Friedo Behuetun 02 - Dunkles
Krankengymnastik mit Sauna, eine Rechtskurve leicht einen Hang hinauf, dann links einParkplatz, dahinter schon die A 73, vorne ein Installationsbetrieb – Bäder, Waschbecken und so – und rechts weitere Wohnhäuser. Dann links ein Autohaus und rechts ein Irgendwiehaus. Lange Fassade, keine Beschriftung, heruntergelassene Rollos. Sah fast aus wie leer oder unbenutzt. Danach weitere Betriebe. Weiter vorne dann war die Straße gesperrt, da war das Trafohäuschen, da wurde gelöscht. Behütuns bremste ab, sah noch einmal nach rechts, zum Irgendwiehaus. Irgendwie war das Haus sehr auffällig ›irgendwie‹, zumindest für den geübten Blick. Auffällig unauffällig, dachte er, und seine Wachsamkeit stieg um einen weiteren Grad.
Jaczek sprach mit dem Kollegen, sagte irgendwas.
Behütuns setzte langsam zurück und schlug das Lenkrad ein, das Gebäude kam in den Lichtkegel.
In drei Metern Höhe links und rechts neben dem Eingang Laternen oder Strahler. Nein: Kameras! Sein Blick wanderte über die Fassade. Er stockte. Entlang des gesamten Gebäudes waren unterm Dach Kameras angebracht. Zwei, drei, vier, fünf, sechs Stück zählte Behütuns.
»Dresdener 73, Waffenversand für Sportwaffen, einer der größten in Deutschland«, sagte Jaczek.
»Da«, deutete Behütuns auf das Gebäude. »Kameras, Kameras, Kameras.«
Sein Puls pochte bis in den Kopf, meistens ein gutes Zeichen. War das das Ziel des Pick-ups? War er hier in der Nähe? Das würde verteufelten Sinn machen, dachte er. Trafo kaputt, Alarmanlage aus und freies Spiel, wenn man es gut plant. Waffen! Das konnte ja heiter werden.
Er ließ den Wagen wieder nach vorn rollen, langsam an dem Gebäude entlang. Etwas zurückgesetzt neben dem Trakt mit den Kameras und bisher im Dunkeln, wurde eine Einfahrt sichtbar. Das mannshohe Eisengittertor kaputt. Ein Schwenktor. Gewaltsam aufgebrochen. Niedergewalzt. Verbogen hing es seitlich an der Wand. Behütuns zögerte. Waren die noch da drin? Er schaltete das Licht aus, sah nichts. Nur drüben dieLichter der Feuerwehr. Der Rest der Welt schwarz und er von der Helligkeit noch geblendet. Aber das besserte sich schnell.
»Bleib hier, ich schau mal nach«, sagte er zu Jaczek, nahm seine Waffe aus dem Handschuhfach und öffnete langsam die Tür, seine Umgebung sondierend. Scheißsituationen sind das, dachte er, wenn du so tust, als hättest du alles im Griff, und hast doch keine Ahnung, was los ist. Er huschte hinüber zur Hauswand, lief an ihr entlang, sah an der Mauer hoch. Die Waffe im Anschlag ums Eck. Dann verlor ihn Jaczek aus den Augen.
20 Sekunden später kam er wieder zurück, aufrecht, ohne Sicherung.
»Der Pick-up ist da!«, rief er Jaczek gedämpft zu, der jetzt auch das Auto verließ.
»Haben mit ihm das Tor aufgebrochen, so wie es aussieht, und drinnen auch noch mal eins. Scheint keiner mehr da zu sein, wir sind zu spät. Verdammt!«
Das hätten wir verhindern müssen, dachte er noch, in diesem Moment explodierte etwas. Ein Feuerschein kam aus dem Hof, man hörte das Splittern von Glas und Metall. Instinktiv gingen die Polizisten in Deckung, aber es wäre ohnehin zu spät gewesen. Sie waren durch die Hauswand geschützt. Behütuns verharrte einen Moment regungslos, ging dann geduckt zurück, sah ums Eck.
»Der Pick-up«, sagte er, als er zurück bei Jaczek war. »Das waren keine Amateure.«
Jaczek telefonierte schon.
Zwei Minuten später war der Hof voller Menschen. Feuerwehrleute brüllten Befehle, stellten Scheinwerfer auf, rollten Schläuche aus, die ersten Polizisten liefen kreuz und quer, fotografierten und sperrten die Straße zur anderen Richtung hin ab.
Kommissar Behütuns stand abseits und sprach mit dem Einsatzleiter der Erlanger Polizei, erzählte ihm, was er vermutete. Das hier war jetzt nicht mehr sein Fall, sie befanden sich ja nicht mehr in Nürnberg.
Jaczek informierte inzwischen die Nürnberger Kollegen. Seine Vermutung war: Wenn die vielleicht in der Schmalau so etwas wie eine Basis hatten, dann würden sie womöglich dorthin zurückkehren. Das Industriegebiet musste umgehend überwacht werden. Man musste unauffällig beobachten, was da hineinfuhr und herauskam. Alle nur denkbaren Straßen, und das waren nicht viele. Niemanden anhalten, alles nur protokollieren, keine Streifenwagen, wenn möglich, nichts Auffälliges. Die Täter waren sicher gefährlich, sie hatten ein Auto voller Waffen und wahrscheinlich auch Munition.
Die Erlanger Polizei hatte Großalarm ausgerufen. Überregional.
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