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Friedhof für Verrückte

Friedhof für Verrückte

Titel: Friedhof für Verrückte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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ich den Narren erzählt, und sie haben es geglaubt. Egal, ich ziehe mich aus dem Geschäft zurück, falls ich da vorne zum Tor hinauskomme. Ich hab ein Ticket für eine Kreuzfahrt rund um die Welt gebucht, morgen geht’s los. Nach dreißig Jahren hat sich mein Gelächter in Schlangenspucke verwandelt. Manny Leiber? Der kann jeden Tag tot sein. Doc? Wissen Sie es schon? Er ist weg.«
    »Wohin?«
    »Wer weiß.« Doch Grocs Blick glitt nach Norden, zur Studiofriedhofsmauer. »Exkommuniziert?«
    Wir sausten dahin. Groc nickte nach vorne. »Maggie Botwin, die mag ich. Sie ist ein perfektionistischer Chirurg, genau wie ich.«
    »Sie hört sich nur nicht so an wie Sie.«
    »Wenn das jemals der Fall sein sollte, würde sie sterben. Und Sie selbst? Tja, Desillusion braucht so ihre Zeit. Sie werden siebzig sein, bis Sie merken, daß Sie ein Minenfeld durchquert haben und dabei einer Truppe von Schwachköpfen zuriefen: Hier entlang! Man wird auch Ihre Filme vergessen.«
    »Nein«, widersprach ich.
    Groc warf einen Blick auf mein stolz gerecktes Kinn und meine trotzige Oberlippe.
    »Stimmt«, mußte er zugeben. »Sie sehen aus wie ein wahrhaftiger, heiliger Tor. Ihre Filme also nicht.«
    Wir kurvten um die nächste Ecke, und ich deutete auf die Schreiner, die Putzkolonnen, die Anstreicher: »Wer hat diese Arbeiten veranlaßt?«
    »Natürlich Manny.«
    »Wer hat Manny dazu veranlaßt? Wer gibt hier wirklich die Befehle? Jemand hinter einem Spiegel? Jemand aus der Wand?«
    Groc brachte den Wagen vorsichtig zum Stehen und schaute nach vorne. Ich sah die vernarbten Nähte hinter seinen Ohren deutlich vor mir.
    »Darauf kann ich nicht antworten.«
    »Nicht?« sagte ich. »Ich blicke in die Runde, und was sehe ich? Ein Filmstudio, mitten in der Produktion von acht Filmen. Einer davon ein wirklich großer, unser Jesus-Epos, der in zwei Tagen abgedreht wäre. Und plötzlich, aus einer Laune heraus, sagt jemand: Alles abbrechen. Statt dessen geht dieses bescheuerte Streichen und Entrümpeln los. Es ist der reine Wahnsinn, ein Studio zu schließen, dessen fixe Kosten sich täglich auf neunzig- bis einhunderttausend Dollar belaufen. Was soll das?«
    »Was denn?« sagte Groc leise.
    »Wenn ich mir Doc anschaue, dann sehe ich eine Qualle, giftig zwar, aber ohne Rückgrat. Ich betrachte mir Manny und sehe, daß sein Hintern gerade richtig für Barhocker ist. Sie? Hinter Ihrer Maske sitzt eine Maske und dahinter wieder eine. Keiner von euch besitzt die nötigen Dynamitfäßchen oder den elektrischen Preßlufthammer, um das ganze Studio lahmzulegen. Und doch wird es stillgelegt. Ich sehe ein Studio, so groß wie der weiße Wal. Harpunen werden geschleudert. Also muß auch irgendwo ein besessener Kapitän existieren.«
    »Dann verraten Sie mir doch«, sagte Groc, »wer unser Ahab ist?«
    »Ein Toter, der im Friedhof auf einer Leiter steht, zu uns herüberschaut und seine Befehle gibt. Und ihr rennt alle dienstbeflissen los«, sagte ich.
    Grocs große, dunkle Augen blinzelten dreimal ihr typisches Leguanblinzeln.
    »Ich nicht«, grinste er.
    »Ach nein? Warum denn nicht?«
    »Darum nicht, Sie Dummkopf.« Groc strahlte und schaute in die Weite des Himmels. »Überlegen Sie doch! Es gibt nur zwei Genies, die schlau genug sind, diesen Toten auf der Leiter so zusammenzubasteln, daß er im Regen über die Mauer schaut und den Leuten vor Schreck das Herz stehenbleibt!« Groc wurde von einem Lachanfall geschüttelt, der ihn beinahe umgebracht hätte. »Wer könnte wohl ein solches Gesicht modellieren!«
    »Roy Holdstrom!«
    »Richtig! Und !?«
    »Lenins …« Ich stotterte. »… Lenins Kosmetik-Künstler?«
    Stanislau Groc richtete sein strahlend helles Lachen direkt auf mich.
    »Stanislau Groc«, sagte ich wie betäubt. »… Sie also.«
    Er verbeugte sich in aller Bescheidenheit.
    Du! dachte ich. Nicht das Monster, das sich in den Grüften versteckt hält, war auf die Leiter geklettert, nicht das Monster hat Arbuthnots Vogelscheuche aufgestellt, um das Studio lahmzulegen, nein! Es war Groc, der Mann, der lacht, der wuselige Conrad Veidt mit dem immerwährenden Grinsen im zusammengeflickten Gesicht!
    »Warum nur?« fragte ich.
    »Warum?« Groc schmunzelte. »Ach Gott, um ein bißchen Staub aufzuwirbeln! Wie langweilig ist es doch all die Jahre hier gewesen! Doc schon ganz krank von seinen Nadeln, Manny zerriß sich förmlich, aber ich selbst hatte auf diesem Narrenschiff einfach nicht genug zu lachen. Also weckte ich die Toten auf! Sie haben mir den

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