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Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Äußeres zu verbergen. Aber hatte er überhaupt eine normale Gestalt, oder war er einfach nur da? Konnte er sie wechseln? War er einmal Mensch und dann wieder Geist?
    Der Unbekannte bewegte sich nicht. Mit dem Boden schien er verwachsen zu sein. Aber er füllte die sehr schmale Gasse mit seiner Aura, und die wiederum war schlimm. Sie brachte etwas von den bösen Träumen mit, die auch Tom Sengara kannte. Es waren Ströme von Tod, Gewalt und Grauen. Er konnte sie nicht unterscheiden und keine Einzelheiten herausfinden, die Aura erreichte ihn nur wie ein gewaltiger Dampfschwaden, der ihm eine tiefe Furcht einjagte.
    Er wollte sich zurückziehen.
    Tom schaffte es nicht.
    Etwas bannte ihn, und es mußte die Aura des Unheimlichen sein, die ihn festhielt.
    Plötzlich gab es nur ihn und diesen Fremden auf der Welt, aber Tom schaffte es noch, seine Gedanken unter Kontrolle zu halten. Er dachte daran, wie oft er in der letzten Zeit mit Chato über Jericho gesprochen hatte. Dabei war auch das Aussehen des Dämons zur Sprache gekommen.
    Jericho zeigte sich gern als großer, böser und schwarzer Mann, das war schon früher so gewesen.
    Nichts hatte sich verändert. Es gab ihn nicht nur in den Träumen, sondern auch in der Realität.
    Und jetzt bewegte er sich!
    Sehr langsam hob er seinen rechten Arm an. Dabei streckte er die Hand auf, so daß er mit den Fingerspitzen die breite Hutkrempe berühren konnte. Für einen Moment ließ er die Hand dort liegen. Dann krümmte sich der Daumen zusammen, weil er ihn mit der Kuppe unter die Hutkrempe schieben wollte.
    Er drückte die Kopfbedeckung hoch. Jericho wollte sein Gesicht zeigen, was Tom noch nicht sah, weil ihm der Unterarm die Sicht darauf verdeckte.
    Nur für einen Moment noch, dann war sein Blick frei.
    Er schaute hin – und röchelte auf.
    Der Anblick war schlimm und trotzdem nicht schrecklich. Er wußte selbst nicht, wie er ihn bezeichnen sollte. Mit diesem Gesicht hatte er eigentlich rechnen müssen, aus den Erzählungen war es ihm bekannt, aber es sah in natura noch viel schlimmer und abstoßender aus.
    Jericho hatte das Gesicht eines Kindes. Nicht nur eines Kleinkindes, sondern eines Babys, dessen Kopf von innen her aufgeblasen worden war und der Form eines rosig hellen Ballons gleichkam.
    Aufgeplusterte Wangen, eine breite Stirn. Wülste über den kleinen Augen und darunter eine Nase, die den Namen noch nicht verdiente.
    Wieder tiefer befand sich der Mund. Aber nicht so, wie man ihn kannte, er war mehr eine saugende, zischelnde und zuckende Wunde, die kurzerhand in das Babygesicht hineingeschnitten worden war.
    Zudem glänzte sie feucht, als wäre sie mit Speichel bestrichen worden.
    Dieser Mund war eklig, er mußte einfach anwidern, auch deshalb, weil er sich und das Doppelkinn in einer permanenten Bewegung befanden.
    Dabei entstanden kleine Blasen vor den Lippen.
    Alles war weich und widerlich, und Tom konnte sich vorstellen, daß auf diesem Babykopf kein einziges Haar wuchs.
    Er schauderte, aber er ging nicht weg, was allein an dieser Atmosphäre lag, denn Jericho allein gehörte die Gasse. Er hatte sie zu seiner Welt gemacht.
    Er regierte jetzt, und es trat der gleiche Effekt ein wie bei einem Träumenden.
    Tom Sengara hatte keinen eigenen Willen mehr. Er mochte ihn noch haben, nur war er jetzt durch die Kraft des Dämons unterdrückt worden, denn er herrschte und gab die Befehle.
    Tom hatte sich nicht in Bewegung setzen wollen. Er tat es trotzdem und ging vor.
    Schritt für Schritt näherte er sich seinem Verderben, indem er in die schmale Gasse hineinging.
    Jericho lockte. Jericho wollte etwas von ihm, und er konnte ihm nicht widerstehen.
    Toms Füße schabten durch den Unrat. Sie wirbelten ihn durcheinander.
    Er kümmerte sich nicht darum, und auch nicht die Menschen, die an der Öffnung der schmalen Gasse vorbeischritten. Sie dachten nicht daran, auch nur einmal den Kopf zu drehen. Starr gingen sie ihres Weges. Für sie mochte die Gasse nicht einmal vorhanden sein.
    Auch Jericho war nicht stehengeblieben. Er kam seinem Diener oder Opfer entgegen.
    Jeden Schritt genoß er. In seinem Gesicht war der Triumph zu lesen. Da strahlten die kalten, kleinen Augen, da zitterte der Mund in einer nahezu wilden Vorfreude, und an den Lippen bildeten sich immer größere Schleimblasen.
    Jericho war schon der Sieger. Das ahnte Tom zwar, nur konnte er nicht dagegen an. Ihm blieb nichts anderes übrig, als dem Dämon entgegenzugehen, der seinen Mund jetzt so weit wie möglich

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