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Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stürmischen Zeiten, die über die Stadt New York hereingebrochen waren, mehr oder minder gut überstanden.
    Nichts konnte sie mehr erschüttern, und sie wunderte sich nur über eine Tatsache. Daß sie den Menschen, die hier lebten, doch noch positiv gegenüberstand. Dabei spielte es keine Rolle, welcher Rasse sie angehörten, denn sie hatte erlebt, daß nicht nur Weiße hilfsbereit sein konnten, sondern alle Menschen.
    Natürlich hatte sie auch ihre schlechten Erfahrungen gesammelt, die aber verdrängte sie.
    Aus ihrem faltigen Gesicht stachen die hellen Augen hervor. In ihnen lag das Wissen mehrerer Generationen verborgen, das sich auf Lebensweisheiten bezog.
    Weil sie diese Einstellung zum Leben hatte und sie die auch ihren Kindern und Enkeln mit auf den Weg gegeben hatte, war es für sie eine Selbstverständlichkeit, Chato und seinen Freund Tom bei sich aufzunehmen, denn Chato hatte ihrem Enkel Curley das Leben gerettet, als er sich auf einem Wüstentrip das Bein gebrochen hatte und Hilfe meilenweit entfernt gewesen war.
    Beide Indianer lebten in ihrer Wohnung, die nur aus zwei Zimmern und einem winzigen Raum bestand, wo sich die Menschen waschen und duschen konnten.
    Die Gegend gehörte nicht zu den besten. Sie lag in Brooklyn, wo die Häuser dicht an dicht standen, die Upper Bay nicht weit entfernt war und damit auch nicht die Freiheitsstatue.
    Schon um die Jahrhundertwende herum waren hier Auswanderer eingezogen, es hatten sich Viertel gebildet, in denen nur bestimmte Gruppen lebten, doch mittlerweile war diese Phalanx aufgerissen worden, so daß ein buntes Gemisch aus vielen Rassen und Völkern entstanden war.
    Mrs. Markham zählte zu den guten Beobachtern. Sie wußte sehr genau, wann Menschen Probleme hatten. Chato war davon nicht verschont geblieben, nur verstand er es, sie besser unter Kontrolle zu halten. Er war sehr ruhig und strahlte immer eine gewisse Sicherheit aus. Im Gegensatz zu seinem Freund Tom Sengara, der seine Sorgen nicht unterdrücken konnte. Es war ihm auch nicht möglich, ruhig sitzen zu bleiben. Immer wieder mußte er in die Höhe springen und in den Räumen auf- und abgehen. Sehr oft blieb er dabei vor dem Fenster stehen und schaute nach unten auf die triste Straße, die nur selten von den Strahlen der Sonne erreicht wurde.
    Elisa Markham tat so, als würde sie es nicht bemerken. Sie saß auf ihrem Platz und legte Karten. Hin und wieder schaute sie über den Rand ihrer Lesebrille hinweg auf den Rücken des jungen Mannes, der leicht nach vorn gebeugt war, weil sich Tom mit beiden Händen auf der inneren Fensterbank abgestützt hatte.
    Die Probleme der beiden Männer mußten schwerwiegend sein, aber die alte Frau hielt sich zurück. Wenn der eine oder andere darüber sprechen wollte, sollte er es freiwillig tun, möglicherweise konnte sie ihm dann einen Rat geben.
    Tom Sengara schaute so lange wie nie aus dem Fenster, und manchmal stöhnte er auf.
    Elisa schob die Karten zusammen. »Sag mal, Tom, wie groß sind deine Probleme?«
    »Wieso?« fragte er, ohne sich dabei umzudrehen.
    »Ich spüre es doch.«
    »Okay, okay«, flüsterte er, »ich warte eben auf Chato. Ich weiß auch nicht, weshalb er nicht gekommen ist. Es ist mir alles ein Rätsel, zum Teufel. Ich komme damit nicht zurecht, daß er mich so lange allein läßt. Die Befürchtung, daß ihm etwas passiert sein könnte, steigt. Oder siehst du das anders, Elisa.«
    »Ja.«
    Tom war überrascht. Er fuhr herum und schaute die Frau an, die ihren Mund zu einem Lächeln verzogen hatte. »Du brauchst keine Angst zu haben. Chato ist gut, das weiß ich. Er ist in der Lage, die Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, falls sich ihm welche entgegenstellen. Das sagt mir meine Menschenkenntnis.«
    »Und wenn du dich nun irrst.«
    »Nicht ich. Nicht bei Chato.«
    Tom fuhr durch sein dunkles Haar. Er hatte leicht schräg stehende Augen, und unter seiner Haut traten die Wangenknochen scharf hervor.
    Auf den Lippen schimmerte Speichel. Er schüttelte einige Male den Kopf.
    »Weißt du was? Ich muß hier raus.«
    »Aus dem Zimmer?«
    »Ja und aus dem Haus.«
    Elisa Markham deutete auf die Wohnungstür. »Bitte, Tom, ich halte dich nicht.«
    Das überraschte ihn etwas. Zwei Schritte kam er vor und stützte die rechte Hand auf den Küchentisch. »Du läßt mich einfach gehen, Elisa?«
    »Warum nicht? Du bist kein Gefangener.«
    »Das stimmt.«
    »Also kannst du auch das Haus verlassen. Ich weiß nicht, welche Probleme euch drücken, könnte mir aber

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