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Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Titel: Friedo Behuetun 02 - Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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Das Büschen. Der alte Mitsubishi, dieses kleine Alibigerät, nichts Halbes und nichts Ganzes.
    Behütuns war jetzt ganz in sich, bei sich und mit der Welt im Reinen. Hans, Hans, Hans und Hans , schmunzelte er. Vier Hänse hier, vier Peters da, das war schon irgendwie komisch.
    Vier?, dachte er plötzlich. Waren das nicht auch vier dort bei den LKWs? Die Fahrer? Waren nicht sogar einmal fünf herumgestanden? Waren die wirklich aus den anderen LKWs? Sprachen Litauer und Ukrainer und Rumänen nicht ganz unterschiedliche Sprachen? Wie konnten die sich dann so unterhalten? Das hatte doch so entspannt ausgesehen vorhin, so vertraut. Und warum machten die denn überhaupt eine Pause, wenn sie doch ohnehin zu zweit in jedem Laster waren? Die könnten sich doch abwechseln beim Fahren. Und – war der eine wirklich aus dem zweiten LKW, der später angekommen war, ausgestiegen? Oder doch aus dem vorderen? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern.
    Ganz jäh durchfuhr ihn wieder etwas, das er kannte. Das Jagdgefühl, das oft nur aus vagen Gedankengängen heraus entstand, aus Vorgängen, die er gar nicht kontrollierte – doch die ihn selten trogen. So hatte er gelernt, sich voll darauf zu verlassen. Ganz unmittelbar war dieses Gefühl auf einmal da.
    Behütuns holte seinen Notizblock und sein Telefon hervor. Wählte, wartete.
    »Jaczek? Wie breit ist so ein Scania?«
    »LKWs dürfen bis zweisechzig breit sein, egal was für ein Hersteller. Außenmaß. Solltest du eigentlich wissen. Die sind nicht immer so breit, nur breiter dürfen sie nicht sein. Wo steckst du eigentlich, Chef? Du machst dich doch nicht irgendwo breit?«
    Behütuns hatte die letzten Worte nicht mehr gehört. Hatte das Telefon ein Stück vom Ohr weggenommen und sich an die Musiker gewandt.
    »Wie breit ist so ein Sprinter, wisst ihr das?«, fragte er die vier. Er bemerkte gar nicht, dass er sie plötzlich duzte.
    »Keine Ahnung«, sagte der Gitarrist. »Einssechzig, -siebzig, würde ich mal sagen. Oder einsachtzig? Da kriegst du auf jeden Fall viel rein.«
    »Einsneunundneunzig und ein paar Zerquetschte«, sagte Jaczek durch das Telefon. »Also ganz knapp unter zwei Meter.«
    Behütuns sprintete quer durch den Garten hinunter auf die Straße, das Telefon noch in der Hand.
    Die Laster standen noch da, Gott sei Dank! War vielleicht der zweite deshalb so dicht aufgefahren? Dass man die Heckklappe nicht sehen konnte?
    »Und wie hoch ist so ein Scania? Hinten, die Ladefläche, meine ich?«
    »Kann ich auch nicht genau sagen«, antwortete Jaczek. »Bis maximal vier Meter insgesamt, dann ist es aber schon ein Monster, das sieht man ihm dann auch an. Die normale Innenhöhe bei Ladeflächen von LKWs liegt eher so bei zweisechzig, zweisiebzig. Sonst noch was?« Er war ein Phänomen. Wie konnte der nur so viel wissen?
    »Und hoch? Ich mein den Sprinter.«
    »Du meinst den Pockelmann-Sprinter?«, fragte Jaczek zurück.
    »Du meinst, die haben den in einen Scania reingefahren?«
    Jaczek hatte Behütuns’ Gedankengang begriffen.
    »Das passt nicht«, sagte er nur lapidar. »Der Sprinter, der geklaut wurde, hat Überhöhe. Superhochdach, knapp über drei Meter. Oder ist der Scania extrem hoch?«
    Nein, war er nicht. Verdammt, was ist denn heute nur mit mir los. Schon wieder etwas falsch gemacht! Behütuns legte auf. Wo war hier nur der Haken? Er ging quer über den Rasen zurück auf die Terrasse, als wäre das ganz selbstverständlich.Die Musiker nahm er kaum wahr. Sie sagten nichts, waren nicht einmal erstaunt. Es war halt so.
    Wie war das vorher mit dem Andersrum? Man muss es immer anders denken, als es sich einem aufdrängt? Anders, als es einem logisch erscheint? Wie bei der Busvorrangschaltung, die die Autofahrer nur verärgert? Die pädagogisch vielleicht ein Riesenblödsinn ist? Behütuns nahm noch einen Schluck, die Flasche war halb leer.
    »Noch eins?«, fragte der Hausherr, der wohl annahm, dass auch die zweite Flasche schon leer getrunken sei. Behütuns nahm es gar nicht wahr.
    Man muss geben, wenn man etwas bekommen will, arbeitete es in seinem Kopf. Geben, wenn man etwas haben will? Wie bin ich denn darauf gekommen? Moment mal, ja doch, das war das mit dem Anhänger. Man muss mit einem Anhänger hintendran beim Rückwärtsfahren immer in die andere Richtung lenken, als in die man will. Behütuns war plötzlich wieder ganz ruhig. Den hatte er vergessen! Hatte nur auf die anderen LKWs geachtet und auf deren Fahrer. Den aber, der da rückwärts wenden wollte, den

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