Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
Vom Netzwerk:
umfasst.
    »Sie steht mit Mendoza in Kontakt? Aber der Mann ist so …«
    »Geradeheraus?«
    »Ich wollte ›ungehobelt‹ sagen. Für einen Botschafter zumindest.«
    »Mendoza ist ein Mann der Tat«, widerspricht Howard entschieden, dabei entzieht er sich Castelnaus Griff; hiernach verneigt er sich knapp, geht von dannen und lässt die unausgesprochene Kritik in der Luft hängen.
    Sowie wir draußen im Gang außer Hörweite sind, überfällt Howard mich förmlich und sticht mir mit einem seiner goldgeschmückten Finger fast ins Gesicht.
    »Ihr mögt den französischen König und den Botschafter eingewickelt haben, Bruno, aber Ihr sollt wissen, dass mir Eure Nase nicht gefällt.«
    »Dafür kann ich mich nur entschuldigen, Mylord. Sie ist so, wie Gott sie geschaffen hat.«
    Seine Augen werden schmal, er tritt einen Schritt zurück und mustert mich lange mit dem harten Blick eines Mannes, der befürchtet, man wolle ihm ein schlechtes Pferd andrehen.
    »Ich habe gehört, was man in Paris über Euch sagt.«
    »Und was sagt man, Mylord?«
    »Spielt nicht Katz und Maus mit mir, Bruno. Dass Ihr verbotene Magie praktiziert.«
    »Ach, das.«
    »Und es heißt, Ihr würdet mit Teufeln sprechen.«
    »Oh, ständig. Sie fragen oft nach Eurer Lordschaft; sie sagen, sie halten ein besonders warmes Plätzchen für Euch bereit.«
    Howard rückt wieder näher. Er ist größer als ich, aber ich weiche nicht zurück. Sein Atem weht mir heiß ins Gesicht.
    »Scherzt, so viel Ihr wollt, Bruno. Ihr seid nichts anderes als ein begnadeter Hofnarr, genau wie Ihr es am französischen Hof wart, und ein Narr darf ungestraft so ziemlich alles sagen. Aber wer wird am Ende wohl lachen, wenn König Henri nicht mehr die Macht hat, Euch zu beschützen?«
    »Kann ein Herrscher denn einfach mir nichts, dir nichts seine Macht einbüßen?«
    Jetzt lacht er, leise und wissend.
    »Gebt Acht und wartet ab, Bruno. Gebt Acht und wartet ab. In der Zwischenzeit werde ich ein Auge auf Euch haben.«
    Auf den Dielen hinter uns erklingen Schritte, Howard verstummt, misst mich mit einem letzten missbilligenden Blick und eilt schnellen Schrittes davon, dabei befiehlt er einem Diener, ihm seinen Umhang zu bringen. Ich wende mich um und sehe William Fowler mit Courcelles an seiner Seite vor mir stehen.
    »Gute Nacht, Doktor Bruno.« Fowlers Gesicht verrät nicht, was in ihm vorgeht. »Es hat mich gefreut, Euch kennen zu lernen.«
    Ich versichere ihm mit ebenso unbeteiligter Miene, dass die Freude ganz meinerseits sei. Er streckt eine Hand aus, um die meine zu schütteln, und steckt mir dabei ein zusammengefaltetes Stück Papier zu. Ich schließe die Finger darum und wünsche ihm noch eine glückliche Reise, während ich mich bereits zum Treppenhaus umdrehe. Wenn ich ihn doch nur begleiten könnte, um offen mit ihm zu reden! Vielleicht könnten wir gemeinsam ergründen, was hinter alldem steckt, was wir heute Nacht gehört haben.

4
    Salisbury Court, London
    27. September im Jahr des Herrn 1583
    Es kommt mir vor, als hätte ich kaum die Augen geschlossen, als jemand leise, aber beharrlich an meine Kammertür klopft. Die Morgendämmerung bricht gerade erst an – so früh überbringen Boten für gewöhnlich nur schlechte Nachrichten. Ich schlüpfe in ein Paar Beinlinge und in ein Hemd, eile zur Tür und schiebe den Riegel zurück, um meinen ungeduldigen Besucher einzulassen, dabei wappne ich mich für neuerliches Unheil. Aber es ist nur Léon Dumas, der Sekretär des Botschafters, der in seiner Hast, nicht gesehen zu werden, so rasch in den Raum huscht, dass er mich fast umreißt und mit dem Kopf gegen die schräge Decke stößt. Hier im zweiten Stock des Hauses, direkt unter dem Dach, sind die Kammern für Leute von meiner und nicht seiner Größe konzipiert.
    Dumas reibt sich die Stirn und lässt sich schwer auf mein Bett sinken. Er ist ein ernster junger Mann von siebenundzwanzig Jahren, hochgewachsen, mager und mit schütterem Haar sowie leicht hervorquellenden Augen, die ihn immer ängstlich und erschrocken wirken lassen – und ich werde das Gefühl nicht los, dass sich dieser Eindruck noch verstärkt hat, seit ich ihn überredet habe, mir Einblick in die Korrespondenz des Botschafters zu verschaffen. Jetzt sieht er mich mit diesen großen Augen und einem schmerzlichen Stirnrunzeln an, als wäre ich auch daran schuld, dass er sich den Kopf gestoßen hat. Er ist bereits vollständig angekleidet.
    »Léon, Ihr seid ja mit den Hühnern aufgestanden – ist etwas

Weitere Kostenlose Bücher