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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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eurer Not, und der euch erlöset
Von aller Qual und ewige Freiheit bringt.
An Wasserflüssen Babylons sitzen sie und weinen nicht mehr;
Im Halleluja begrüßen sie wieder
Die Himmelsschwestern Hoffnung und Glaube,
Und die Flut murmelt das Heil, Heil!
Und der Sturm brauset Heil, Heil!
Und trägt es hinüber ins Land der Verheißung,
Hinauf in die Gefilde ewiger Freuden!«
    Kein Beifall erschallte, kein Lob...
    Ein Schauer fuhr über die Versammlung, und in den Herzen regte sich ein eigenes, unermeßliches Etwas. -- Die Königin, die Kollowrat und die Königsmarck schluchzten hörbar, der König war wie vom Schlage getroffen.
    Volumier stand am Eingang der Galerie und hatte die Hände gefaltet; sein glühender, dankbar verklärter Blick hing an Bach, der leise aufgestanden war und still beiseite trat.
    »Der Mann hat eine teufelsmäßige Geschicklichkeit!« platzte der König heraus. »So etwas hab' ich nie gehört!«
    »Treten Sie zu Seiner Majestät!« flüsterte General Klenzel, und Bach trat einige Schritte auf den Monarchen zu.
    »Woher hat Er das, zum Kuckuck, Bach?« fragte August.
    »Von demselben Geber alles Guten, der Euer Majestät die Krone verliehen hat, von Gott! Deshalb will ich's auch allein zu Gottes Ehre ausüben!« sagte Bach, und ein seltsam bitterer Zug spielte um seinen Mund.
    In diesem Augenblick trat Kurprinz August zu ihm, ergriff überwältigenden Gefühl seine Hand und schüttelte sie. »Nehme Er das zum Andenken an mich!« -- und er schob einen kostbaren Solitär auf Sebastians Finger.
    »Ich danke Königlicher Hoheit für diese hohe Gunst! Ich will ewig Ihrer gedenken. Gott erhalte Euer Hoheit lange und gebe Ihr gesegnete Tage!«
    »Wenn Ihr einmal etwas Großes zu bitten habt, erinnert mich an diese Stunde!« flüsterte der Kurprinz, nickte und trat zurück.
    König August erhob sich und nahm den Arm der Königin. Fleming, der gerechnet hatte, der Hof werde bei ihm zu Nacht speisen, tat halb schüchtern einen Schritt zum König.
    »Fleming, in Zukunft nehmen Sie sich mit den Franzosen besser in acht! Ich will außer der deutschen nur noch italienische Musik in Dresden! Guten Abend!-- -- Bach, ich danke Ihm für den Genuß, den Er mir verschafft hat! Lasse Er sich öfter bei uns in Dresden sehen! Ehe Er reiset, werde ich Vitzthum zu Ihm schicken.«
    Eben wollte der König weiterschreiten, als die Königin Bachs Hand ergriff und sagte: »Hier danke ich Ihnen nicht. Aber wenn Sie morgen zu mir kommen wollen, habe ein Andenken für Sie, das Sie Ihrer lieben Frau mitnehmen sollen. Und vergessen Sie nicht, mir den Kleinen da mitzubringen!«
    Bach verbeugte sich, das Herrscherpaar ging weiter und war schon im Begriff, den Saal zu verlassen, als August sich kurz umwandte und mit seinen Blicken die Gräfin Denhof suchte: »Eins hätte ich bald vergessen! -- Liebe Denhof, Sie sehen seit einiger Zeit so angegriffen aus. Gehen Sie für ein Jahr aufs Land, das wird Ihnen dienlich sein! Ich werde Sie an einen recht gesunden Ort schicken!«
    Der Hof verließ das Flemingsche Palais. Gräfin Denhof sank ohnmächtig in die Arme ihrer Mutter. Ein leises Kichern flog durch die Reihen der Zurückgebliebenen. Da wollte sie sich aufraffen und, wie um Schutz flehend, zu ihrem Freunde Fleming treten. Der aber verbeugte sich kalt, bot Fräulein von Dieskau den Arm und wandte ihr den Rücken.
    »Ich kondoliere von Herzen!« sagte laut und melancholisch Baron Schmiedel, und die ganze Versammlung brach in schallendes Gelächter aus. -— Die Denhof verließ Dresden für immer.
     

Kapitel III
     
    Am anderen Morgen ging Sebastian Bach in seinem Zimmer auf und ab. Friedemann saß am Klavier, wagte aber keinen Ton zu spielen. Volumier sah seinen Freund Sebastian mit ungewissen Blicken an.
    »So, so ... Dahin hab' ich's also gebracht, daß mir Euer König, nachdem er nahe daran war, den französischen Lumpenhund zu engagieren, doch zugab, ich habe eine teufelsmäßige Geschicklichkeit! O, das ist das verfluchte Virtuosentum, Volumier, -— das behält den Sieg! Wenn einer nur rechte Kapriolen machen kann auf dem Kasten da und wie ein Seiltänzer von einer Saite zur andern springt, der ist euer Mann!«
    »Ihr habt recht!« antwortete Volumier betrübt. »Diese verdammte Manier bringt uns ganz herunter, und wenn wir hier unser Brot nicht verlieren wollen, müssen wir selber die Affenjacke anziehen. Legt dem König aber nicht alles zur Last. Seht, das Übel liegt auch in der Zeit! Die Leute hören auf, fromm zu sein; es

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