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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewegte er seine Hand, so dass der Schein nie gleich blieb. Einmal zuckte er über den Körper, dann verlor er sich in der Dunkelheit, doch als der Totengräber neben der Leiche stehen blieb, da wurde sie voll angeleuchtet. Was würde geschehen?
    Modesty Blaine hielt den Atem an. Ihre Wangen zuckten, die Hände zitterten, die Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sie wartete auf die Handlung des Totengräbers.
    Die erfolgte auch. Urplötzlich straffte sich der Körper des Mannes. Dann zuckte er herum, streckte den Arm aus, drehte sich wieder im Kreis, und sein ausgerichteter Zeigefinger wies irgendwann einmal auf jeden einzelnen der Zuschauer.
    »Ihr habt sie auf dem Gewissen!« rief er mit einer dumpfen, hohl klingenden Stimme, die einem ängstlichen Menschen Angst einflößen konnte. »Ihr und keine anderen haben es zu verantworten, dass sie gestorben ist. Wisst ihr überhaupt, wer sie war?«
    Der Totengräber bekam keine Antwort. Man starrte ihn nur an. Lauernd, begierig, die Neuigkeit zu erfahren. Und die bekamen sie präsentiert.
    »Das Mädchen, das ihr in eurem Wahn erschlagen habt, war die Tochter des Grafen…«
    Ein Unwetter mit Blitz und Donner hätte nicht schlimmer zwischen den Menschen einschlagen können, als die Worte des Totengräbers. Keiner war mehr fähig zu sprechen. Das Entsetzen hatte sie alle erfasst, und die Gefühle zeichneten sich auf den bleichen Gesichtern der geisterhaften Gestalten ab.
    Angst, Furcht, Panik. Sie hatten getötet! Aber nicht irgend jemand, sondern die Tochter des Grafen, ihres Herrn.
    »Ja!« wiederholte der Totengräber noch einmal mit seiner hohlen Grabesstimme. »Es ist Angela, die jüngste Tochter unseres Grafen. Sein Lieblingskind, das er immer unter seinen Schutz gestellt hat.« Er drehte sich und deutete hoch zum Schloss. »Dort oben wuchs sie auf. Im obersten Zimmer des Turms hielt der Graf seine Tochter versteckt. Sie sollte nicht in die feindliche Welt, doch sie ist vor einigen Wochen entflohen. Der Graf hat es kaum einem gesagt, er hatte nur Angst und hoffte, dass sie irgendwann zurückkehren würde. Sogar einen Sterndeuter und Magier hat er sich geholt, und der weise Mann sucht nach dem Ort der Grafentochter. Das braucht er nun nicht mehr. Angela ist tot, und ihr allein tragt daran die Schuld. Ich werde zurückfahren und dem Grafen Bericht erstatten. Wehe euch, wehe! Er wird euch und dieses Dorf verfluchen bis in alle Ewigkeiten. Ihr Blut wird mit dem euren abgewaschen werden. Jeder einzelne muss für diese Freveltat büßen - jeder…«
    Er sprach die Sätze und bewegte dabei seinen Kopf. Dann bückte er sich, hob die Leiche an, nahm sie auf den Arm und schritt mit der Toten auf den Friedhof zu, wobei er dicht an Modesty vorbeikam, ohne sie überhaupt zu bemerken.
    Der Totengräber hatte ein besonderes Ziel. Es war ein offenes Grab. Schon fertig geschaufelt, wartete es darauf, einen kalten Körper aufzunehmen.
    Behutsam ließ der Totengräber die Leiche in das Grab sinken, wobei er den Kopf gedreht hatte und die wartenden Männer und Frauen im Auge behielt. Dann war Angela verschwunden.
    Der Totengräber erhob sich wieder und ging auf seinen schwarzen Leichenkarren zu. Den Sarg lud er ab, öffnete ihn und ließ ihn so stehen. Bevor er auf den Bock stieg und zur Peitsche griff, drehte er sich noch einmal zu den Dorfbewohnern um. »Ihr habt schwere Schuld auf euch geladen. Niemand wird das Mädchen anrühren. Ich hole den Grafen, damit er sich seine Tochter anschauen kann. Er wird entscheiden, was mit euch geschieht. Ich aber sage jetzt schon: Wehe euch. Wehe denjenigen, die eine schwere Schuld auf sich geladen haben. Der Graf ist rücksichtslos in seinem Zorn, denn ihr habt ihm das Liebste genommen!«
    Eine knappe Armbewegung folgte, die Peitsche knallte, und das Pferd reagierte. Heftig zog es an, riss den Wagen mit sich, und wenig später waren die beiden nicht mehr zu sehen.
    Die Menschen von Brigadoon aber blieben zurück. Sie hatten die Köpfe gesenkt. Die Schuld lastete wie eine schwere, unsichtbare Bürde auf ihren gebeugten Rücken. Sie wussten, dass sie einer Strafe nicht entgehen konnten, denn die Häscher des Grafen würden sie überall im Land finden.
    Die Menschen aus dem Dorf standen wie festgenagelt. Nur eine bewegte sich. Modesty Blaine. Aber sie gehörte ja nicht dazu. Sie war für die Menschen unsichtbar, ein Wesen aus der Zukunft, das in die Vergangenheit gelangt war und diese schrecklichen Vorgänge, die sich alle 100 Jahre wiederholten,

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