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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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einen
Finger. »Wahrnehmung«, sagte er, als er wieder auftauchte, um Luft zu holen,
»ist alles. Wenn du daran glaubst, dass das hier gut für dich laufen kann, dann
tut es das auch. Kannst du mir folgen?«
    »Nicht so
richtig, nein«, sagte ich. Adrenalin macht Rocky tiefsinnig, so wie Gin andere
Typen rührselig macht. Ich wünschte, ich hätte einen Kurzen dazubestellt.
    »Es geht
im Grunde um Glauben. Der Erfolg dieses Landes beruht
ausschließlich auf Glauben. Ist ein Grundstück in Dublin wirklich einen
Tausender pro Quadratmeter wert? Schwachsinn. Aber die Leute zahlen so viel,
weil sie daran glauben. Du und ich, Frank, wir sind der
Zeit voraus. Damals in den Achtzigern saß das ganze Land in der Scheiße, es
hatte nicht einen Funken Hoffnung, aber wir haben an uns selbst geglaubt, du
und ich. So haben wir es dahin gebracht, wo wir heute sind.«
    Ich sagte:
»Ich habe es dahin gebracht, wo ich heute bin, weil ich meine Arbeit gut mache.
Und ich hoffe bei Gott, das tust du auch, Kumpel, weil ich nämlich gern hätte,
dass dieser Fall aufgeklärt wird.«
    Der Blick,
mit dem Rocky mich anstarrte, grenzte fast an Armdrücken. »Ich mache meine
Arbeit sehr gut«, sagte er zu mir. »Sehr, sehr gut. Weißt du, wie hoch die
Aufklärungsrate insgesamt beim Morddezernat ist? Zweiundsiebzig Prozent. Und
weißt du, wie hoch meine persönliche Aufklärungsrate ist?«
    Er legte
eine Pause ein, damit ich den Kopf schütteln konnte. »Sechsundachtzig Prozent,
Kleiner. Sechsund-zum-vor-Neid-Erblassen-achtzig Prozent. Du kannst von Glück
sagen, dass du mich heute bekommen hast.«
    Ich setzte
ein widerwillig beeindrucktes Grinsen auf und nickte, ließ ihn gewinnen. »Hört
sich ganz so an.«
    »Und ob.«
Nachdem er das klargemacht hatte, lehnte Rocky sich entspannt auf seiner Bank
zurück, zuckte gleich wieder hoch und starrte gereizt auf eine kaputte
Sprungfeder.
    »Vielleicht«,
sagte ich, hob mein Glas hoch ins Licht und spähte nachdenklich drauf,
»vielleicht ist das ja unser beider Glückstag.«
    »Inwiefern?«,
fragte Rocky argwöhnisch. Er kennt mich gut genug, um schon aus Prinzip
argwöhnisch zu sein.
    Ich sagte:
»Überleg doch mal. Wenn du mit der Arbeit an einem Fall anfängst, was wünschst
du dir da am meisten?«
    »Ein
vollständiges Geständnis, das durch Augenzeugen und Beweislage untermauert
wird.«
    »Nein,
nein, nein. Überleg doch mal, Rocky. Du denkst speziell. Denk allgemein. Mit
einem Wort, was ist dein größter Gewinn, für dich als Detective? Was ist für
dich das Schönste auf der ganzen weiten Welt?«
    »Blödheit.
Gib mir fünf Minuten mit einem Trottel -«
    »Informationen. Jede Sorte, jede Qualität, jede Quantität, alles ist gut.
Informationen sind Munition, Rocky. Informationen sind Brennstoff. Ohne
Blödheit können wir immer noch irgendwie weiterkommen; ohne Informationen
stecken wir fest.«
    Rocky
dachte darüber nach. »Und?«, fragte er vorsichtig. Ich breitete die Arme aus
und grinste ihn an. »Die Antwort auf deine Gebete, Mann.«
    »Kylie im
Stringtanga?«
    »Deine
beruflichen Gebete. Alle Informationen, die du dir je wünschen könntest, alle
Informationen, an die du allein nie rankämst, weil dir keiner von hier
irgendwas verraten wird, das Ganze schön hübsch verpackt in Gestalt deines
ausgebildeten Lieblingsbeobachters. Mir.«
    Rocky
sagte: »Tu mir einen Gefallen und komm mal kurz runter auf mein Niveau, Frank.
Werd konkret. Was willst du?«
    Ich
schüttelte den Kopf. »Es geht hier nicht um mich. Es geht um eine
Win-win-Situation. Gemeinsam haben wir die besten Chancen, die Sache hier in
etwas Positives zu verwandeln.«
    »Du willst
bei dem Fall mitmischen.«
    »Vergiss,
was ich will. Denk drüber nach, was sowohl für dich als auch für mich gut ist -
und natürlich für den Fall. Wir wollen beide, dass er aufgeklärt wird, hab ich
recht? Hat das nicht für alle Vorrang?«
    Rocky tat
so, als würde er kurz darüber nachdenken. Dann schüttelte er den Kopf, langsam
und bedauernd. »Keine Chance. Sorry, Kumpel.«
    Kumpel, von wegen.
Ich grinste ihn herausfordernd an. »Hast du Angst? Du bist weiterhin der
leitende Detective, Rocky. Das Ergebnis geht auf jeden Fall allein auf dein
Konto. Bei uns in der Undercoverabteilung gibt's keine Aufklärungsraten.«
    »Tja,
schön für euch«, sagte Rocky seelenruhig, ohne den Köder zu schlucken. Er hatte
mit den Jahren gelernt, seine Geltungssucht besser zu kontrollieren. »Du weißt,
ich hätte dich wirklich gern mit an Bord, Frank,

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