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Freu dich des Lebens

Freu dich des Lebens

Titel: Freu dich des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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versuchen, den anderen Eindruck zu machen und ihr Interesse für uns zu beanspruchen, dann werden wir nie viele gute, aufrichtige Freunde haben. Freunde, wirkliche Freunde schafft man sich nicht auf diese Weise.
    Napoleon probierte es, doch bei seiner letzten Begegnung mit Josephine sagte er: »Josephine, ich hatte soviel Glück wie kaum ein Mann auf dieser Welt; dennoch bist du zu dieser Stunde der einzige Mensch, dem ich vertrauen kann.« Die Historiker bezweifeln allerdings, ob er ihr überhaupt je vertrauen konnte.
    Der Psychologe Alfred Adler schrieb: »Der Mensch, der sich für seine Mitmenschen nicht interessiert, hat im Leben die meisten Schwierigkeiten und fügt anderen am meisten Schaden zu. Solche Menschen sind die Ursache allen menschlichen Elends.«
    Sie können haufenweise gelehrte Bücher über Psychologie studieren, ehe Sie auf einen Satz stoßen, der für uns alle von größerer Bedeutung wäre. Adlers Feststellung sagt so ungeheuer viel aus, dass ich sie unbedingt noch einmal wiederholen möchte:
    Der Mensch, der sich für seine Mitmenschen nicht interessiert, hat im Leben die meisten Schwierigkeiten und fügt anderen am meisten Schaden zu. Solche Menschen sind die Ursache allen menschlichen Elends.
    Ich besuchte einmal an der Universität New York einen Kurs darüber, wie man Kurzgeschichten schreibt, und im Verlauf dieses Kurses sprach auch der Redakteur einer Zeitschrift zu unserer Klasse. Er erklärte uns, dass er irgendeine der Geschichten, die täglich zu Dutzenden auf seinem Schreibtisch landen, herauspicken könne und nach den ersten Sätzen schon spüre, ob ihr Verfasser die Menschen liebt oder nicht. »Wenn ein Autor die Menschen nicht mag«, sagte er, »dann mögen die Leute auch seine oder ihre Geschichten nicht.«
    Dieser erfahrene Redakteur unterbrach sich zweimal während seines Vertrags und entschuldigte sich, dass er uns eine Predigt halte. »Ich sage Ihnen hier die gleichen Dinge, die der Pfarrer von der Kanzel predigt. Aber wer sich für seine Mitmenschen nicht interessiert, der wird mit seinen Kurzgeschichten nie im Leben Erfolg haben.«
    Wenn das auf das Schreiben von erfundenen Geschichten zutrifft, dann können Sie sicher sein, dass es auch für den persönlichen Kontakt von Mensch zu Mensch gilt.
    Das letzte Mal, als Howard Thurston am Broadway auftrat, habe ich ihn eines Abends in seiner Garderobe besucht. Thurston war der anerkannte Meister aller Zauberkünstler. Seit vierzig Jahren reiste er immer wieder durch die ganze Welt und führte seine Zuschauer hinters Licht, dass ihnen vor Staunen der Atem wegblieb. Mehr als sechzig Millionen Menschen haben Karten gekauft, um seine Vorstellungen zu besuchen, und er hat dabei ein Vermögen verdient.
    Ich fragte Thurston nach dem Geheimnis seines Erfolges. Seine Schulbildung hatte sicher nichts damit zu tun, denn er brannte als Junge von Zuhause durch, wurde Landstreicher und Wanderarbeiter, fuhr in Güterwagen, schlief in Heustöcken, erbettelte sich sein Essen von Haus zu Haus und lernte lesen, indem er vom Güterzug aus die Anschriften längs der Eisenbahnlinie entzifferte.
    Verstand er mehr von Zauberkunst als seine Kollegen? Nein, denn er sagte mir, es seien Hunderte von Büchern über Taschenspielerei geschrieben worden, und eine Menge Leute wüssten so viel darüber wie er. Zwei Dinge aber hatte er den anderen voraus: Zuerst einmal brachte er es fertig, die Zuschauer in den Bann seiner Persönlichkeit zu ziehen. Er war ein fabelhafter Schauspieler. Er kannte die menschliche Natur. Alles, was er machte, jede Bewegung, jede Betonung, jedes Augenzwinkern hatte er im voraus sorgfältig einstudiert und auf die Sekunde genau berechnet. Hinzu kam aber noch, dass Thurston sich für sein Publikum aufrichtig interessierte. Er erzählte mir, dass viele Zauberkünstler nach einem Blick in den Saal heimlich denken: ›Ist das wieder eine Bande von Dummköpfen und Tölpeln! Die werd’ ich mal ganz schön auf den Arm nehmen.‹ Thurston jedoch ging anders vor. Jedes Mal, wenn er auf die Bühne trat, sagte er sich: »Ich bin dankbar, dass diese Leute gekommen sind, um mich zu sehen. Sie ermöglichen mir ein sehr angenehmes Leben. Ich will mir Mühe geben, ihnen für ihr Geld das Beste zu bieten.«
    Er erklärte mir, dass er nie ins Rampenlicht trete, ohne sich vorher immer und immer wieder zu sagen: »Ich liebe mein Publikum. Ich liebe mein Publikum.« Lächerlich? Albern? Halten Sie davon, was Sie wollen. Ich habe Ihnen nur kommentarlos

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