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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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Oder war das eher der Alkohol,
der da gestern Abend gesprochen hat?«
    »Ja«,
sagte ich, »ich gebe ihnen die Schuld. Der ganzen Bagage. Vielleicht ist das
unfair, aber manchmal ist das Leben einfach zum Kotzen.«
    Mein Handy
piepste: SMS. Hi, Frank, will dich nicht nerven, weiß, du hast
viel zu tun, aber wenn du kannst, ruf mich an, ok? Muss mit dir reden. Kev Ich
löschte die Nachricht.
    Jackie
sagte: »Aber was, wenn sie dich gar nicht sitzengelassen hat? Wenn es ganz
anders war?«
    Darauf
hatte ich keine Antwort - ein großer Teil meines Kopfes verstand nicht einmal
die Frage -, und ich hatte das Gefühl, dass es Jahrzehnte zu spät war, nach
einer zu suchen. Ich ignorierte Jackie, bis sie mit den Schultern zuckte und anfing,
ihre Lippen nachzuziehen. Ich sah zu, wie Holly sich in großen, trudelnden
Kreisen drehte, als die Schaukelketten sich wieder entzwirbelten, und ich
dachte ganz bewusst an rein gar nichts, außer ob sie ihren Schal umbinden
sollte, wie lange es dauern würde, bis sie sich so weit abgeregt hatte, dass
sie Hunger bekam, und was für eine Pizza ich wollte.
     
    10
     
    WIR ASSEN UNSERE PIZZA, Jackie fuhr los, um Gavin etwas
Liebe zu zeigen, und Holly bettelte mich an, mit ihr zur weihnachtlichen
Eisbahn in Ballsbridge zu gehen. Holly läuft Schlittschuh wie eine Elfe und ich
wie ein Gorilla mit neurologischen Problemen, was für sie natürlich ein Bonus
ist, da sie viel zu lachen kriegt, wenn ich gegen die Wände knalle. Als ich sie
schließlich zurück zu Olivia brachte, waren wir glücklich erschöpft und ein
bisschen high von dem blechernen Weihnachtsliedergedudel aus den Lautsprechern,
und wir beide waren deutlich besser gelaunt. Unser Anblick vor der Haustür,
verschwitzt und zerzaust und grinsend, entlockte sogar Liv ein zögerliches
Lächeln. Ich fuhr in die Stadt und trank ein paar Bier mit den Jungs, ich fuhr
nach Hause - Twin Peaks hatte nie hübscher ausgesehen - und vernichtete ein
paar Zombienester auf der Xbox, und als ich ins Bett ging, freute ich mich so
sehr auf einen schönen normalen Arbeitstag, dass ich mir schon fast vorstellen
konnte, am nächsten Morgen als Erstes meine Bürotür zu knutschen.
    Es war
richtig von mir, die normale Welt zu genießen, solange ich sie hatte. Tief in
mir, noch während ich die Faust gen Himmel schüttelte und mir schwor, nie
wieder einen Fuß in diesen Höllenpfuhl zu setzen, muss ich gewusst haben, dass
Faithful Place das als Provokation auffassen würde. Er hatte mir nicht erlaubt,
so sang- und klanglos zu gehen, und würde mich suchen kommen.
    Es war
kurz vor der Mittagspause am Montag, und ich hatte meinem Jungen im
Drogendealereinsatz gerade seine nagelneue Großmutter vorgestellt, als mein
Bürotelefon klingelte.
    »Mackey«,
sagte ich.
    Brian,
unser Mann an der Zentrale, sagte: »Privater Anruf für dich. Soll ich
durchstellen? Ich hätte dich nicht gestört, es klingt bloß ... na ja. Dringend.
Vorsichtig ausgedrückt.«
    Wieder
Kevin, wer sonst? Nach all der Zeit noch immer anhänglich wie eine
Scheißklette: Da hatte ich ihn gerade mal einen Tag an der Backe gehabt, und
schon dachte er, er wäre mein neuer bester Freund oder Kumpel oder was immer er
sich einbildete. Je früher ich ihm diesen Wahn austrieb, desto besser. »Von mir
aus«, sagte ich, während ich mir die Stelle zwischen den Augenbrauen rieb, die
plötzlich angefangen hatte zu pochen. »Stell ihn durch.«
    »Sie«,
sagte Brian, »und sie macht nicht gerade den fröhlichsten Eindruck. Nur damit
du gewarnt bist.«
    Es war
Jackie, und sie weinte heftig. »Francis, Gott sei Dank, bitte, du musst
herkommen - ich versteh's nicht, ich weiß nicht, was
passiert ist, bitte ...«
    Ihre
Stimme verlor sich in einem Heulton, einem hohen, dünnen Klang, der sich weder
von Schamgefühl noch von Selbstbeherrschung kontrollieren ließ. Etwas Kaltes
zog sich in meinem Nacken zusammen. »Jackie!«, blaffte ich. »Red mit mir. Was
ist los?«
    Ich konnte
die Antwort kaum verstehen: irgendetwas über die Hearnes und die Polizei und
einen Garten. »Jackie, ich weiß, du bist außer dir, aber du musst dich
zusammenreißen, für mich, nur eine Sekunde. Hol tief Luft und sag mir, was
passiert ist.«
    Sie rang
nach Luft. »Kevin. Francis ... Francis ... Mein Gott
... Kevin.«
    Wieder die eisige Zwinge, fester. Ich sagte: »Ist er
verletzt?«
    »Er ist - Francis, o Gott ... Er ist tot. Er ist -«
    »Wo bist du?«
    »Bei Ma. Draußen vorm Haus.«
    »Bei Kevin?«
    »Ja - nein
- er ist nicht hier,

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