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Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Titel: Friedo Behuetun 02 - Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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hier nicht gewesen, das wäre ihm aufgefallen. Aber er fühlte sich bestätigt: Die Täter hatten einen Kleintransporter verwendet, das hatte er doch vermutet. Und wenn das stimmte, wovon die Erlanger Polizei ausging, dann war das eine clevere Wahl der Waffendiebe: Ein Bäckereifahrzeug erweckt in der späten Nacht und am frühen Morgen keinen Verdacht. Die fahren da in Scharen umher, wahrscheinlich noch mehr als Taxis.
    Wenn aber die Vermutung mit dem Kleintransporter zutraf, warum sollte er dann mit dem Auge des Orkans nicht auch recht haben? Wenn dem so war, dann musste das ganz in der Nähe sein. Leider kannte er sich hier aber nicht aus, außerdem war er ja eigentlich auch nicht zuständig. Das war Sache der Erlanger Polizei, und die würde das schon klären, er selbst konnte nicht mehr viel tun. Er hatte hier nichts mehr zu suchen.
    Behütuns blickte noch einmal die Straße hinunter. Nichts. Er war sich jetzt sicher, dass dies nicht die richtige Stelle war. Oder hatte er etwas übersehen?
    Schön, wie der Morgen zu dämmern begann. Nach Westen hin der Himmel noch fast dunkel, von Osten her das Licht. Wie euphorisierend so ein Morgen immer ist, dachte Behütuns. Die Menschen schlafen noch, die Vögel aber sind schon alle auf. Fast ohrenbetäubend jetzt der Chor von Amseln, Rotkehlchen und Grasmücken. Sie saßen wohl alle drüben in der Gärtnerei, dort gab es reichlich Büsche, Stauden, Unterholz.
    Noch einmal klingelte sein Telefon, noch einmal eine Information: Einer der Feuerwehrmänner hatte sich, nachdem das mit dem Pockelmann-Transporter die Runde gemacht hatte, jetzt doch erinnert. Ja, den habe er gesehen, hinten beim Tatort. Er sei sich ziemlich sicher, es sei ihm aber erst wieder eingefallen, als er den Bäckereinamen gehört habe.
    Behütuns legte auf.
    Langsam ging er zurück zu seinem Wagen. Hier war es ruhig.
    Ob er jetzt bei den Musikern vielleicht doch noch auf ein Bier vorbeischauen sollte? Er hörte sie noch lachen.

Er stand vor der Gartentür. Und was nun?
    Arthur Schnitzler, Traumnovelle
    24. Kapitel
    Inzwischen war es schon fast taghell. Bis Sonnenaufgang aber würde sicher noch einmal eine Viertelstunde vergehen. Die Dämmerungsphase um diese Jahreszeit war unglaublich lang.
    Die Musiker saßen noch immer auf der Terrasse, tranken Wein. Behütuns blieb am offenen Garten auf dem Gehsteig stehen, wartete. Ob er einfach hineingehen sollte? Sich einfach selbst einladen? Er traute sich nicht, zu peinlich war das vorher gewesen. Doch da kam schon der Ruf, er war entdeckt – wie er es sich erhofft hatte. Wie blöd und hilflos man sich doch manchmal verhält.
    »Hallo, Herr Polizist, jetzt Lust auf ein Glas Wein?«
    Behütuns hob die Hand und überquerte das Stück Rasen.
    »Ein Bier wäre mir lieber, ehrlich gesagt«, gab er zurück und wunderte sich über seine Dreistigkeit, »ich hab jetzt endlich Feierabend. Bin nicht mehr im Dienst. Aber ein Glas Wein tut es auch. Und danke für das Angebot.«
    »Dietzhofer, Aufseß oder Hohenschwärz?«, fragte der mit dem kahlen Kopf. Er schien der Hausherr zu sein. »Ich habe, glaub ich, auch noch Kitzmann Keller, ist auch ganz lecker, wirklich, ausnahmsweise.«
    »Dann nehme ich das Schnappbier Aufseß, wenn es keine Umstände macht.«
    »Ich muss nur in den Keller. Dunkles oder Helles?«
    »Das Dunkle bitte.« Gerade noch verkniff er sich ein weiteres »wenn es keine Umstände macht«. Nicht nur, weil die Floskel so blöd und überflüssig war, sondern auch, weil sie noch in seinem Kopf klang, er hatte sie doch gerade erst gebraucht. Er war noch immer verunsichert, gar keine Frage. Trotzdem: DieTypen hatten Geschmack, wer diese Biere zu Hause hat, der weiß, was gut ist.
    »Glas oder Flasche?«, kam der Hausherr zurück.
    »Flasche. Danke.«
    Plopp, schnappte der Bügelverschluss.
    »Zum Wohl. Danke. Und bitte noch einmal: Verzeihung.«
    »Zum Wohl!«
    »Zum Wohl!«
    »Wohlsein!«
    »Und prost!«
    Das Bier tat gut.
    Was sag ich jetzt?, überlegte Behütuns, der keineswegs entspannt war. Muss ich jetzt nicht irgendwie das Gespräch beginnen? Erwartet man das nicht von mir? Und – gehört das nicht auch zum guten Ton? Muss ich nicht noch einmal auf den Vorfall von vorhin zu sprechen kommen, ihn noch einmal erklären, mich entschuldigen? Er fühlte sich nicht wirklich wohl.
    Die Musiker aber stellten keine Fragen, ganz im Gegenteil, sie setzten ihre Unterhaltung fort, ließen Behütuns in Ruhe.
    Hans, Hans, Hans und Hans . Er fand das lustig, originell.

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