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Friedhof für Verrückte

Friedhof für Verrückte

Titel: Friedhof für Verrückte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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Moviola klebte.
     
    HALLO ZAUBERLEHRLING. VERSUCHE DICH SCHON SEIT ZWEI STUNDEN ANZURUFEN. WIR HABEN JERICHO AUFGEGEBEN UND SIND GEFLOHEN. HABEN UNS ZUM LETZTEN GEFECHT IN MEINEN BUNKER IN DEN HOLLYWOOD HILLS ZURÜCKGEZOGEN. BITTE ANRUFEN. KOMM VORBEI!
    SIEG HEIL, FRITZ UND JACQUELINE THE RIPPER.
     
    Ich faltete den Zettel zusammen, um ihn in meinem Tagebuch zu verstauen, damit ich ihn auf meine alten Tage hervorkramen und lesen konnte. Dann ging ich die Stufen wieder hinunter und verließ das Studio.
    Sturmtruppen waren nirgendwo in Sicht.
     

64
     
    Während wir die Küste entlangspazierten, erzählte ich Crumley von dem Priester, dem Pfad mitten durch das Unkraut und von den beiden Frauen, die vor langer Zeit auf dem Pfad gegangen waren.
    Wir fanden Constance Rattigan am Strand. Zum ersten Mal sah ich sie im Sand liegen. All die vielen Male zuvor war sie entweder in ihrem Pool oder im Meer gewesen. Jetzt lag sie dazwischen, als hätte sie nicht mehr die Kraft, bis ans Wasser zu gelangen, oder wieder ins Haus zurückzugehen. Sie sah so gestrandet und schiffbrüchig, so blaß aus, daß es mir weh tat, sie anzuschauen.
    Wir kauerten uns neben ihr in den Sand und warteten darauf, daß sie unsere Anwesenheit mit geschlossenen Augen spürte.
    »Du hast gelogen«, sagte Crumley.
    Ihre Augäpfel bewegten sich heftig unter den Lidern. »Welche Lüge meinst du?«
    »Daß du damals, vor zwanzig Jahren, die Party um Mitternacht überstürzt verlassen hättest. Du weißt genau, daß du bis zum bitteren Ende geblieben bist.«
    »Was habe ich denn dort gemacht?« Sie drehte den Kopf weg. Wir sahen nicht, ob sie auf die graue See hinausschaute, von wo eine abkühlende Nebelfront nahte.
    »Sie brachten dich an den Unfallort. Eine deiner Freundinnen brauchte dringend Hilfe.«
    »Ich habe nie Freundschaften gepflegt.«
    »Aber Constance«, sagte Crumley. »Ich kenne die Fakten. Ich habe die Einzelheiten zusammengetragen. In den Zeitungen stand, es hätten drei Beerdigungen am gleichen Tag stattgefunden. Pfarrer Kelly – der aus der Kirche direkt gegenüber der Unfallstelle – behauptet, Emily Sloane sei nach den Beerdigungen gestorben. Was passiert, wenn ich eine richterliche Erlaubnis erwirkte, das Grab der Sloanes zu öffnen? Würde ich einen Leichnam darin finden oder zwei? Ich vermute einen; wohin ist Emily verschwunden? Wer hat sie mitgenommen? Du? Auf wessen Anweisung?«
    Constance Rattigan erschauderte. Ich konnte nicht beurteilen, ob der plötzlich an die Oberfläche gespülte alte Schmerz daran schuld war oder der Nebel, der sich um uns ballte.
    »Für einen dummen Bullen bist du ziemlich schlau«, sagte sie.
    »Ach was, ich falle nur manchmal in ein Nest mit Eiern, und es gelingt mir, keines zu zerbrechen. Pfarrer Kelly erzählte unserem jungen Schreiberling hier, daß Emilys Geist verwirrt gewesen sei. Sie mußte also von jemandem weggebracht worden sein. Warst du das?«
    »Gott steh’ mir bei«, flüsterte Constance Rattigan. Eine Welle klatschte an den Strand. Der Nebel vor der Küste verdichtete sich. »Ja …«
    Crumley nickte sanft und sagte: »Die ganze Sache muß sofort mit einem riesigen, mit einem unglaublichen Aufwand vertuscht worden sein. Hat jemand die Sammelbüchse in der Kirche aufgefüllt? Ich meine, hat das Studio zugesichert, was weiß ich, den Altar neu gestalten zu lassen, Witwen und Waisen bis in alle Ewigkeit finanziell zu unterstützen? Sollte der Priester, falls er vergäße, daß du Emily Sloane von dort weggebracht hast, Woche für Woche ein kleines Vermögen ausgehändigt bekommen?«
    Constance hatte sich aufgesetzt und suchte mit weit aufgerissenen Augen den Horizont ab. »Das …«, murmelte sie, »… war Teil der Abmachung.«
    »Und noch mehr Geld in die Spendenbüchse, und immer mehr und mehr, wenn der Priester aussagte, der Unfall hätte sich nicht vor seiner Kirche, sondern vielleicht hundert Meter weiter unten auf der Straße zugetragen, so daß er gar nicht hatte sehen können, wie Arbuthnot den anderen Wagen gerammt, seinen Feind getötet und die Frau seines Widersachers in den Wahnsinn getrieben hatte. Ist das richtig so?«
    »Das …«, murmelte Constance Rattigan, in eine andere Zeit versetzt, »… das trifft es recht gut.«
    »Und du hast Emily Sloane, die so gut wie tot war, eine Stunde später aus der Kirche herausgeführt, über das verlassene Gelände mit den Sonnenblumen und den Schildern, auf denen zu VERKAUFEN stand …«
    »Alles lag so nah beieinander, es war so

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