so
verzieht. Ma stand auf den Zehenspitzen an unserer Tür, winkte mir aufgeregt
mit einer Hand und kreischte irgendwas, das dringend klang, aber das ist bei Ma
immer so. Ich tat so, als würde ich sie nicht sehen.
    Rocky
stand auf den Stufen von Nummer 16, wie es aussah, in ein unergiebiges Gespräch
mit meinem Lieblingsprovinzpolizisten vertieft. Ich klemmte mir den Koffer
unter den Arm und drängte mich zwischen sie. »Rocky«, sagte ich und schlug ihm
auf den Rücken. »Schön, dich zu sehen.«
    »Frank!«
Er packte meine Hand mit einem beidhändigen Machogriff und schüttelte sie.
»Menschenskind, lange nicht gesehen. Ich hab gehört, du warst schon vor mir
hier, ja?«
    »Mein
Fehler«, sagte ich und warf dem Uniformierten ein breites Grinsen zu. »Ich
wollte mich nur rasch umsehen. Könnte sein, dass ich in der Sache ein paar
Insiderinformationen hab.«
    »Mann,
spann mich nicht auf die Folter. Die Sache ist eiskalt. Wenn du wirklich was
hast, was uns in die richtige Richtung lenkt, war ich dir wahnsinnig dankbar.«
    »So was
hör ich gern«, sagte ich und zog ihn von dem Provinzler weg, der mit offenem
Mund lauschte. »Ich hab eine mögliche Identifizierung für dich. Meinen
Informationen nach könnte es sich um eine junge Frau namens Rose Daly handeln,
die in Nummer drei wohnte und vor einer ganzen Weile verschwunden ist.«
    Rocky
stieß einen Pfiff aus, und seine Augenbrauen schnellten hoch. »Sehr schön.
Hast du eine Beschreibung?«
    »Neunzehn
Jahre alt, eins siebzig groß, kurvige Figur - vielleicht etwas über sechzig
Kilo -, langes, lockiges rotes Haar, grüne Augen. Ich kann dir nicht genau
sagen, was sie anhatte, als sie zuletzt gesehen wurde, aber wahrscheinlich eine
Jeansjacke und rotbraune Vierzehn-Loch-Doc-Stiefel.« Rosie liebte diese
Stiefel. »Passt das zu dem, was ihr gefunden habt?«
    Rocky
sagte zurückhaltend: »Was wir gefunden haben, schließt es nicht

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