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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gegenwart, gesteuert und gelenkt durch einen alten magischen Fluch, und sie begriff, dass sie nur Zuschauerin sein konnte und in ein Spiel hineingeraten war, dessen Regeln sie wohl nie begreifen würde.
    Der abgerissene Ast rutschte aus ihren Fingern. Modesty ließ ihn am Boden liegen, sie torkelte zurück, atmete heftig und schüttelte den Kopf, weil sie einfach nichts begreifen konnte.
    Das Mädchen war fassungslos. So etwas hätte sie nicht erwartet. Plötzlich fiel ihr der Zombie ein. Er war kein Geistwesen, sondern eine reale Erscheinung. Wieso? Dass sie nach den Gründen suchte, bewies, dass sie ihren ersten Schrecken überwunden hatte. Der Zombie, ein ehemaliger Killer namens Koonz, von Lee J. Floren engagiert, war kein Wesen aus der Vergangenheit, sondern aus der Gegenwart. Ebenso wie sie und Floren aus der Gegenwart kamen, aber die anderen, die sie sah, das waren Geister.
    Geister aus der Vergangenheit, in der Zukunft zu sehen. Unglaublich… Als sie mit dem Rücken den dicken Baumstamm berührte, da erst fiel ihr auf, dass diese Gegenstände sehr wohl existent waren. Nur eben die Menschen nicht, sie waren die große Ausnahme.
    Gar nicht so einfach, mit diesen Dingen fertig zu werden. Auch Modesty hatte damit ihre große Mühe.
    Aber wie sollte es weitergehen? Eine Lösung wußte sie nicht. Sie konnte nur dastehen und schauen. Zuschauen, wie ein Mensch getötet wurde. Nein, er war schon tot, denn die alten Vetteln, diese widerlichen, hasserfüllten Weiber erhoben sich und hielten als Triumph über ihren »grandiosen« Sieg die Knüppel hoch. Erst jetzt kamen die Männer herbei. Sie taten nichts, schauten auf die Leiche und hoben die Schultern.
    Die Knochige lachte rauh. »Na, ihr alten Memmen! Da liegt die Kleine, eure Hure. Jetzt könnt ihr sie nicht mehr besuchen. Jetzt wird der Teufel ihre Seele nehmen.«
    »Halt dein Maul, du altes Lästerweib«, erwiderte ein vierschrötiger Kerl mit breitem Stiernacken und Nussknackerkinn.
    »Ich weiß, dass dir das nicht gefällt, Donovan. Du warst einer der ersten, der sie im Heu schwängern wollte, aber das ist dir vergangen, du dreckiger Säufer.«
    »Ich schlag dich zu Brei!«
    Da bekam die Knochige einen Anfall. Sie warf sich vor, schwang ihren Knüppel und wollte auf den Mann eindreschen. Der ließ sich nichts gefallen, konterte und drosch ihr den Handrücken so hart durch das Gesicht, dass die Knochige Nasenbluten bekam.
    Die Welle der Gewalt drohte überzuschwappen, die Situation wäre eskaliert, wenn da nicht ein Geräusch aufgeklungen wäre. Ein schrilles, herausforderndes Wiehern. Es übertönte sogar noch die Schreie der kämpfenden Parteien, und einer sprach aus, was alle wussten. »Der Totengräber kommt!«
    Vor ihm mussten wohl die meisten Angst haben, denn sie schafften hastig Platz, um keinem im Weg zu stehen.
    Das Pferd näherte sich. Modesty ging ein wenig zur Seite, sie konnte jetzt den Weg wieder sehen und sah ein weißes Pferd, das einen pechschwarzen Wagen zog. Die Ladefläche war offen. Ein Sarg stand auf ihr, und am Bock, auf dem der Totengräber hockte, schaukelte eine brennende Sturmlaterne im Rhythmus der Fahrt.
    Immer wenn sie nach vorn schwang, erreichte ihr Licht auch den Totengräber und ließ durch den huschenden hellen Reflex seine Gestalt noch schauriger erscheinen, als sie in Wirklichkeit schon war. Er war ganz in Schwarz gekleidet. Auf dem Kopf trug er einen ebenfalls schwarzen Zylinder. Um den Hals jedoch hatte er einen langen roten Schal gebunden, der aussah wie ein zu Eis erstarrter langer Blutstreifen. Unter dem runden Rand des Zylinders fiel schlohweißes Haar an beiden Seiten des Gesichts entlang und berührte links und rechts das Kinn. Die Frauen und Männer hatten den Weg freigegeben. Sie standen links und rechts an seinen Rändern, während auf dem Weg noch die Erschlagene lag. Verkrampft war die Haltung des blutüberströmten Körpers.
    Der Totengräber musste die Leiche sehen! Er sah sie auch und reagierte. Das »Brrr« drang dumpf aus seinem Mund, und der Schimmel gehorchte. Er warf noch einmal seinen Kopf hoch, wehte mit der Mähne, dann stand er auf dem Fleck.
    Es wurde still. Niemand wagte ein Wort zu sprechen, als der Totengräber vom Bock stieg. Seine Bewegungen wirkten gemessen, dem Ernst des Augenblicks Rechnung tragend.
    Nur wenige Schritte brauchte er zu gehen. Er hatte seinen Kopf gesenkt und die Laterne vorn Haken genommen. Jetzt hielt er sie in der rechten Hand, beugte sich nieder und leuchtete. Dabei

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