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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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verfinstert sich. »Ihr wagt es …«, platzt er heraus, doch Castelnau hebt eine Hand. Er sieht erschöpft aus.
    »Fahrt fort, Bruno«, sagt er sanft. »Ihr habt Euch bislang noch kaum geäußert. Ich würde gern Eure Meinung hören. Ihr kennt König Henris Ansichten so gut wie alle seine Berater.«
    Ich spüre, dass Fowlers Augen auf mir ruhen. Ohne mich in seine Richtung zu drehen weiß ich, was er will – ich soll Vorsicht walten lassen und meine privilegierte Position an diesem Tisch nicht gefährden, indem ich mich feindselig zeige. Doch Castelnau erwartet, dass ich unverblümt meine Meinung vertrete; er würde Verdacht schöpfen, wenn ich nicht die Rolle des Advocatus Diaboli übernehmen würde.
    »Ich sage nur, dass diese Königinnen keine Puppen sind, die man nach Belieben herumschieben kann.« Während ich diese Worte formuliere, muss ich plötzlich an die Elisabeth-Puppe mit der Nadel in der Brust in Cecily Ashes toter Hand denken. Ich erschauere; die Erinnerung bringt mich aus dem Konzept. »Diese glorreiche Wiedervereinigung unter Rom wird nicht ohne großes Blutvergießen in England abgehen. Das hat bislang noch niemand erwähnt.«
    »Solche Dinge werden als selbstverständlich vorausgesetzt, Ihr verdammter Narr!«, grollt Howard.
    »Könnt Ihr hobeln, ohne dass Späne fallen?«, fragt Marie mit einem leisen Lächeln. Sie hat schöne weiße Zähne und scheint sich nicht davor zu fürchten, sie auch zu benutzen.
    »Die Königin der Schotten scheut sich nicht, Blut zu vergießen, wenn es ihren Zwecken dienlich ist, das kann ich Euch versichern«, verkündet Douglas bestimmt und reißt sich aus seinen eigenen Gedanken, um sich ein weiteres großes Glas Wein einzuschenken, das er mit einem Zug leert. »Ich könnte Euch da eine Geschichte über sie erzählen …« Er lacht in sein leeres Glas.
    »Tatsächlich? Ist es die über die Pastete?«, fragt Courcelles mit einem bühnenreifen Augenverdrehen.
    »Aye.« Douglas’ Augen leuchten auf. »Nach dem Tod ihres Mannes gab es ein großes Fest …«
    Courcelles hebt eine Hand. »Vielleicht ein andermal. Sie könnte Madame de Castelnau nicht gefallen.«
    »Oh, aye. Tut mir leid.« Douglas wirft Marie einen Blick zu und berührt mit einer gespielt schuldbewussten Geste seine Stirn.
    Eine kurze, betretene Stille tritt ein; alle drehen sich zu ihm um, und ich spüre, dass mir etwas entgangen ist. Marie und Henry Howard wechseln einen Blick, dessen Bedeutung ich nicht entschlüsseln kann. Ihre Wangen sind vor Aufregung gerötet, ihre Augen blitzen hell und entschlossen, ihre leicht geöffneten Lippen glänzen. Sie bemerkt, dass ich sie beobachte, und senkt sittsam die Lider, blickt dann aber wieder auf, um zu sehen, ob ich sie immer noch anschaue.
    »Die Priesterseminare in Frankreich arbeiten noch immer unermüdlich daran, Missionare in allen möglichen Verkleidungen hierherzuschicken, Mylords, und das katholische Netzwerk, das sie unterstützt, hat nichts von seiner Macht eingebüßt«, wirft Fowler ein, und die gesamte Gruppe richtet ihre Aufmerksamkeit auf ihn. »Wir können nur beten, dass deren Bemühungen Erfolg haben und verlorene Seelen in den Schoß der Heiligen Römischen Kirche zurückbringen …«
    »Ja, Fowler, ich bewundere Eure Frömmigkeit, und ich bin sicher, wir beten alle für dasselbe«, schneidet ihm Howard das Wort ab. »Aber als Warnung für potenzielle Konvertiten weiden sie jeden Jesuitenmissionar, der ihnen in die Hände fällt, auf dem Schafott in Tyburn aus wie ein Schwein auf dem Schlachterblock. Es ist Zeit zu begreifen, dass dieses Land weder durch Politik noch durch Predigten wieder katholisiert werden kann, sondern nur durch Gewalt.«
    »Dann …verzeiht mir, wenn ich etwas schwer von Begriff bin, aber sprecht Ihr von einer Invasion?« Ich blicke mit großen Augen von Howard zu Castelnau. Es ist keine eigentliche Frage, und das Gesicht des Botschafters antwortet mit einem Ausdruck hilflosen Kummers.
    »Michel – haltet Ihr es für klug, dass er hier mit uns sitzt?« Howard schnippt ungeduldig mit den Fingern in meine Richtung. »Wir wissen alle, dass die Inquisition diesen Mann wegen Ketzerei verhaften will. Sagt mir – was meint Ihr, wem seine Loyalität in dieser Sache gilt? Hm? Rom oder der ebenfalls exkommunizierten Elisabeth?«
    »Doktor Bruno ist ein persönlicher Freund meines Königs«, versetzt Castelnau ruhig, »und ich bürge für seine Loyalität gegenüber Frankreich. Seine Ideen mögen manchmal ein wenig …«, er

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