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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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zurückgekommen.“
    „Das ist doch bloß ein Gerücht. Das passiert nur den Schwachen.“ Darija presste ihren Mund fest auf Marushas Ohr. „Nur die Schwachen bleiben am Boden. Wir aber sind stark.“ Langsam ließ Darija ihre Zunge in Marushas Ohr kreisen. „Mit uns können die Österreicher machen, was sie wollen, denn wir sind stark!“
    „Dürfen wir schöne Kleider tragen?“, redete sich Marusha den Horror schön und ihre Hände begannen zu zittern, sie klapperte mit den Zähnen und das Zittern breitete sich auf den ganzen Körper aus und ließ sich nicht stoppen. Sie zitterte wie der Spasti vom Schrottplatz in Ternopol und konnte erst aufhören, als Darija ihr eine Ohrfeige verpasste und einen schnellen Schuss setzte.
    „Das soll unser Schiff sein? Bist du verrückt!“ Darija schüttelte ihre weißen Haare, die sich elektrisierend sträubten und knisterten. Der Klang ihrer vielen Armreifen, die sie ständig hektisch schüttelte, drang glockenhell durch den monotonen Motorenlärm des alten Containerschiffs.
    „Wo sollen wir da schlafen?“ Hektisch hüpfte Darija vor dem gleichgültig vor ihr stehenden Kapitän auf und ab. „Das ist doch ein Frachtschiff und kein Speedboot, wie es uns Sherban versprochen hat!“
    „Ich habe bloß den Auftrag, euch nach Linz zu bringen.“ Der Kapitän schnippte gelangweilt seine Zigarette in das ölig glänzende Wasser.
    „Nein, wir fahren auf keinen Fall auf diesem dreckigen Frachtkahn! Das kannst du gleich vergessen!“ Mit ihren knochigen Fingern strich sich Darija die weißen Haare an den Schläfen nach hinten, spürte noch immer das Heroin, das sie groß, stark und unbesiegbar machte. „Los, Mädchen, wir gehen!“, rief sie den anderen Mädchen zu, die ängstlich aneinandergedrängt an der Mole standen.
    Ich bin die geborene Anführerin!, dachte Darija euphorisch und spürte das Heroinbriefchen in der Tasche ihrer engen Jeans wie Feuer brennen und ihre bleiche Haut war vor Aufregung mit roten Flecken überzogen. Gerade als sie die Mädchen noch einmal auffordern wollte, mit ihr zu verschwinden, verpasste ihr der Kapitän einen Faustschlag in den Magen, dass sie vor Schmerz und Überraschung zusammenbrach. Er pfiff zweimal gellend und aus dem Schatten der Container lösten sich zwei Männer, die Gewehre in den Händen hielten.
    „Alle auf das Schiff!“, brüllte der Kapitän und die eingeschüchterten Mädchen schlichen mit gesenkten Köpfen an Bord. Ehe sie in den vorderen Teil des Schiffes in eine winzige Kabine geführt wurden, sah Marusha noch, wie die beiden Männer Darija Fußtritte verpassten, sie dann hochhoben und zum Rand der Mole schleppten. Im Licht einer schummrigen Laterne sahen Darijas Haare wie weiße Seidenfäden aus, als sie über den schmutzigen Boden geschleift wurde. Dann hob sie einer der Männer hoch, um sie in das Hafenbecken zu werfen.
    „Nein, nicht!“, schrie Marusha und rannte die Reling entlang, wo sie jedoch vom Kapitän abgefangen wurde, der ihr die Arme auf den Rücken drehte, dass sie aufschrie.
    „Wenn ich deine Freundin doch mitnehme, was bekomme ich dann von dir?“, flüsterte er Marusha ins Ohr. Langsam ließ er Marushas Arme los und griff ihr zwischen die Beine. Sie wehrte sich nicht, sondern starrte nur hinauf in den nachtschwarzen Himmel und ausgerechnet in diesem Augenblick fiel ihr wieder die Baba Yaga mit ihrer Krücke ein, der sie nicht geglaubt und die sie verlacht hatte, als sie ihr zuflüsterte, dass die Schnellstraße M 14 nicht in den Goldenen Westen, sondern in die finsterste Finsternis führen würde.

31. Die Vergangenheit meldet sich

    Später, als alles vorüber war und er in diesem sprachlosen Zustand zurückblieb, den der Psychiater Goldmann so treffend als katatonisch bezeichnen würde, als er irgendwie nur am Saum seines Bewusstseins mitbekommen hatte, dass seine steile Karriere ihrem unrühmlichen Ende zusteuerte, ja später erinnerte er sich in klaren Momenten an jenen Tag und die schlimmen Vorzeichen, die er ignoriert und verdrängt hatte.
    An jenem Tag, der seinen Lebensplan so gründlich auf den Kopf stellen sollte, saß Robert Wagner, der Polizeipräsident von Linz, hinter seinem penibel aufgeräumten Schreibtisch und klopfte mit den Fingern den Takt zu einer imaginären Melodie, die ihm durch den Kopf ging. Die übertriebene Euphorie und Dynamik, die ihn sonst auszeichneten, waren wie eine schuppige Reptilienhaut von ihm abgeglitten und hatten ein von Zweifeln geplagtes, durchlässiges und

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