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Friedhof für Verrückte

Friedhof für Verrückte

Titel: Friedhof für Verrückte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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Triumph.
    Ich rief Fritz an.
    »Wo zum Teufel steckst du?« schrie er.
    »Ruhe«, sagte ich freundlich.
    Dann las ich ihm laut vor.
    Und die Fische wurden zum Backen auf die Glut gelegt, in die der Wind hineinfuhr, Funken wie Leuchtkäfer über den Sand tragend, und Christus sprach, und die Jünger lauschten. Die hereinbrechende Morgendämmerung nahm die Fußspuren des Herrn wie die leuchtenden Funken mit sich fort, und er war von ihnen gegangen. Die Jünger schwärmten in alle Richtungen aus, auch ihre Spuren verwehte der Wind, ihre Fußstapfen verschwanden, ein neuer Tag brach an, und der Film war zu Ende.
    Fritz, am anderen Ende, war sehr still.
    Endlich flüsterte er: »Du … Hun … de … sohn.«
    Und dann: »Wann bringst du das vorbei?«
    »In drei Stunden.«
    »Du bist in zwei Stunden hier«, schrie er, »damit ich dich auf alle vier Backen küssen kann. Ich gehe jetzt los, um Manny zu entmannen und Herodes den Statthalter auszutreiben!«
    Ich legte auf, und das Telefon klingelte.
    Es war Crumley.
    »Ist dein Balzac noch Honoré ?« fragte er. »Oder liegst du wie Hemingways Fisch tot am Pier, das Fleisch von den Gräten gepickt?«
    »Crum«, seufzte ich.
    »Ich habe weiter herumtelefoniert. Aber was ist, wenn wir alle Informationen, die du haben willst, kriegen, wenn wir Clarence finden, den schrecklichen Kerl aus dem Brown Derby identifizieren – wie kommen wir an deinen tolpatschigen Vogelfreund Roy heran, der allem Anschein nach in einer gebrauchten Toga auf dem Studio herumrennt? Wie lassen wir es ihn wissen, und wie kriegen wir ihn dann dort heraus? Soll ich ein großes Schmetterlingsnetz nehmen?«
    »Crum«, sagte ich.
    »Okay, okay. Ich habe gute Nachrichten, und schlechte. Ich habe ein bißchen über die Mappe nachgedacht, von der du mir erzählt hast, die Mappe, die unser Kumpel Clarence vor dem Brown Derby hat fallenlassen. Ich habe beim Brown Derby angerufen und erzählt, ich hätte eine Mappe verloren. Aber selbstverständlich, Mr. Sopwith, sagt die Dame, die ist bei uns!«
    Sopwith! Also das war Clarences Nachname.
    »Ich sage ihr, ich wüßte nicht, ob meine Adresse in der Mappe steht. Die ist hier, sagt die Dame, 1788 Beachwood? Genau, sage ich. Ich bin gleich da und hole sie ab.«
    »Crumley, du bist ein Genie!«
    »Nicht ganz. Ich spreche gerade vom Telefon im Brown Derby aus.«
    »Und?« Ich spürte, wie mein Herz einen Satz machte.
    »Die Mappe ist verschwunden. Da ist noch jemand auf diese brillante Idee gekommen. Jemand war vor mir hier. Die Dame hat ihn mir beschrieben. Es war nicht Clarence, wie du ihn geschildert hast. Als ihn die Dame nach einem Ausweis fragte, ist er einfach mit der Mappe abgehauen. Die Dame hat sich zwar aufgeregt, aber das war’s.«
    »Großer Gott«, sagte ich. »Das heißt, sie kennen jetzt die Adresse von Clarence.«
    »Soll ich hinfahren und ihm alles erzählen?«
    »Nein, nein. Er würde einen Herzschlag kriegen. Ich werde hingehen, auch wenn er Angst vor mir hat. Ich muß ihn warnen, damit er sich versteckt. Meine Güte, da kann sonst was passieren. 1788 Beachwood?«
    »Stimmt.«
    »Crum, du bist der absolute Knüller.«
    »Schon immer gewesen«, sagte er, »schon immer gewesen. Komisch nur, daß mich die Leute unten auf der Station in Venice schon seit einer Stunde zur Arbeit zurückerwarten. Der Leichenbeschauer rief an und meinte, daß sich seine Kunden nicht lange halten. Während ich arbeiten gehe, mußt du selbst einspringen. Wen gibt es sonst noch im Studio, der etwas wissen könnte? Ich meine, jemand, dem du trauen kannst. Jemand, der die Geschichte des Studios miterlebt hat.«
    »Botwin«, sagte ich wie aus der Pistole geschossen. Ich war selbst über meine Antwort erstaunt.
    Maggie und ihre surrende Kleinkamera, immer dabei, die Welt einzufangen, so wie sie sich Tag für Tag, Jahr für Jahr vor ihrem Auge abspulte.
    »Botwin? Frag sie mal. Inzwischen, alter Knabe …?«
    »Was denn?«
    »Paß auf deinen Arsch auf.« »Mach* ich.«
    Ich legte auf und sagte: »Rattigan?« »Ich habe den Wagen angelassen«, antwortete sie. »Er wartet draußen vor der Haustür.«
     

36
     
    Es war schon spät am Nachmittag, als wir Richtung Studio sausten. Constance hatte drei Flaschen Champagner in ihrem Roadster verstaut und fluchte an jeder Kreuzung gutgelaunt vor sich hin. Sie streckte den Kopf über die Windschutzscheibe hinaus wie jene Hunde, die beim Autofahren die Schnauze in den Fahrtwind halten.
    »Aus dem Weg!« schrie sie.
    Wir röhrten den Larchmont

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