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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keinen lebenden Ausdruck mehr zeigten. Trotz dieser grausamen Situation wurde das Mädchen an ein Sprichwort erinnert. Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein… Floren hatte Horace F. Sinclair eine Grube graben wollen, indem er ihm einen gefährlichen Killer auf den Hals hetzte. Der Killer aber wurde ein Opfer der Schwarzen Magie und war nun dabei, den Spieß herumzudrehen. Er erwürgte seinen Auftraggeber.
    Das dachte Modesty in diesen Augenblicken, und auch deshalb zögerte sie mit dem Schlag.
    Dann aber hieb sie zu. Sie selbst schloss dabei die Augen, wollte nicht sehen und nicht hören. Das Ziel konnte sie nicht verfehlen, der Kopf des Untoten befand sich zu dicht bei ihr.
    Sie hörte trotzdem. Ein schreckliches Geräusch, und sie schlug noch einmal zu, ein drittes und ein viertes Mal, immer mit geschlossenen Augen. Beim fünften Schlag spürte sie keinen Widerstand mehr. Sie zog sofort die richtigen Schlüsse und erkannte, dass sie sich geirrt hatte. Der Zombie war zur Seite getaucht. Sein Opfer interessierte ihn nicht mehr, denn er hatte erreicht, was er wollte. Lee J. Floren gab kein Lebenszeichen mehr von sich.
    Erledigt hatte das Mädchen den Untoten nicht. Er blutete nicht einmal am Kopf, kniete noch auf dem Boden, streckte jetzt seinen Arm aus und tastete nach dem Grabstein, um ihn als Stütze zu benutzen, damit er auf die Beine kam.
    Modesty schaute zu. Sie konnte nicht anders, war fix und fertig, sie musste einfach hinsehen, wie sich der lebende Tote langsam in die Höhe schraubte und sie dabei unverwandt anstarrte. Er hatte seine Zähne gebleckt. In diesen Augenblicken wirkte er wie Jack Nicholsen in dem Film »Shining«, als er seinen Amoklauf begann. Das Mädchen schüttelte sich vor Angst, aber es durfte keine Gefühle zeigen, das war ihr klargeworden.
    Bisher hatte sie den Ast nur mit einer Hand umklammert. Nun nahm sie auch die andere hinzu. Wenn sie jetzt schlug, lag vielmehr Kraft hinter dem Treffer.
    Schräg setzte sie den Schlag an. Seitlich und dabei genau in Kopfhöhe. Wieder ein Treffer. Der Zombie fiel zurück. Seine Stützhand rutschte ab, dann schlug er dumpf auf die feuchte Friedhofserde, wo er sich stöhnend auf den Bauch wälzte und versuchte, wieder in die Höhe zu kommen. Was sie als nächstes tat, widerte Modesty an, aber sie sah keine andere Möglichkeit.
    Kaum hatte der Zombie sich erhoben, da trat sie heftig zu und drückte ihre Sohle in das durchgebogene Kreuz des Monstrums. Der Zombie knickte zusammen, er schob allerdings auch seinen Arm nach hinten, um Modesty Blaine packen zu können.
    Hastig sprang sie zurück. Diesem Griff war sie ausgewichen, doch das Entsetzen raste wie ein Eisfaden durch ihre Blutbahn, als sie am rechten Knöchel eine Berührung spürte. Fast traute sie sich nicht, nach unten zu schielen, tat es dann doch und sah Lee J. Floren. Er hielt sie gepackt. Dieser Tote lebte auch!
    In dem Augenblick fiel ihr die alte Zombieregel ein, die sie bisher vergessen hatte. Menschen, die von Zombies getötet wurden, gerieten selbst als lebende Leichen in diesen grausamen Kreislauf, aus dem es kein Entrinnen mehr gab.
    Mit Lee J. Floren war so etwas passiert!
    Dies zu begreifen, dauerte seine Zeit. Eine Chance, die der verfluchte Zombie nutzte. Sein Griff festigte sich.
    Das Mädchen schrie. Modesty Blaine bog den Rücken durch, warf den Kopf in den Nacken und brüllte all ihre Not heraus. Doch niemand hörte sie, denn die Gestalten auf dem Friedhof gehörten in die Vergangenheit, das Geschehen lief einige 100 Jahre zuvor ab, obwohl Modesty die Stimmen der anderen verstehen konnte.
    Unter sich vernahm sie ein widerliches Schmatzen und Grunzen, dazwischen ihre allmählich verebbenden Schreie, und sie nahm wahr, dass auch Koonz wieder dabei war, sich allmählich zu erheben. Zwar linkisch und marionettenhaft, aber es würde nur noch Sekunden dauern, bis er auf den Füßen stand.
    Davor hatte sie Angst.
    Und auch Angst vor Floren, der anfing, an ihrem Stiefel zu zerren. Modesty wehrte sich. Plötzlich war ihr Widerstandswille erwacht, und sie trat um sich. Die junge Frau wollte keine Beute dieser grausamen Existenzen werden, sie brauchte ihre Freiheit, wollte leben. Der andere ließ nicht los. Erbarmungslos war sein Klammergriff. Ihm konnte keiner entkommen. Kein Mensch besaß die Kraft eines Zombies, das sah Modesty sehr bald ein. Der Mann, den sie aus den Klauen eines anderen Untoten hatte retten wollen, schien ihr zum Schicksal zu werden.
    Noch einmal erwachte

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