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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Zeit schlich er herum wie ein Zombie.
    „Nimm dich gefälligst zusammen“, zischte Braun dann auch wütend, packte seinen Partner fest am Arm und drehte ihn zu den Pinnwänden. „Dieser Mord betrifft uns alle, draußen in der beschissenen Nebelsuppe lauert ein Verrückter, der mir seine Freundschaft aufdrängen will. Und wenn wir ihn nicht schnellstens fassen, haben wir alle hier ein gewaltiges Problem.“
    Braun trat jetzt zwischen Gruber und die Pinnwand, um seinem Partner direkt in die Augen sehen zu können.
    „Dann macht er nämlich weiter.“

30. Die Schiffsladung

    Baba Yaga hat gesagt, wenn man die Gabe hat, hinter den Spiegel zu blicken, dann taucht das Gesicht des Prinzen auf, den man einmal heiraten wird!
    Gebannt starrte Marusha mit tropfnassem Gesicht in den Spiegel, konzentrierte sich auf ihre Pupillen, die jetzt noch immer vom Heroin unnatürlich geweitet waren.
    „In der Asbestsiedlung auf der anderen Seite der Schnellstraße sind alle Bewohner an Krebs gestorben. Jetzt sind die Häuser leer und verfallen! Nur die Baba Yaga wohnt in ihrer Stelzenhütte noch dort“, flüsterte Marusha in den Spiegel und hielt ihren Oberkörper mit beiden Armen fest umklammert. Sie erinnerte sich an Lola, mit der sie rauchend in einer schmuddeligen Garderobe gesessen und auf den Fotografen gewartet hatte. Beide trugen schwarze Gummi-Bikinis, genauso, wie es sich der Kunde aus der Hohen Tatra für seine Werbeaufnahmen für Elektrosägen gewünscht hatte. Lola hatte sie gemocht, aber Lola war von dem Job in Österreich nicht zurückgekommen und deshalb war Sherban auf alle seine Mädchen böse, sehr böse sogar.
    Doch Marusha würde nie wieder nach Ternopol zurückkehren, in die schmutzige Industriestadt an der Schnellstraße M 14 mit ihren gesichtslosen Plattenbauten und der Hoffnungslosigkeit, die durch die halb verfallenen Hochhäuser wehte, eine Ausweglosigkeit, die mit jedem Atemzug spürbar war und die das Herz zusammenschnürte. Nie mehr würde sie über den aufgeplatzten Asphalt gehen, vorbei am umgestürzten Kriegerdenkmal, das nach der Unabhängigkeit von einer enthusiastischen Bevölkerung zu Boden geworfen worden war, aber niemand hatte sich danach die Mühe gemacht, die Trümmer wegzuräumen, so wie sich auch niemand die Mühe gemacht hatte, das Leben der Bewohner zu verbessern und daher war es immer weiter bergab gegangen.
    Doch eines Tages hatte Marusha in der Asbestsiedlung, hinter dem verfallenen Sportplatz, dort, wo rostiges Gerümpel und dichtes Unkraut ein Endzeitszenario nachstellten, die Hütte auf den Stelzen entdeckt, die Hütte der Baba Yaga. Natürlich war sie in Panik geraten darüber, dass es diese Hütte wirklich gab, wo doch Baba Yaga nur eine Märchenfigur war. Doch dann war ihr der Gedanke gekommen, dass diese Hütte nur für sie sichtbar war, so wie in den Erzählungen ihrer Großmutter und mit einem Male hatte sie gewusst, dass sie ein Glückskind war – bis heute.
    Durch das gekippte Fenster drang der Straßenlärm aus der Altstadt von Bratislava zu ihr nach oben. Ein Rollladen wurde ratschend in die Höhe geschoben. Eine schwere Eisentür quietschend geöffnet. Die Haarschleife eines kleinen Mädchens flatterte im Wind und landete herrenlos und verloren in einer schmutzigen Pfütze unterhalb ihres Fensters.
    Yeddih! Ein schlechtes Zeichen, hätte die Baba Yaga gesagt und die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.
    Yeddih! Ein schlechtes Zeichen.
    Ein V8-Motor wurde abgestellt. Türen knallten, Schritte hallten auf der Treppe, trampelten zielgerichtet durch den Korridor. Marusha konnte den Blick nicht von ihrem Spiegelbild lösen, Augen zu, dann wieder auf, Augen zu, so ging das sekundenlang. Die Augen groß und größer, lilagrau, dann schwarz. Schwarz wie die Nacht, schwarz wie die ewige Finsternis, die draußen auf den Schutthalden herrschte, die sich vor der Schnellstraße M 14 nach Kiew oder in den Westen, den Goldenen Westen, kilometerweit auftürmten und nicht den Funken einer Hoffnung zuließen.
    Bin ich stark, groß, schön – ein Model, so wie es Darija mir versprochen hat, während sie mir das Heroin unter die Zunge spritzte?
    Als hinter ihr die Tür krachend aufgerissen wurde, hielt sie die Augen ganz fest geschlossen, presste die Augenlider zusammen, blendete Lärm, Schritte, Tumult und wütendes Schnauben einfach weg.
    Zack! Der Schlag traf sie unvermittelt im Gesicht, so stark, dass ihr die Tränen in die Augen schossen und sie vom Waschbecken wegstolperte,

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