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Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Titel: Friedo Behuetun 02 - Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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der Polizist, solle sie nicht verraten beim Moshir, sie hätten nichts über ihn gesagt.
    »Warum?«
    Na ja …
    Jaczek hatte verstanden.
    »Nein, nein, macht euch mal keine Sorgen.«
    Es schellte zur zweiten Stunde. Gongte, besser gesagt. Ding. Dang. Dong. Wie in einem billigen Supermarkt. Dafür jedoch gab es sicher ein pädagogisches Konzept.
    »Ich danke euch. Aber jetzt geht mal wieder in den Unterricht, ja?«
    Damit war das Gespräch zu Ende.
    Jaczek fuhr ins Büro.
    Ungefähr zu der Zeit, als Kommissar Behütuns mit Peter Abend und Peter Dick im Präsidium saß und Jaczek die Schule betrat, fuhr Bauer Löhnert aus Steinach bei Fürth mit seinem Schlepper, einem John Deere – die Staplergabel vorne anmontiert und hintendran ein Gewicht, einen fetten Betonklotz –, zwischen seinen Tabakfeldern hindurch. Steinach liegt südlich von Kleingründlach, also näher an der Stadt Nürnberg als Kleingründlach selbst, gehört aber trotzdem zu Fürth. Komisch ist das schon. Du fährst von Fürth aus in Richtung Erlangen, hast also Nürnberg im Rücken und fährst davon weg – und landest aber nicht auf Erlanger, sondern auf Nürnberger Gebiet. Egal. Löhnert hatte hier ein paar Äcker dazugepachtet und Tabak angepflanzt. Der Tabak stand gut, schon fast mannshoch, und er würde ihn in diesem Jahr nach Ägypten liefern lassen. Die Ernte war schon komplett verkauft. Virgin und Burley. Im letzten Jahr hatte es noch so ausgesehen, als müsse er den Tabakanbau beenden – eine Familientradition schon seit mehreren Generationen und eine Tradition überhaupt im Knoblauchsland –, denn die Subventionen der EU waren gestrichen worden. Raucher wurden immer mehr diskriminiert. Dann aberkamen die Ägypter und zahlten einen guten Preis. Dreiachtzig pro Kilo Qualität I, das war nicht zu schlampig.
    Ein leichter Nebelschleier lag noch über den Äckern, fette Tautropfen glänzten an den Pflanzen, aber die Sonne schien schon kräftig und der Tau wäre bald verdampft. Löhnert wollte hinüber zum Weizen. Auf dem Acker dort hatten sie am Freitag gedroschen, und die großen Strohrollen lagen noch so herum, wie sie die Maschine abgeworfen hatte. Er wollte sie nur schnell mit der Gabel zusammenfahren und am Feldrain entlang aufschlichten, um sie dann irgendwann später heimzuholen und einzulagern.
    Hasen hoppelten über das Stoppelfeld, als Landwirt Löhnert sein Ziel erreichte. Dicke schwarze Krähen pickten und hüpften federnd davon, wenn er sich mit seinem John Deere näherte. Sie flogen schon lange nicht mehr weg. Nur dann, wenn er ausstieg, wenn sie Menschen sahen. Vor der großen, lauten Maschine hatten sie keine Angst. Der Boden war trocken und fest, und er konnte seine Ballen ohne Probleme entlang des Weges, schön einen neben dem anderen, ablegen.
    Gute 20 Minuten später war er damit fertig und fuhr auf dem geschotterten Feldweg zurück.
    »Uff – haben die hier gewildert?«, schoss es ihm durch den Kopf, als er den riesigen roten, nein, fast schwarzen Fleck auf dem Weg sah. Besser gesagt das, was er offensichtlich auf seiner Fahrt vorher mit seinen schweren Reifen freigelegt hatte. Er hielt seinen Trecker an, legte den Leerlauf ein und stieg hinunter. »Die müssen ja hier ein Schwein geschlachtet haben«, dachte er, als er die Stelle untersuchte. »Ein Reh hat nicht so viel Blut. Wenn das Blut ist. Aber ein Wildschwein haben wir hier schon lange nicht mehr gehabt. Und dann versucht, es zu kaschieren.« Denn ganz offensichtlich hatte man losen Splitt oberflächlich über die Stelle gestreut. Deshalb war es ihm vorher wahrscheinlich auch nicht aufgefallen. Aber vielleicht hatte er auch einfach nicht auf den Weg geachtet.Bauer Löhnert scharrte ein wenig mit dem Fuß an der Stelle, dann ging er in die Knie, zerkrümelte die Steinchen mit den Händen. Ließ sie sich durch die Finger laufen. »Ja, sag mal – da sind doch auch Scherben dabei!« Schlagartig war Bauer Löhnert alarmiert. Der Puls klopfte ihm im Hals. Hatten die Frauen heute früh nicht irgendetwas gemunkelt? Jäh dachte er an das Mädchen aus Kleingründlach. Ob das etwas damit zu tun hatte? »Nein, nein, nein!« Er schüttelte den Kopf. »Mein Gott … hoffentlich nicht!« Aber er wurde das bedrückende Gefühl nicht los. Er tastete über seine Taschen. Wo war denn sein Handy? Hatte er es nicht dabei? Nein, stimmt, das hatte er beim Spiegel im Eingang zu Hause abgelegt, erinnerte er sich. Und nicht wieder eingesteckt. Wer denkt denn auch an so was! Löhnert

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