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Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kontakt hatte ich gespürt, daß die Wirkung in dieser Traumwelt gleich Null war. Das Metall hatte sich nicht angefühlt wie Silber. Es war stumpf wie Blei geworden.
    Ich erinnerte mich an die Szene in der Wüste, wo durch die Kraft des Kreuzes die vier Erzengel herbeigerufen worden waren. Sie waren mit ihren Trompeten ›bewaffnet‹ gewesen, sie bliesen zum Untergang, und sie hatten den Ort Jericho letztendlich zerstört. Aber damals hatten wir wieder in der realen Welt gestanden und waren nicht in die Träume der Menschen hineingesunken.
    Der blaue Himmel blieb nach wie vor als Leinwand bestehen. Die unbeschreiblichen Szenen erlebten immer neue Varianten. Es war schon ein Wunder, daß wir nicht vom Blut der Gefolterten Übergossen wurden.
    Aber es waren Träume, noch Träume.
    Ich schaute über das Wasser. Schwarz, dunkel und abweisend. Noch immer sah ich denselben Horizont, eben das Ufer der Millionenstadt, aber wir waren nicht näher herangekommen, obwohl sich dort etwas Furchtbares abspielte.
    Die Silhouette der Häuser bewegte sich. Sie sah aus, als hätte sie von einer bestimmten Seite her einen Stoß bekommen. Und dieser eine Stoß wirkte wie bei einer Reihe von aufgestellten Dominosteinen. Kippte einer, dann kippten auch die anderen.
    Die Häuser fielen. Sie fielen zur linken Seite hinweg, aber sie blieben nicht liegen wie die Dominosteine, sondern krachten während des Falls noch ineinander.
    Gewaltige Staubwolken quollen auf, als wäre ein riesiger Vulkan dabei, seinen giftigen Atem in den Himmel zu stoßen, um die Welt dort für alle Zeiten zu vergiften. Was uns der Traumdämon präsentierte, war der Untergang pur, und gerade die Lautlosigkeit des Vorgangs machte den Schrecken für uns vollkommen.
    Abe Douglas saß neben mir und hatte seine rechte Faust gegen das Kinn gedrückt. Er erlebte diesen Vorgang noch tiefer als ich, denn er war mit Leib und Seele New Yorker, auch wenn er oft genug über diese Stadt fluchte. Sie war seine Heimat, hier war er geboren, hier wollte er sterben und sah nun ihren Untergang.
    Innerhalb von Sekunden war die Skyline verschwunden. Zurück blieben starre Gebilde, kreuz und quer in sich verkantet oder wie Totenarme in den Himmel ragend.
    Ein perfekter Zusammenbruch und eine Apokalypse, in der es unzählige Tote gegeben haben mußte.
    Der Sensenmann vor uns hatte sich nicht einmal bewegt. Als Statue des Grauens stand er nach wie vor am Bug und schaute nach vorn. Abe ließ den Arm sinken. Er wischte über seine Augen, mit der Zunge fuhr er die Lippen nach.
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Abe, bitte, reiß dich zusammen. Es ist nicht Wirklichkeit gewesen, nur eine Illusion des Dämons Jericho.«
    »Ja, John, ja!« keuchte er. »Du hast recht. Es ist nicht die Wirklichkeit gewesen, aber wir wissen beide, daß Jericho es schaffen kann, dies Realität werden zu lassen. Hast du das vergessen? Wenn er die Träume der Menschen so stark intensiviert, dann schaffen sie es doch dank ihrer geistigen Kräfte, dies alles wahr werden zu lassen. Verdammt noch mal, ich irre mich nicht!«
    »Stimmt«, gab ich zu. »Jericho braucht nur genügend Schläfer zu sammeln, um aus dem Traum Wirklichkeit werden zu lassen.«
    »Und dann? Was machen wir dann?«
    Ich lächelte etwas verloren. »Wir vielleicht nicht. Wir können uns nur hier wehren, wenn überhaupt. Aber ich habe nicht die beiden anderen Eisen vergessen, die noch in unserem Feuer glühen.«
    Abe sah aus, als wollte er von mir wegrücken. »Du denkst dabei an Chato und Suko?«
    »Chato haßt Jericho.«
    »Dann traust du ihm einiges zu.«
    »Ich denke schon.«
    »Auch die Vernichtung?«
    »Das kann ich nur hoffen.«
    Der G-man wußte nicht mehr, was er darauf erwidern sollte, deshalb schwieg er.
    Ich aber hielt meinen Blick nach vorn gerichtet, und dort sah ich, wie sich das Wasser stärker bewegte und an einigen Stellen sogar aufgewühlt wurde.
    Etwas trieb auf uns zu.
    Selbst Abe hatte es gesehen. Er kniete sich jetzt hin, um den Blick nach vorn richten zu können. Der Sensenmann rührte sich nicht. Er stand unbeweglich und schaute geradeaus.
    Doch die Masse trieb weiter. Sie würde uns sehr bald schon in einer breiten Front erreicht haben. Sie schwamm dicht unter der Wasserfläche.
    Leider konnten wir wegen der schwarzen Farbe nicht erkennen, was uns da entgegentrieb.
    »Er läutet das Ende ein«, flüsterte Abe Douglas. »John, davon bin ich fest überzeugt.«
    »Warte es ab.«
    »Es wird keine zweite Überraschung mehr

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