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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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sucht nach einem diplomatischen Ausdruck, »… unorthodox erscheinen, aber er ist und bleibt ein Katholik. Er besucht regelmäßig mit meiner Familie hier in der Botschaftskapelle die Messe und hält sich immer an die mit seiner Exkommunikation verbundenen Vorschriften. Ein Problem, das wir zu gegebener Zeit aus der Welt schaffen werden, nicht wahr, Bruno?«
    Ich setze eine Miene auf, die fromme Hoffnung ausdrücken soll, und nicke ernst.
    Howards Gesicht verfinstert sich, aber er sagt nichts mehr, und ich empfinde einen plötzlichen Anflug von Zuneigung zu dem Botschafter, gefolgt von Bedauern darüber, dass ich gezwungen bin, ihn so zu täuschen. Wie auch immer sich dieser Fall entwickelt, ich werde dafür sorgen, dass Walsingham von seinem Einsatz für Frieden erfährt. Castelnau hat wie König Henri von Frankreich eher gemäßigte Ansichten; er gehört zu den Katholiken, die finden, dass man den Glauben unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten dürfen muss. Auf seine Weise ist er ein integrer Mann, er würde sich nicht für Krieg entscheiden, aber vielleicht wird man ihm keine andere Wahl lassen. Seine Frau dagegen sieht aus, als könne sie einen gewalttätigen Konflikt kaum erwarten.
    »Hört zu«, sagt sie jetzt, faltet die Hände und lässt den Blick ihrer hellen Augen kurz über die Gruppe schweifen, bevor sie hinzufügt: »Mylords, Freunde … wir alle, die wir uns an dieser Tafel zusammengefunden haben, weisen verschiedene Lebenshintergründe auf, aber wir verfolgen dasselbe Ziel, nicht wahr? Wir glauben alle, dass Maria Stuart die rechtmäßige Erbin des englischen Throns ist und dass sie den katholischen Glauben wieder einführen würde, der uns vereint, ist es nicht so?«
    Zustimmendes Gemurmel erklingt, von einigen begeisterter als von anderen; ich fange Fowlers Blick auf und wende mich rasch ab.
    »Außerdem würde Maria Stuart auf dem englischen Thron die Interessen unserer beiden Nationen besser wahrnehmen«, fährt Marie knapp fort, streckt ihre eleganten Finger aus und gibt vor, die bunt schillernde Sammlung von Ringen zu betrachten. »Das vereint uns in unseren Zielen ebenso wie in unserer Religion, was uns zu natürlichen Verbündeten macht, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind. Wenn wir das vergessen, verlieren wir jegliche Hoffnung auf Erfolg.« Hier blickt sie auf und richtet ihr strahlendes Lächeln auf mich, ehe sie es den anderen schenkt. Ich betrachte die Frau des Botschafters mit neu erwachter Neugier. Wie groß der Ruf ihrer Frömmigkeit auch sein mag, an ihrem politischen Scharfsinn besteht kein Zweifel; hinter dem Lächeln und dem Erröten verbirgt sich eine eiserne Willenskraft, die in starkem Gegensatz zu der Gewohnheit ihres Mannes steht, es stets allen recht machen zu wollen. Ich schiele zu Castelnau hinüber. Er zwickt sich mit Daumen und Zeigefinger in den Nasenrücken und wirkt müde. Das Machtgleichgewicht in der Botschaft scheint sich nach Maries Rückkehr kaum merklich verlagert zu haben.
    »Soll ich neue Kerzen holen, Mylord?«, murmelt Courcelles. Ohne dass wir es gemerkt haben, sind die schwachen Flammen fast erloschen, und wir sitzen im Halbdunkel.
    »Nein.« Castelnau schiebt seinen Stuhl zurück und erhebt sich schwerfällig. »Wir werden uns zurückziehen. Meine Frau ist noch nicht lange aus Paris zurück und muss sich ausruhen. Morgen Abend wird mein Kaplan hier vor dem Essen die Messe lesen. Gute Nacht, Gentlemen. Claude, ich glaube, Monsieur Douglas braucht ein Gästezimmer.« Er nickt zum Ende des Tisches hinunter, wo Douglas mit dem Gesicht auf den Händen eingeschlafen zu sein scheint. Courcelles gibt einen kleinen angewiderten Laut von sich.
    Unser Gastgeber hält uns die Tür auf und wünscht uns noch einmal eine gute Nacht, als wir an ihm vorbei in den Gang hinausströmen. Ich bin gezwungen, abrupt stehen zu bleiben, als Henry Howard vor mir Castelnau auf französische Art umarmt, jedoch mit einem sehr englischen Mangel an Herzlichkeit.
    »Da wir gerade von natürlichen Verbündeten gesprochen haben – Ihr wisst, dass wir uns mit Spanien in Verbindung setzen müssen, wenn das hier weitergehen soll«, zischt er dem Botschafter ins Ohr. »Je eher, desto besser.«
    Castelnau seufzt. »Wenn Ihr meint.«
    »Throckmorton befördert auch Briefe von Maria zur spanischen Botschaft. Oh – das wusstet Ihr nicht?«
    Castelnau wirkt ob der Neuigkeit verletzt, so als habe er gerade erfahren, dass seine Frau ihm untreu sei; Howards Arm hält er noch immer

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