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Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Titel: Friedo Behuetun 02 - Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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die Träume«. Dafür gab es dann auch noch öffentliche Zuschüsse. In so einem Kontext hätte er auch gerne einmal einen Fall. In den Schiebereien ermitteln, die er hinter diesen Projekten vermutete.
    »Nein, nein«, antwortete Kollitz lachend. »Nicht so, wie Sie das denken. Das hier ist Industriegebiet. Wir bauen ein Möbelhaus. Möbel Köster, noch nicht gehört?«
    Köster? Klar kannte er die. Die saßen doch in Poppenreuth, im alten Franken Wohnland, oder? Hatten das plattgemacht und übernommen. Da hatte er seine Küche her.
    P. A. tippte ihn von hinten an. »Chef, wie machen wir hier weiter?«
    Kollitz!, dachte Behütuns. Das ist die Gelegenheit! Ich werde mich jetzt mit dem … und abends sehn wir uns wieder!
    »Ich muss mit Herrn Kollitz reden, er muss schon bald zum Flieger.« Wo hatte er denn das nun wieder her? Irgendwowar auch diese Info abgelegt gewesen, und sein Gehirn hatte sie schnell mit der Situation verbunden. Relevanzen erkannt und verknüpft. Super, wenn dieses Gebilde so funktioniert! Er staunte darüber immer wieder. Doch diesmal konnte er es sich auch erklären: Irgendetwas an diesem Mann interessierte ihn. Er konnte zwar nicht sagen, was, aber es war so. Deshalb wurden alle verfügbaren Informationen möglichst schnell vernetzt. Das war jetzt auch nicht mehr dieser Kopf-in-den-Sand-, Abtauchen-, Verstecken- und Es-wird-schon-alles-wieder-gut-werden-und-irgendwie-vorbeigehen-Reflex, der bei ihm als Kind – und manchmal auch noch heute – so gut funktionierte, sondern es war … Er konnte es nicht sagen. Es war einfach so. Dieser Mann, dieser Kollitz, er musste jetzt einfach mit ihm reden. Irgendwie.
    »Setzt euch zusammen, Dick, Jaczek und du. Tragt zusammen, was ihr alles herausgekriegt habt, und nehmt euch vor allem diesen Schrauber hier vor«, sagte Behütuns und deutete auf Moshir Salawi, der in der Hocke an der Werkstattwand saß. Auf den Hacken, die Arme um die Knie geschlungen. Wie kann man nur so sitzen, dachte Behütuns, das geht doch gar nicht, das muss doch wehtun. Dabei sah es ganz entspannt aus. »Bei ihm war das Mädchen zuletzt. Und: Ihr Vater hatte sie angeblich vergewaltigt. Seht zu, dass ihr den ausfindig macht. Das ist das Wichtigste erst einmal. Treffpunkt im Büro … Wann geht Ihr Flieger, sagten Sie?«, wandte er sich wieder an Kollitz.
    »18.30 Uhr, wenn ich den kriege. Ansonsten 19.10 Uhr.«
    Also um sechs am Flughafen, spätestens, überlegte Behütuns halblaut. Jetzt ist es kurz vor drei. Und zu P. A.: »Treffpunkt halb fünf im Büro.«
    Dann wandte er sich an Kollitz.
    »Kommen Sie, ich muss mit Ihnen reden.«
    »Bin ich verhaftet?«, fragte Kollitz, und seine Augen blitzten, als wäre er darin erfahren und kenne die Situation schon.
    »Das machen wir später«, gab Behütuns zurück. »Kommtganz darauf an, was Sie gestehen.« Irgendwie hatten die beiden einen Draht zueinander.
    Er blickte sich um. Wo konnte man sich hier unterhalten? Behütuns kannte das Gelände nicht. In den leeren Hallen? Das war nicht der richtige Ort. Er wollte raus, weg von dem Durcheinander, den Spurensuchern, der Leiche, den Kollegen. Keine Flucht. Vielmehr Ruhe, das war es. Im Moment konnte er hier nicht denken.
    »Müssen Sie vielleicht noch in Ihre Pension?«, fragte Behütuns.
    »Nein«, antwortete Kollitz. »Keine Sachen mehr dort?«
    »Sachen? Nein, hab ich an. Alles andere ist im Auto. Ist nur ’ne kleine Tasche.«
    Behütuns überlegte.
    »Wollen Sie etwas essen?«, fragte er weiter, hatte aber keine Ahnung, wo er dann mit ihm hätte hin sollen. Außerdem: die Currywurst …
    »Nein, danke. Ich muss nichts essen. Ich esse tagsüber nie.«
    Gott sei Dank, dachte Behütuns. Aber nun?
    »Gehen wir ein wenig spazieren, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Kollitz da, »ich muss mir ohnehin noch ein paar Dinge ansehen.«
    Behütuns war es recht. Die Currywurst meldete sich wieder.

Mit dem habe es keinen Sinn zu reden;
    der erinnere sich an alles und nichts.
    Christoph Ransmayr, Die letzte Welt
    9. Kapitel
    Behütuns und Kollitz verließen das Gelände, bogen nach rechts auf die Straße ab und schlenderten über den aufgebrochenen Asphalt.
    »Was ist das, ›Leiter Expansion‹?«, fragte Behütuns, um das Gespräch zu eröffnen. Er hatte die verknautschte Visitenkarte von Kollitz aus seiner Jacketttasche gekramt und las die Berufsbezeichnung vor.
    »Geschwollener Quatsch«, antwortete Kollitz. »Ich mach die Standorte und die Genehmigungen für neue Häuser klar.«
    »Neue

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