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Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Titel: Friedo Behuetun 02 - Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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Monitor.
    »Ampel?«, fragte Behütuns.
    »Keine Ahnung. Das Signal ist weg.«
    »Wie weg?«
    »Das Signal ist weg. Kein Signal mehr.«
    »?«
    »Ich habe nur den letzten Standort.«
    »Hängt der Computer wieder?«
    »Der geht.«
    »?«
    »Vielleicht haben sie uns durchschaut und den Sender entdeckt?«
    »Dann wären sie richtig gut!« Behütuns spürte, wie ihn das anspornte. Eigentlich auch ein falscher Ausdruck, dachte er, genauso wie »Ausdruck«. Anspornen ist ja, wenn dir einer den Sporn oder die Sporen in die Seite drückt, damit du abgehst. Aber dann machst du das nicht freiwillig, du hast wahrscheinlich nicht einmal Lust dazu, sondern powerst nur unter Gewalteinwirkung. Gegen den Schmerz oder für sein Nachlassen. Aber wenn mich was anspornt, dann kickt es mich, dann will ich es und muss es nicht. Wie blöd sind doch manchmal die Sprachbilder.
    Jaczek hatte die Karte herangezoomt.
    »Dresdener Straße.«
    »Kennst du die?«
    »Flüchtig.«
    »Ist da irgendwas?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Jaczek. »Ein Autohaus, der Obi war mal da, jetzt ist da ’ne Norma. Oder ein Aldi, weiß nicht genau. So’n Büromöbelladen noch, ich glaube, auch Wohnhäuser, sonst weiß ich nichts, nein.«
    Er wusste aber doch eine ganze Menge.
    »Wie lange brauchen wir noch?«
    »Drei, vier Minuten?«
    »Wie lange steht das Signal schon?«
    »Drei, vier Minuten? Ich kann’s nicht genau sagen. Vielleicht auch schon fünf.«
    Sie heizten über das Kreuz, immer auf der linken Spur. Kurz nach dem Kreuz änderte sich schlagartig das Fahrgeräusch. Wurde lauter, dumpfer, massiver.
    »Was is’n das?«, fragte Behütuns Jaczek. Der wusste doch immer alles.
    »Flüsterasphalt«, sagte er. »Erst ganz frisch drauf. Schluckt angeblich Geräusche.«
    »Stimmt, ganz deutlich zu hören«, sagte Behütuns. »Nur – mir kommt’s viel lauter vor. Und dumpfer. Dir nicht?«
    »Mag sein«, gab Jaczek zu. »Aber wichtig ist ja, wie es außen klingt, bei den Häusern dort«, nahm er den Asphalt in Schutz. Ganz typisch.
    »Hier jetzt dann raus und rechts.«
    Sie waren an der Ausfahrt Bruck. Rechtskurve und raus auf die Gerade. Weit vorne schaltete die Ampel auf Grün, kaum eine Sekunde, dann wieder zurück auf Rot.
    »Hast du das gesehen?«, fragte Behütuns.
    »Was?«
    »Die Ampel. Bei der Grünphase kannst du ja nicht mal einen Gang einlegen.«
    »Ach das«, sagte Jaczek, der tatsächlich zu allem etwas wusste. »Das ist die Busfreischaltung. Busvorrangschaltung«, verbesserte er sich.
    »?«
    »Kommt ein Bus von irgendwo, stehst als Auto so und so«, reimte Jaczek. Das schien schon wieder so ein Thema zu sein, über das er sich ärgerte. Ist ja ein glorioser Tag heute. Bei solchen Regungen war er Behütuns gleich viel sympathischer.
    »?«
    »Das ist Erlangen. Versuchsfeld für Ideen von Siemens-Ingenieuren.«
    »?«
    Sie wollen den Busverkehr fördern.«
    »?«
    »Die Stadt. Also die Verwaltung. Und Siemens hat sich das einfallen lassen.«
    »?«
    »Zwei Haltestellen vor jeder Ampel schaltet die Ampel jetzt für den Bus auf Grün, so lange, bis der Bus durch ist.«
    Behütuns verstand. »Aber das ist doch gut.«
    »Vom Grundgedanken her schon«, sagte Jaczek.
    »Aber?«
    »Zwei Dinge«, fing Jaczek an, und das freute Behütuns. Denn wenn Jaczek so sprach, machte er es kurz und präzise, ganz gegen seine Art. Immer ein Zeichen von Zorn, eine viel zu seltene Regung bei ihm.
    »Im Berufsverkehr warten 70 Autos an der Ampel auf einen Bus mit 20 Fahrgästen. Bekommen dann Grün – und gleich wieder Rot. Weil nach einer Minute der nächste Bus kommt, wieder mit 20 Passagieren.«
    »Und?«
    »Dann ärgern sich 70 über den Bus.«
    »?«
    »Ist doch ganz banal und normal: Wenn ich mich über etwas ärgere, wird es mir unsympathisch.«
    »?«
    »Das ist der falsche Weg. Der Bus soll doch attraktiver werden. Und für wen? Für die in den Autos. Die sollen sehen, dass sie mit dem Bus vielleicht schneller wären. Das war die Intention dieser Maßnahme.«
    »?«
    »Wer sich aber über den Bus ärgert, wird ihn nie benutzen.«
    »Verstehe«, sagte Behütuns. »Und wer denkt sich so etwas aus?«
    »Ingenieursgehirne, die logisch denken. Technisch halt. Aber nicht so, wie das Leben ist. Die oftmals das Richtige wollen, aber hinten kommt dabei immer das Falsche raus. Denn leider: Die Welt ist nicht logisch. Der Mensch hat keine Schalter, die man umlegen kann, um das zu erreichen, was man will. Müssten sie doch eigentlich an sich selber

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