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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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schwarzen
Mercedes vor, blickte streng über die Köpfe der Menge, bis das Meer sich
teilte, um ihn durchzulassen, und marschierte ins Haus, während er sich seine
Handschuhe überzog, was das Geraune hinter ihm hochkochen ließ. Zwei
Jugendliche schlichen um den Wagen herum, doch der Provinzler rief ihnen
irgendwas Unverständliches zu, und sie trollten sich wieder, ohne eine Miene zu
verziehen. Die Straße wirkte zu voll und zu konzentriert, erfüllt von einem
spürbaren Summen, als würde jeden Augenblick ein Krawall ausbrechen.
    Als
Nächstes kam der Leichenwagen. Zwei Männer stiegen aus dem schmutzigen weißen
Van und gingen zum Haus, eine blaue Segeltuchtrage lässig zwischen ihnen
baumelnd, und urplötzlich veränderte sich die Menschenmenge. Die kollektive
Glühbirne war angegangen: Das hier war nicht bloß bessere Unterhaltung als
irgendeine Pseudo-Realityshow im Fernsehen, das hier war die
Realität, und früher oder später würde jemand auf dieser Trage rauskommen. Ihre
Füße traten nicht mehr unruhig auf der Stelle, ein leises Zischen lief die
Straße hinunter wie ein feiner Luftzug, verebbte zu absoluter Stille. Und dann
tauchten die Jungs vom Morddezernat auf, mit einem Timing, das wie immer
unfehlbar war.
    Einer der
vielen Unterschiede zwischen dem Morddezernat und der Undercoverabteilung ist
unsere Einstellung in Sachen Unauffälligkeit. Undercoverleute sind darin sogar
noch besser, als man glaubt, und wenn wir uns ein bisschen amüsieren wollen,
schauen wir uns mit großem Vergnügen an, wie die Jungs vom Morddezernat mit
Vorliebe Einzug halten. Diese beiden Kollegen kamen in einem silbernen BMW um
die Ecke gebraust, einem Zivilfahrzeug, das genauso gut mit Blaulicht und
Sirene hätte unterwegs sein können, bremsten scharf, ließen den Wagen in einem
dramatischen Winkel stehen, knallten die Türen gleichzeitig zu - sie hatten
das vermutlich geübt - und gingen lässig auf Nummer 16 zu, während ihnen die
Musik von Hawaii Fünf-Null im Surround-Sound durch den Kopf
schallte.
    Einer der
beiden war ein frettchengesichtiger blonder Grünschnabel, der den Gang noch
perfektionierte und sich alle Mühe gab, Schritt zu halten. Der andere war in
meinem Alter, schwang eine glänzende Lederaktentasche in einer Hand und
beherrschte seinen wiegenden Gang, als gehörte er zu seinem schnieken Anzug.
Die Kavallerie war eingetroffen, und zwar in Gestalt von Rocky Kennedy.
    Rocky und
ich kennen uns von der Polizeiakademie. Er war mein engster Kumpel während der
Ausbildung, was aber nicht unbedingt heißt, dass wir uns mochten. Die meisten
Typen kamen aus Orten, von denen ich noch nie gehört hatte und auch nicht hören
wollte. Ihre hauptsächlichen Ziele in Sachen Karriere waren eine Uniform, zu
der keine Gummistiefel gehörten, und eine Gelegenheit, Frauen kennenzulernen,
die nicht ihre Cousinen waren. Rocky und ich waren beide Dubliner, und wir
hatten beide Zukunftsvisionen, in denen gar keine Uniformen vorkamen. Wir
guckten einander am ersten Tag aus und versuchten in den nächsten drei Jahren
immer, in allem besser zu sein als der andere, von Fitnesstests bis hin zu
Snooker.
    Rockys
richtiger Name ist Mick. Den Spitznamen habe ich ihm verpasst, und ich finde,
damit ist er noch gut bedient. Er gewann nun mal für sein Leben gern, unser
Mick. Auch ich freue mich, wenn ich gewinne, aber ich tue es dezent. Kennedy
hatte die üble Angewohnheit, jedes Mal, wenn er bei irgendwas am besten
abschnitt, triumphierend die Faust in die Luft zu recken wie Sylvester Stallone
als Rocky Baiboa. Ich nahm das ein paar Wochen lang hin und wurde dann zunehmend
sauer: Hast du's mal wieder allen gezeigt, Mickey? Ja? Hast du uns wieder den
Rocky gemacht? Ich kam mit den Provinzlern besser klar als er, und bald nannten
alle ihn Rocky, was nicht immer nett gemeint war. Er war nicht gerade
begeistert, aber das verbarg er ganz gut. Wie gesagt, er hätte wesentlich
schlechter wegkommen können, und das wusste er. Ich hatte auch schon an Micky
Maus gedacht.
    Wir gaben
uns keine große Mühe, in Kontakt zu bleiben, als wir schließlich hinaus in die
große böse Welt geschickt wurden, aber wenn wir uns mal über den Weg liefen,
gingen wir was trinken, in erster Linie um den Überblick zu behalten, wer von
uns beiden vorne lag. Er brachte es fünf Monate früher als ich zum Detective,
ich schaffte es anderthalb Jahre früher als er vom Sonderfahnder in ein
Dezernat; er heiratete vor mir, wurde aber auch vor mir geschieden. Alles in
allem

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