Friedhof New York
geöffnet hatte, wobei er an den Seiten zuckte.
Im abstoßenden Babygesicht klaffte ein Loch. Eine auf die Entfernung hin gesehen finstere Höhle, in der es allerdings zuckte und sich einiges bewegte.
Das war kein Schleim, sondern eine andere Masse, die aus den Tiefen des Leibes nach vorn und in die Höhe gedrungen war.
Die Masse drückte weiter, weil die offene Mundhöhle sie immer mehr anzog und den Drang, ins Freie zu gelangen, verstärkte.
Noch war Tom Sengara zu weit entfernt, um etwas Genaueres ausmachen zu können, aber er fürchtete sich instinktiv vor dieser Masse, die, entgegen der Erdanziehung, in die Höhe gedrückt wurde.
Dann waren die ersten da.
Sie gaben ihr Sekunden später einen dunklen Glanz. Da der Mund weiterhin zuckte und dabei aufklaffte, gab es kein Hindernis, das ihren Weg hätte stören können. Sie wühlten sich durch den Mund, als wären sie ein Band, an dem gezogen wurde. Und sie schafften es, über die rosigen Lippen zu kommen und den Weg ins Freie zu finden.
Erst in diesem Augenblick sah Tom Sengara, was sich da aus dem Körper nach außen gedrückt hatte.
Getier, Gewürm, Spinnen, Käfer und Würmer, die sich ineinander gekrallt oder verklebt hatten und aus dem Leib des Dämons herauswollten. Jericho war stehengeblieben. Seinen massigen Körper hatte er zurückgelehnt. Es sah so aus, als würde er jeden Augenblick nach hinten fallen. Seine Arme zuckten hoch, die babyartigen Stummelfinger drangen in die Mundhöhle hinein und packten die empfindliche Haut an den Seiten der Öffnung, wo sie diese auseinanderzogen, als bestünde sie aus weichem Gummi. So verformten sie den Mund zu einer schrägen und breiten Öffnung, die dem Nachschub immer mehr Platz bot.
Jetzt erst quoll er richtig hervor. Ein mundbreiter, zuckender, dunkler Strom aus Käfern, Würmern und anderem Kleingetier. Jericho brach es aus. Das Zeug klatschte auf den Boden wie eine dicke Schlammschicht.
Jetzt wäre es an der Zeit für Tom Sengara gewesen, das Weite zu suchen. Vielleicht hatte er an Flucht gedacht, nur würde er diesen Gedanken nicht mehr in die Tat umsetzen können, weil Jerichos Macht einfach zu groß war.
Sie hielt ihn umschlossen, sie hatte sich seines Willens bemächtigt, dagegen konnte er nichts tun.
Tom senkte nur seinen Blick und glotzte auf die Masse, die auf dem Boden lag, aber dort nicht liegenblieb, sondern sich weiterbewegte, kroch, sich wand und den Menschen Tom Sengara als Ziel ausgesucht hatte.
Der Indianer hatte nur Augen für das Gewürm. Er konnte sich ausrechnen, wann er ihn erreichte. Eine Minute würde er kaum Zeit haben, dann war es soweit.
Noch immer strömte dieser eklige Nachschub aus dem Maul des Babygesichts. Da stand jemand auf der Siegerstraße, und diese Gestalt genoß es auch zu herrschen.
Wie ein Teppich kroch und krabbelte die Masse heran, bis die ersten Würmer die Fußspitzen des Mannes erreicht hatten. Sekundenlang schöpfte er Hoffnung, als sich die dunklen Kreaturen beruhigten. Das ging schnell vorbei, denn sie umrundeten die beiden Füße des Mannes und ließen ihn aussehen, als würde er inmitten eines dunklen Sees stehen.
Dann setzten sie ihren Weg fort.
Diesmal jedoch nicht mehr nach vorn, sondern in die Höhe. Sie fanden überall Halt. Zuerst an den Schuhen, dann an den Socken und wenig später an den Hosenbeinen, an denen sie außen hochkrochen, wobei sie auch nicht vergaßen, in die Beine zu kriechen und Tom sie plötzlich an der Haut spürte.
Es war der erste Kontakt. Er zuckte zusammen. Er spürte die eklige Kälte und den Schleim, der brannte.
Den Kopf hatte er nach vorn gebeugt und schaute auf den langen Teppich. Er bildete die Verbindung zwischen ihm und Jericho, dessen Gesicht er nicht mehr sah. Der Dämon hatte den widerlichen Schädel so weit wie möglich zurückgedrückt, den Mund hielt er nach wie vor offen, und in seinen kleinen Augen lag der Triumph des Grauens.
Er genoß es, sein Opfer erst leiden zu sehen, um es anschließend zu töten…
***
Daß etwas nicht in Ordnung war, hatte ich daran gemerkt, daß vor dem Haus des G-man ein Fahrzeug schräg auf dem Gehsteig stand, von einigen Gaffern umringt war, die mich praktisch dazu aufforderten, ebenfalls einen Blick in den Wagen zu werfen.
Es war ein Dienstfahrzeug, und wenn mich nicht alles täuschte, gehörte es dem New Yorker FBI, denn ich sah ein in der Konsole stehendes Telefon, wie es zumeist von der Polizei benutzt wurde.
Mein Magen zog sich zusammen, als ich den Stich spürte.
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