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Freundin für Allie

Titel: Freundin für Allie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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meiner Klasse, Rosemarie.«
    Onkel Jay ließ einen Pfiff los und schaltete das Fernsehgerät ab. »Was hast du ihr getan?«
    »Nichts«, antwortete ich achselzuckend. »Aber ich bin eben die Neue.«
    »Manchmal reicht das schon, stimmt«, sagte Onkel Jay. »Und wann will sie dich verhauen?«
    »Keine Ahnung. Sie sagt nur dauernd, dass sie mich fertigmachen wird.«
    »Ist sie größer als du?«, fragte Onkel Jay.
    »Viel größer«, antwortete ich kläglich. »Sie ist die Größte in der Klasse.«
    »Das passt«, sagte Onkel Jay. »Hast du deinen Eltern schon davon erzählt?«
    »Nur Dad«, sagte ich. »Mom kann ich es nicht erzählen. Das kannst du dir doch denken.«

    »Allerdings.« Onkel Jay nickte. Er kannte die Geschichte von dem küssenden Kind, weil ich sie ihm vor einer Weile erzählt hatte. »Und, was hat dein Dad gesagt?«
    »Er hat mir gezeigt, wie man jemandem eins auf die Nase gibt.«
    Onkel Jay war schwer beeindruckt. »Echt? Zeig mal.«
    Ich machte es ihm vor.
    »Nicht schlecht«, sagte Onkel Jay. »Du hast echt Kraft in den Armen. Jetzt sage ich dir, was du als Nächstes machst. Du trickst sie aus.«
    »Ich mache was?«
    »Du trickst sie aus. Ich weiß, wovon ich rede, weil ich Psychologie im Nebenfach studiere. Bei Mobbing wird in neunundneunzig von hundert Fällen geblufft. Eigentlich stehen solche Leute gar nicht auf Prügeleien.«
    »Ich glaube nicht, dass Rosemarie blufft«, antwortete ich.
    »Tja, du musst herausfinden, ob sie es ernst meint«, sagte Onkel Jay. »Wenn sie das nächste Mal sagt, dass sie dich fertigmacht, drehst du den Spieß einfach um und sagst: »Falsch, Rosemarie. Ich mache dich fertig.«
    Ich liebe Onkel Jay. Er ist lustig und er hat Wang-Ba gerettet, als niemand ihr helfen wollte. Wenn wir ihn besuchen kommen, gibt er immer flaschenweise Cola aus. Dabei weiß er genau, dass wir das nicht trinken dürfen. Außerdem lässt er uns alles Mögliche auf seiner Riesenglotze gucken. Aber seine Ratschläge sind nicht immer gut.

    »Ich will Rosemarie doch gar nicht verprügeln«, sagte ich. »Ich will nur ganz normal mit ihr in die gleiche Klasse gehen.«
    »Weiß ich doch«, sagte Onkel Jay. »Darum geht’s ja. Sie will dich nicht verhauen und du willst sie auch nicht verhauen. Du zwingst sie, Farbe zu bekennen. Wenn du sagst ›Übrigens, Rosemarie, ich verhaue dich ‹, wird sie so überrascht sein, dass sie einen Rückzieher macht.«
    »Also, ich glaube eher, sie haut mir eine rein.«
    »Nein, macht sie nicht«, sagte Onkel Jay. »Und wenn, haust du zurück.«
    »Gut, Onkel Jay«, sagte ich. »Vielen Dank für den Tipp.«
    Das war bestimmt der schlechteste Rat, den ich je bekommen habe.
    Aber es ist unhöflich, jemandem zu sagen, dass er sich seinen Rat sonst wo hinstecken kann . Das ist eine Regel. Das gilt erst recht in diesem Fall, weil Onkel Jay immer nett zu mir ist.
    Ich bedankte mich also und wir machten den Fernseher wieder an. Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen. Nach einigen Minuten kamen Mark und Kevin auch ins Wohnzimmer und sahen eine Serie an, in der die Polizisten nun einer Dame, die sie anschrie, erklärten, ihr Sohn hätte gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen und müsste wieder ins Gefängnis. Darauf begann sie zu schimpfen, aber wir wussten nicht was, weil ihre Schimpfwörter mit einem Piepton überdeckt wurden. Onkel Jay erklärte uns, das wäre typisch für Amerika.

    Er würde sich diese Serie für sein Uni-Seminar über Alltagsmedien ansehen. Das hieß, er besuchte ein Seminar, bei dem Fernsehen die Hausaufgabe war. Ich wollte sofort auch studieren.
    Direkt danach kam Dad mit Oma ins Wohnzimmer. Besonders froh sah Oma nicht aus.
    Dad sagte: »So, das wäre geregelt. Oma kommt jetzt mit nach Hause. Kinder. Ihr freut euch, dass Oma mitkommt, stimmt’s? Sie glaubt nämlich verrückterweise, dass niemand sie lieb hat.«
    »Ich! Ich!«, schrie Kevin und hüpfte von Onkel Jays Futonsofa. »Ich habe dich lieb, Oma!« Dann rannte er zu Oma und schlang die Arme um sie.
    Mark und ich sahen uns bedeutungsvoll an, weil das die schleimigste Zurschaustellung von Zuneigung war, die wir je gesehen hatten und die vor allem mit einem gewissen Piratenbuch zusammenhing. Dann erinnerten wir uns an die Sachen, die Oma uns kaufen sollte, sprangen auf und rannten ebenfalls zu Oma, um sie umarmen.
    Es ist wirklich nicht so, dass ich Oma nicht lieb hätte. Wenn sie nicht gerade gemeine Kommentare zu meinen Restaurant-Bestellungen abgibt, ist Oma echt cool. Sie

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