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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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Königin Maria versichern, dass ihr Sohn just in diesem Moment einen Abgesandten des Herzogs von Guise empfängt«, unterbricht Madame de Castelnau, dabei späht sie unter ihren dichten Wimpern hervor. »Er wird James die Freundschaft Frankreichs anbieten, wenn er seine Pflichten als Marias Sohn anerkennt und erfüllt.«
    Ihre Worte lösen ein überraschtes Raunen aus. Castelnaus Gesicht verdunkelt sich vor Wut – das hört er eindeutig zum ersten Mal, und was ihn anbetrifft, steht es den Guises gewiss nicht zu, über Frankreichs Freundschaft zu verfügen –, aber ich sehe, wie er seinen Zorn zügelt … immer ganz der professionelle Diplomat. Er will seine Frau nicht öffentlich tadeln. Sie sieht ihn nicht an, aber um ihre Mundwinkel zuckt Triumph, als sie den Blick senkt und angelegentlich den Tisch betrachtet.
    »Auf jeden Fall«, bemerkt der Botschafter so gelassen, als habe er ein ganz anders geartetes Gespräch geführt, »gibt es gute Gründe für die Annahme, dass wir bald einen Vertrag haben werden, der Königin Maria ihre Freiheit auf friedliche Weise wiedergibt, sie wieder mit ihrem Sohn vereint und es Frankreich erlaubt, sowohl mit England als auch mit Schottland Freundschaft zu pflegen.«
    »Zur Hölle mit Verträgen!«
    Henry Howard stößt seinen Stuhl zurück und schlägt so plötzlich mit der Faust auf den Tisch, dass erneut alle zusammenzucken. Die Kerzen sind so weit heruntergebrannt, dass sein Schatten hinter ihm an der Holztäfelung hochkriecht, über die Decke zuckt und über uns aufragt wie ein Riese in einem Kindermärchen.
    »In Christi Namen, die Zeit für Verträge ist vorbei! Begreift Ihr das nicht, Michel?«, bellt Howard und stützt sich mit beiden Händen auf den Tisch, um den Botschafter wütend anzustarren, während Courcelles ihm vergeblich bedeutet, seine Stimme zu dämpfen. »Fühlt Ihr Euch inzwischen am englischen Hof so wohl, dass Ihr nicht merkt, aus welcher Richtung der Wind in Paris weht?«
    »Der König der Franzosen hofft immer noch auf ein politisches Bündnis mit Königin Elisabeth, und es ist meine Pflicht, alles zu tun, was in meiner Macht steht, um ihm dazu zu verhelfen, während ich hier seine Interessen vertrete.« Castelnau bleibt ruhig, aber Howard lässt sich nicht beschwichtigen.
    »Das französische Volk will kein solches Bündnis mit einer protestantischen Ketzerin, und das weiß Euer König Henri – er spürt die Macht der katholischen Liga im Rücken. Keine weiteren Verträge oder Heiraten oder Versuche, die Prätendentin Elisabeth versöhnlich zu stimmen – uns bleibt jetzt nur noch ein Weg!« Wieder schlägt er zur Bekräftigung so hart auf den Tisch, dass die Platte erzittert.
    »Wenn ich mich recht erinnere«, versetzt Castelnau mühsam beherrscht, »wart Ihr vor gar nicht allzu langer Zeit mein engster Verbündeter, als es um die Heiratsverhandlungen zwischen Eurer Königin und dem Bruder meines Königs ging.«
    »Nur zum Schein, Michel. Dieser Plan war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.« Howard winkt mit großer Geste ab. »Der Herzog von Anjou wollte Elisabeth nie wirklich heiraten – sie ist mindestens zwanzig Jahre älter als er, um Himmels willen! Ich meine, würdet Ihr das auf Euch nehmen?« Er sieht die Männer nacheinander an; fordert sie förmlich zu spöttischen Bemerkungen auf. Douglas antwortet mit einem lasziven Kichern. »Und sobald sie die Unzufriedenheit ihrer Untertanen bezüglich dieser Absicht witterte, schickte sie ihn seiner Wege«, fährt Howard fort. »Jetzt wird sie nicht mehr heiraten – und wenn doch, dann bestimmt keinen katholischen Prinzen. Sie hat gesehen, wohin das führt.«
    »Und mit fünfzig wird sie auch keinen Erben mehr gebären«, fügt Marie de Castelnau abfällig hinzu. »Frankreichs beste Hoffnung besteht darin, Maria Stuart auf Englands Thron zu bringen, damit sie von dort aus als Mutter und katholische Herrscherin auf ihren Sohn einwirkt und ihn an seine Pflichten erinnert. Et voilà !« Mit einem so zufriedenen Lächeln, als habe sie einen gelungenen Zaubertrick vorgeführt, streckt sie die Hände vor.
    » Et voilà ?« Ich sehe sie ungläubig an. »Problem gelöst? Ihr sprecht, als wären sie alle Schachfiguren – man macht mit dieser einen Zug, wirft jene vom Brett und bedroht wieder eine andere. Fin de partie . Glaubt Ihr wirklich, dass das so einfach ist, Madame?«
    Marie presst die Lippen zu einem schmalen weißen Strich zusammen, gibt meinen Blick aber trotzig zurück. Howards Miene

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