Frevel: Roman (German Edition)
wertvoller englischer Freund der Botschaft.« Er begleitet seine Worte mit einem viel sagenden Nicken.
Howard mustert den Neuankömmling ohne zu lächeln, dann schlägt er die Knöchel gegeneinander.
»Nun, Throckmorton«, beginnt er ohne Einleitung. »Was gibt es Neues von der Königin?«
Er meint natürlich die andere Köngin: Elisabeths Base Maria Stuart, die sie auch als rechtmäßige Königin von England betrachten, als die einzige legitime Tudor-Erbin. Sie , das sind die Extremisten der katholischen Liga in Frankreich, die von dem Herzog von Guise, Marias Vetter mütterlicherseits, angeführt wird, und die katholischen englischen Edelleute, die sehen, dass sich das Blatt in ihrem eigenen Land gegen sie wendet. Sie versammeln sich an Castelnaus Tafel, um ihrem Groll freien Lauf zu lassen und zu fordern, dass endlich etwas unternommen wird. Nur dass Maria Stuart zurzeit eine Königin ohne Reich ist; ihr Sohn James VI. herrscht unter Elisabeths wachsamen Augen über Schottland, und Maria wird in Sheffield Castle gefangen gehalten, damit sie keine Rebellion anzetteln kann. Doch diese Maßnahme hat anscheinend nicht dazu beigetragen, die Anzahl der Komplotte zu mindern, die in ihrem Namen auf beiden Seiten des Kanals geschmiedet werden.
Throckmorton legt die Hände flach auf den Tisch und lässt den Blick noch einmal über die Runde schweifen, dann strafft er sich, als schicke er sich an, eine Rede zu halten, und lächelt schüchtern.
»Ihre Majestät Königin Maria bat mich, Euch auszurichten, dass die Liebe und Unterstützung, die sie von ihren Freunden in London und Paris erfährt, und besonders die fünfzehnhundert Goldkronen, die Mylord Castelnau ihr so großzügig geschickt hat, ihre Stimmung sehr gehoben haben.«
Castelnau neigt bescheiden den Kopf. Howard richtet sich verblüfft auf.
»Ihr habt mit ihr persönlich gesprochen ?«
»Nein«, wehrt Throckmorton fast entschuldigend ab. »Mit einer ihrer Frauen. Walsingham hat bestimmt, dass sie vorerst keinen Besuch empfangen darf.«
»Aber Briefe schon?«
»Ihre offizielle Post wird von ihren Gefängniswärtern geöffnet und gelesen. Doch ihre Frauen schmuggeln meine Korrespondenz hinein und heraus – in ihrer Unterwäsche verborgen.« Bei der Vorstellung läuft er hochrot an und fährt hastig fort: »Sie ist sicher, dass die Wärter noch keine Möglichkeit gefunden haben, sie zu lesen. Und Bücher sind ihr gestattet.« Er wirft Howard einen bedeutungsvollen Blick zu. »Sie lässt Euch bitten, ihr eine Ausgabe Eures neuen Werkes zu schicken, in der Ihr Prophezeiungen und Ähnliches verdammt, Lord Howard. Sie brennt darauf, es zu lesen.«
»Sie erhält es mit Eurer nächsten Lieferung.« Howard lehnt sich sichtlich zufrieden zurück.
»Sie kann es auch kaum erwarten«, fügt Throckmorton hinzu, dabei blickt er hoffnungsvoll von Douglas zu Fowler, »Neues von ihrem Sohn zu erfahren. Sie möchte wissen, was der König von Schottland denkt und wie seine Absichten aussehen.«
Castelnau lacht bitter auf. »Das wüssten wir alle gern. Auf welche Seite wird sich der junge James schlagen, wenn er eine Wahl treffen muss?« Er zuckt entnervt die Achseln.
»Demnach schreibt er seiner Mutter nicht selbst?« Howard runzelt die Stirn.
»Unregelmäßig«, lässt ihn Throckmorton wissen. »Und wenn er es tut, bedient er sich der Sprache der Diplomatie, sodass sie sich bezüglich seiner Pläne nie sicher sein kann. Sie fürchtet, seine Loyalität könnte nicht ganz dort liegen, wo sie liegen sollte.«
»König James ist siebzehn«, sagt Fowler mit seiner ruhigen, autoritären Stimme, und alle beugen sich vor, um ihm zu lauschen. Er kleidet sich schlicht, trägt keine Halskrause, nur der Hemdkragen ragt aus seinem wollenen braunen Wams heraus. In gewisser Hinsicht freut mich das; ich hege Gecken gegenüber ein instinktives Misstrauen. »Er ist gerade erst aus dem Schatten seiner Regentinnen herausgetreten – welcher Siebzehnjährige, der Geschmack an der Unabhängigkeit gefunden hat, würde die Zügel wohl bereitwillig wieder seiner Mutter überlassen? Es wird eines besseren Anreizes als Sohnesliebe bedürfen, um ihn dazu zu bringen, sie zu unterstützen. Außerdem«, fügt er hinzu, »war er noch kein Jahr alt, als er sie zuletzt gesehen hat. Sie mag sich ja einbilden, es bestünde ein natürliches Band zwischen ihnen, aber James weiß, dass eine Königin auf dem Thron ihm mehr nützen kann als eine im Gefängnis.«
»Nun, Monsieur Throckmorton, Ihr könnt
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