Fridolin zieht nach Berlin
versteckte. Bisher hatte Fridolin sich immer ein wenig davor gedrückt, herauszufinden, was da auf dem Dachboden vor sich ging. Ja, er war sogar so ehrlich zu sich selber und gestand sich ein, dass er Angst davor hatte, einen Blick auf den Dachboden zu riskieren.
So stand er vor Peterles Käfig, schaute betreten zu Boden und traute sich nicht zu fragen, was Peterle denn nun plante. Und wieder war es, als ob Peterle genau wusste, was hinter Fridolins Stirn vor sich ging. Denn als Fridolin sich gerade erheben wollte, um sich still und heimlich davonzuschleichen, um das Abenteuer auf dem Dachboden zu verschieben, meinte Peterle: „Lass mich raus.“
„Bitte?“
„Du sollst mich raus lassen“, sagte der Wellensittich gelassen und ruhig und nickte heftig. „Damit wir zusammen dem Geheimnis auf die Spur kommen. Ich bin mir sicher, Fridolin, dass wir da oben etwas finden werden.“
„Was?“
„Ein Geheimnis.“
„Boah“, sagte Fridolin beeindruckt und vergaß für einen klitzekleinen Augenblick seine Furcht.
„Nicht wahr?“
„Und was für ein Geheimnis werden wir finden?“, fragte Fridolin fröhlich, in sich eine unbekannte Abenteuerlust, die alles andere in ihm zum Erliegen brachte.
„Das müssen wir herausfinden.“
„Wahnsinn!“
Schon wollte Fridolin los, die Treppe hinaufjagen und die Klappe zum Dachboden öffnen. Peterle aber hielt ihn zurück mit Worten, die Fridolin durch Mark und Bein gingen: „Vorher aber müssen wir uns schützen, damit wir nicht zu Tode kommen.“
„Zu Tode?“
„Oh ja, zu Tode, mein Freund. Mit Geistern und Dämonen, Räubern und Dieben, Spionen und Agenten sollte man sich nur vorbereitet anlegen.“
„Geister und Dämonen?“ Fridolin schluckte. „Räuber und Diebe?“ Sein Hals war auf einmal ganz trocken. „Spione und Agenten?“ In diesem Augenblick glaubte er, in Ohnmacht fallen zu müssen.
„Spielst du schon wieder verrückt?“, kam die Frage aus dem Hintergrund und riss Fridolin aus seinen Gedanken, die vor Schreck erstarrt waren.
„Mizie“, seufzte Fridolin erleichtert und war das erste Mal in seinem Leben froh darüber, dass ihm die arrogante und überhebliche Katze über den Weg lief.
„Du solltest nicht auf solch einen Blödsinn hören, Fridolin. Es könnte deine Fantasie mit dir durchgehen lassen. Und das wollen wir doch nicht, oder?“
„Fantasie ist gut“, versicherte Fridolin, der es liebte, sich vorzustellen, an ganz anderen Orten zu sein, mit fremden Tieren zusammenzutreffen und Abenteuer zu erleben, die ihn auf abgelegene Inseln brachten und in Städte führten, wo es nur so vor Hundefängern wimmelte. Ja, Fridolin genoss es richtig, sich mit seinen Gedanken zu beschäftigen.
„Fantasie ist was für Dummköpfe“, bemerkte Mizie herablassend und leckte sich ihre linke Vorderpfote. „Man beschäftigt sich mit Dingen, die nie passieren. Reine Zeitverschwendung.“
Mit diesen Worten schaute Mizie zu Peterles Käfig hinauf. Ein Blick, der nicht nur Peterle durch Mark und Bein ging. Nein, auch Fridolin verstand, dass Mizie aus Erfahrung gesprochen hatte. Eine Erfahrung, die eindeutig etwas mit der Vorfreude auf eine leckere Mahlzeit zu tun hatte.
„Ich bin kein Dummkopf“, entgegnete Peterle leise, den Kopf zwischen den Flügeln aus Angst, Mizie würde ihre Fantasie doch noch ausleben wollen.
„Nein, du bist ein Leckerli.“
„Mizie!“, entfuhr es Fridolin erbost. „Das sagt man nicht!“
„Oh, ich sage noch ganz andere Dinge“, meinte Mizie, schmunzelte arrogant und hörte auf, sich die linke Vorderpfote zu lecken. „Und ich rate dir, Peterle, einem Papagei nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Liebe wird nur in den wenigsten Fällen erwidert.“
„Liebe?“, fragte Fridolin verblüfft und schaute zu Peterle.
„Liebe?“, stieß Peterle erschrocken hervor und plusterte sich auf.
„Liebe“, sagte Mizie gelangweilt und schritt dann mit erhobenem Schwanz in Richtung Wohnzimmer davon.
„Liebe?“, fragte Peterle leise, als er einige Sekunden geschwiegen hatte. „Liebe?“ Dann hellte sich sein Gesicht auf. „Ja, ich bin richtig und ehrlich verliebt.“
Und da freute sich auch Fridolin für Peterle, wenn er auch nicht genau wusste, was das überhaupt zu bedeuten hatte.
Das wird peinlich
Auf dem Weg nach Hause konnte Mike noch gar nicht richtig fassen, was geschehen war. Sie musste unentwegt kichern, als sie daran dachte, wie sie mit Anna zusammen die Kirschen geklaut hatte.
Wie lustig Anna immer
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