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Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition)

Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition)

Titel: Freuet Euch, Bernhard kommt bald!: 12 unweihnachtliche Weihnachtsgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Martenstein
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Deutschland die Straße pflastern. Nach dem Studium hatte ich eine Stelle in einem großen Büro in Düsseldorf. Was ich da gemacht habe, könnte im Grunde auch ein technischer Zeichner erledigen. Aber so ist halt die Situation. Ich war froh, überhaupt was gefunden zu haben.
    Der Job ist befristet gewesen, nach einem Jahr fiel der Vorhang. Meine Chefin mochte mich sogar, aber die Auftragslage war halt nicht besonders. Ich habe mich ungefähr vierzigmal beworben. Sogar in Chemnitz. Okay, okay, ich höre schon auf, keine Sorge, ich erzähle Ihnen hier keine Sozialschnulze. Ich erzähle Ihnen eine Erfolgsstory.
    Ich habe mir die Frage gestellt: Was könntest du machen? Nicht: Was willst du? Nicht: Wozu hast du Lust? Oder: Was hast du gelernt, womit kennst du dich aus? Das sind die falschen Fragen. Die führen zu nichts.
    Fakt ist, dass ich relativ gut aussehe. Das klingt vielleicht eitel, aber ich höre das nun mal oft, sowohl von Frauen als auch von Männern. Viele sagen, dass ich sie ein bisschen an den Fußballspieler Mats Hummels erinnere, ich sähe sogar noch besser aus als Mats Hummels. Klar, das ist kein Verdienst. Darauf muss man nicht stolz sein. Es sind die Gene.
    In der Düsseldorfer Firma habe ich zwei Weihnachtsfeiern mitgemacht. Junge, Junge, da ging es ab. Champagner, Musikkapelle, Buffet, alles. Trotz der schlechten Auftragslage. An den Weihnachtsfeiern sparen die Firmen ungern. Wenn eine Firma nicht mal mehr zu Weihnachten was springen lassen kann, dann spricht sich das herum, dann bimmelt für diesen Laden quasi schon das Totenglöckchen. Lieber kürzen sie das Urlaubsgeld. Oder entlassen Typen wie mich. Es gab auch einen Entertainer bei den Weihnachtsfeiern, einen Comedian aus dem Fernsehen – wenn Sie mich fragen: drittklassig. Ich konnte über den nicht lachen. Viertausend Euro plus Mehrwertsteuer soll er gekriegt haben, für dreißig Minuten. Dass sexuell bei den Weihnachtsfeiern manchmal was geht, brauche ich wohl nicht extra zu erzählen. Um halb zwei hat der Comedian mit unserer Chefin den Abflug gemacht. Sie ist Single, da konnte keiner was sagen.



Jedenfalls habe ich mich an diese Feiern erinnert. Ich habe also angefangen, mich als den »strippenden Weihnachtsmann« zu vermarkten. Das war erst mal nur eine verrückte Idee. Um Weihnachten herum gibt es Partys ohne Ende, und die Idee, das Thema Weihnachten mit niveauvoller Erotik zu verbinden, lag meiner Ansicht nach nahe. Zumal, wie gesagt, Erotik bei Weihnachtsfeiern immer eine gewisse Rolle spielt, egal, ob man das nun gut findet oder nicht. Die Menschen kann man nicht ändern. Die Menschen muss man nehmen, wie sie sind.
    Eine Frau, die auf Weihnachtsfeiern Striptease macht – eine Performerin natürlich, keine Mitarbeiterin –, würde wahrscheinlich schlüpfrig oder peinlich wirken, auf jeden Fall unweihnachtlich. Egal, ob es jetzt künstlerisches Niveau hat oder nicht. Da hieße es auch sofort: Sexismus. Das ist ja immer gleich der erste Vorwurf bei so etwas. Der Weihnachtsmann ist eben ein Mann, insofern bin ich mit meiner Darbietung viel näher dran an der Weihnachtsidee, das wird nicht gleich als Stilbruch empfunden, wie es bei einer strippenden Frau der Fall wäre. Ein Mann, der sich auszieht, ist gesellschaftlich viel akzeptierter inzwischen, auch wegen Filmen wie Ganz oder gar nicht . Da sagt niemand: Sexismus. Und, wissen Sie, der Weihnachtsmann wird immer ein Mann bleiben, trotz Gender und Quote. Da mache ich mir keine Sorgen, dass morgen Alice Schwarzer kommt und fordert, bei jeder zweiten Bescherung muss eine Frau auftreten. Der Weihnachtsmann ist ein mäßig bezahlter Dienstleister, bei dem ist finanziell und imagemäßig für den Feminismus nicht viel zu holen.
    Ich ziehe zuerst die Bescherung durch, falls gewünscht, das mache ich natürlich ganz traditionell. Ich trage das übliche Outfit, Mantel, Bart, Perücke – ich garantiere Ihnen, Sie würden mich nicht erkennen. Dann sage ich, liebe Kinder, ihr müsst jetzt brav ins Bett. Liebe Erwachsene, für euch habe ich noch was besonders Schönes mitgebracht. Dann löse ich langsam den Gürtel des Mantels. Da ahnen schon viele, was kommt. Ich trage unter dem Mantel rote Unterwäsche, ein Muscleshirt und Boxershorts, mit weihnachtlichen Motiven drauf, dazu rote Stiefelchen.
    Teile der Show habe ich mir bei Dita von Teese abgeschaut, die ist meiner Meinung nach in unserem Business weltweit immer noch die erste Adresse. Zum Beispiel legt sich Dita von Teese fast nackt in einen

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