Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
Vom Netzwerk:
Dingen bereitwillig zu jedem Geschäft und Freund mit jedermann, und der Kurprinz, dessen einzige Leidenschaft die Jagd war. Der junge polnische Adel war an sich schon für das Franzosentum eingenommen, weil es seinem leichten Blut zusagte. Der Page Sulkowsky, verarmter Nachkomme eines polnischen Fürstengeschlechts, und von Brühl, der Leibpage des Königs, hielten sich sehr zurück; beide, der eine ganz Ohr für den Prinzen, der andere ganz Auge für August II., waren noch Komparsen bei diesem Schauspiel.
    Der Kampf Bachs mit Marchand war nur ein Seitenstück zu dem Kampf der Hofparteien, und Volumiers Schicksal war abhängig von seinem Ausgange. Daher war bei der Gesellschft begreiflicherweise auch von nichts weiter als diesem bevorstehenden Ereignis die Rede. -- Bereits hatte Marchand in violettem Hofkostüm die Nebengalerie betreten, mit Herrn von Fleming einige Worte gewechselt und sich ins Ankleidezimmer des Marschalls zurückgezogen, um sich -- wie er sagte -- nicht eher als nötig mit seinem Gegner zu amalgamieren, als der König, die Königin Eberhardine am Arm, mit seinem gnädigsten Lächeln in den Saal trat. Hinter ihm folgte, in einfachem Militärrock, der Kurprinz, der die alte Gräfin Kollowrat führte, eine majestätische, immer noch schöne Frau. Den Schluß bildeten Sulkowsky, Brühl und der Kammerdiener Hennicke. -- Marschall Fleming und Vitzthum eilten, die Herrschaften zu empfangen.
    »Nun, lieber Fleming, Sie wollen uns also heute einen seltenen Genuß bereiten: wir sollen dem Turnier der beiden Meister französischer und deutscher Musik beiwohnen. Fürwahr, ich weiß noch nicht, wie ich mich gegen Sie revanchieren soll.«
    »Durch dero Allerhöchst fernere Gnade, Majestät,«antwortete der wonnestrahlende Fleming.
    »Auch unsere liebe Denhof hat sehr bedeutenden Anteil an der Schöpfung dieses Festes, wie ich mir sagen ließ?« Und einer jener elektrischen Blitze schoß aus den Augen des Königs auf die Gräfin nieder, die sich lächelnd verbeugte.
    August der Starke schritt langsam weiter, nickte listig der mit seltener Geschicklichkeit errötenden Dieskau zu und wandte sich, indem er einen kalten Blick über die lauernde, bleiche Haugwitz schlüpfen ließ, an Klettenberg: »Wie weit sind Sie mit der letzten Prozedur? Ist die Mischung geglückt?«
    »Fast, Majestät! Das Amalgam muß in Quantität oder Qualität zu stark gewesen sein, die Retorte sprang. Ich muß es noch einmal mit schwächerem Zusatz beginnen.«
    »Mein Gott, wie langweilig und kostspielig das ist! Gibt es kein einfacheres Verfahren?« rief der Herrscher.
    »Das Verfahren ist eben das Geheimnis, Majestät! Wer es erst hat, ist Herr der Welt! Daß sich kleinere Quanta des kostbaren Metalls liefern lassen, davon haben Majestät Allerhöchst selbst sich überzeugt; aber die Mischung in solcher Progression herzustellen, daß sie eine so grenzenlose Ausbeute gibt, wie wir wünschen, ist das Werk vieler Jahre.«
    »Leider!«seufzte der Fürst. »Vitzthum, weisen Sie Klettenberg neue dreihundert Dukaten an!«
    In demselben Augenblick hatte die Königin, die bis dahin, kalt nach allen Seiten grüßend, schwieg, Aurora von Königsmarck gesehen, die gesenkten Hauptes seitwärts in ihrer Nähe stand. »Was macht Moritz?« flüsterte sie leise und streckte ihr die Hand entgegen, »ich hörte, er sei ernstlich krank.«
    Die Propstin küßte die Hand der Königin, auf die verstohlen eine Träne fiel: »Ich danke Eurer Majestät für die huldvolle Gnade. Der Himmel hat ihn mir erhalten, damit ich nie vergesse, wie demütig ich für die Huld meiner Königin sein soll!«
    Ein krampfhafter Druck von der Hand der Königin, ein warmer, verzeihender Trostesblick aus ihren Augen war die Antwort. Gemeinsames Leid hatte die beiden Frauen zu Freundinnen gemacht.
    Der König, der inzwischen mit Haugwitz und Fürstenberg einige leichte Scherzworte gewechselt, trotzdem aber Auroras leise Antwort gehört und verstanden hatte, biß sich auf die Lippen, bot schnell der Königin den Arm und geleitete sie zu den Plätzen der königlichen Familie.
    »Sind die beiden Musikmeister bereit?« fragte er Fleming.
    »Ja, Euer Majestät, und warten auf Allerhöchsten Befehl.«
    »Stellen Sie mir den Bach aus Weimar vor!«
    Fleming verbeugte sich, eilte zum Klavier und kam in wenigen Augenblicken mit Sebastian Bach, der einen einfachen, schwarzen Rock und den Hut im Arm trug, zurück. Hinter beiden folgte Volumier mit ängstlich bekümmertem Gesicht. Aller Blicke

Weitere Kostenlose Bücher