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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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lächelt unsicher, hält ablenkend die Weinflasche hoch und späht über unsere Gläser hinweg, um zu sehen, wer nichts mehr zu trinken hat. Ausgerechnet Douglas schiebt augenblicklich sein Glas vor. Als der Botschafter die Flasche über den Tisch schiebt, zucken wir allesamt wie erschrockene Tiere zusammen, denn im selben Moment wird die Tür mit einem leisen Klicken geöffnet. Aufgrund des geheimen Charakters dieser Treffen sind unsere Nerven zum Zerreißen gespannt.
    Die Gruppe atmet erleichtert auf, als die Neuankömmlinge den Raum betreten. Trotz der späten Stunde scheinen sie erwartet worden zu sein, zumindest von unserem Gastgeber. Auf den ersten Blick hätte man sie für ein Paar halten können, doch dann schlägt die junge Frau ihre Kapuze zurück und geht mit ausgebreiteten Armen auf Castelnau zu, der aufsteht und seine Frau mit einem Spanielblick in den Augen begrüßt. Als sie ins Licht tritt, erkennt man, dass sie nicht mehr so jung ist, wie sie zunächst gewirkt hat; die Figur könnte die eines jungen Mädchens sein, aber ihr Gesicht verrät, dass sie auf der falschen Seite der dreißig steht. Dennoch ist sie fast drei Jahrzehnte jünger als ihr Mann, was vielleicht das Leuchten in seinen Augen erklärt. Sie legt ihm eine zarte Hand auf die Schulter, dann hebt sie den Kopf und blickt flüchtig in die Runde. Marie de Castelnau ist klein und zierlich und gleicht einer Puppe – die Art Frau, die in Männern sofort einen Beschützerinstinkt weckt, obwohl sie sich so selbstsicher bewegt wie eine Tänzerin und sich ihrer Reize offenbar nur allzu gut bewusst ist. Ihr kastanienbraunes Haar ist aufgesteckt und wird im Nacken von einem Schildpattkamm gehalten, nur ein paar lose Strähnen ringeln sich um ihr herzförmiges Gesicht. Sie streicht eine davon zurück, ehe sie ihren Umhang aufschnürt und die Gäste am Tisch mustert.
    Unsere Blicke kreuzen sich einen Moment lang, sie betrachtet mich mit einem Ausdruck, der an Neugier grenzt, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder Castelnau zuwendet, der liebevoll ihre Hand tätschelt. Walsingham hat Recht, sie ist in der Tat sehr hübsch. Ich bemühe mich, diesen Gedanken sofort zu verdrängen.
    »Du hast also unseren guten Throckmorton gefunden.« Der Botschafter strahlt den jungen Mann an, der nach seiner Frau hereingekommen ist und jetzt unschlüssig an der Tür steht. Er trägt noch immer einen Reiseumhang. »Schließt die Tür hinter Euch, kommt her, und trinkt einen Becher Wein.« Er deutet auf einen leeren Stuhl. Courcelles wird losgeschickt, um noch eine Flasche zu holen; der Sekretär ist nicht zu stolz, Dienstbotenpflichten zu übernehmen, wenn Heimlichkeit angesagt ist. Ich für meinen Teil bin überrascht, dass mir gestattet wird, an diesem ganz offensichtlich konspirativen Treffen teilzunehmen. Henry Howard mag mich ablehnen, aber Castelnaus Glaube an meine Treue zu Frankreich, wenn auch nicht zu Rom, scheint unerschütterlich zu sein. Mein Herzschlag beschleunigt sich vor Erregung.
    »Ist er durch den Garten gekommen?«, fragt Castelnau seine Frau besorgt.
    »Nein, über die Water Lane, Mylord«, erwidert der junge Mann namens Throckmorton, während er Platz nimmt. Er meint damit, dass er das Haus von hinten, von der Flussseite aus betreten hat, wo er gute Chancen hatte, nicht gesehen zu werden. Salisbury Court ist ein mindestens hundert Jahre altes, langgestrecktes, weitläufiges Gebäude, dessen Haupteingang in der Fleet Street neben der Kirche St.Bride’s liegt, aber der Garten fällt bis zu dem braunen Wasser der Themse ab; jeder, der der Botschaft einen Privatbesuch abstatten will, kann nach Einbruch der Dunkelheit mit einem Boot an den Buckhurst Stairs anlegen, die Water Lane hochgehen und ein Tor in der Gartenmauer passieren, ohne befürchten zu müssen, bemerkt zu werden. Dieser Throckmorton wirkt noch sehr jung, sein bartloses Gesicht ist schmal und feinknochig und wird von hellem Haar umrahmt, das ihm in Locken bis über den Kragen fällt; er hat ein angenehmes, offenes Lächeln, aber seine hellen Augen schießen nervös hin und her, als rechne er halb damit, von einem von uns angegriffen zu werden, wenn er gerade in die andere Richtung schaut. Sowie er sitzt, öffnet er seinen Umhang. Sein Blick ruht fragend, aber nicht feindselig auf mir, dem einzigen unbekannten Gesicht.
    »Doktor Bruno, Ihr kennt Francis Throckmorten noch nicht, glaube ich?«, sagt Castelnau, dem nicht entgeht, in welche Richtung der junge Mann blickt. »Ein äußerst

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